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20. Januar 2004 Joachim Adomatis

Infrastruktur: Luftkreuz für Billigflieger


Lovely Field - Flughafen Berlin Schönefeld

Der Flughafen Berlin-Schönefeld senkt die Preise. Das war Ende Januar in der WELT zu lesen. Ein Rabattsystem von bis zu 30 Prozent soll dem, von den Fluggästen verschmähten ehemaligen Interflug-Airport, den fehlenden Flugbetrieb verschaffen.

Um das Image des Flughafens zu verbessern, suchen die Betreiber einen neuen Namen.
"Wir wollen die Marke Schönefeld neu positionieren. Der Flughafen soll als hip und trendy gelten", sagte Burkhard Kieker von der Flughafen Berlin-Schönefeld GmbH (FBS). Dazu gehört auch, den jetzigen Namen in der Außendarstellung "nach hinten zu drücken". Im laufenden Jahr wird der Airport den größten Verkehrszuwachs in Deutschland verbuchen:
Über 40 Prozent mehr Flüge als 2003. Die Zahl der Fluggäste wird sich verdoppeln. Dadurch werde der Verlust, in diesem Jahr 30,2 Millionen Euro, stark sinken. So die Wunschvorstellungen des Flughafenmanagers. Auch eine Verbindung in die USA über Island gehört zu den Ankündigungen.

Abschied von einer Vision

Die britische Fluglinie Easyjet, Branchenriese unter den Billigfliegern, will ab Mai 2004 von Schönefeld aus starten. Ein Dutzend europäische Ziele will Easyjet, von dem Ostberliner Flughafen ansteuern und im ersten Jahr bereits 800.000 Passagiere befördern
Die große Hauptstadtvision von der internationalen Drehscheibe Schönefeld wird damit erst mal eine Nummer kleiner geträumt. Denn die Imagination wurde in Form eines Knotens der deutschen Billigflieger zur Realität.
Als sich der Billigflieger Germanwings im Sommer letzten Jahres entschied, ab Herbst von Schönefeld aus zu starten, gab es noch einen Wermutstropfen: Der vor zwei Jahren erst gegründete Low Cost Carrier hatte lediglich den neuen Standort gegen Tegel getauscht.
Bei Easyjet ist das anders, besser. Der „billige Otto“ aus Britannien, der zu den führenden Niedrigpreisfliegern Europas zählt, startete bislang gar nicht von Berlin aus. Ein echt neuer Fang also. Damit nicht genug, die Briten setzen voll auf Schönefeld. so drückte sich Easyjet-Vorstandschef Ray Webster vor der Presse aus.

Nach seinen Formulierungen soll der Berliner Ost-Flughafen zum größten Drehkreuz der Airline werden, noch vor Genf und Paris. Die Low-Cost-Line will ab Mai zunächst sechs Flugzeuge vom Typ Airbus A319 in Schönefeld stationieren. Später würden von dort bis zu zehn Maschinen elf Ziele in Europa anfliegen. Und um den Worten Taten folgen zu lassen, kündigte Webster an, Easyjet werde den kompletten Terminal B und damit ein Drittel der Abfertigungskapazität in Schönefeld mieten
Rechnen die Easyjetter ihre Schönefelder Passagierzahlen im ersten Jahr noch mit ”nur” 800.000 hoch, so sollen es 2005 bereits 1,7 Millionen Fluggäste sein. Das würde einer Verdoppelung des derzeitigen Schönefelder Gesamt-Passagieraufkommens entsprechen. Ende 2009 rechnet sich Easyjet 2,7 Millionen Fluggäste aus.

Die „billigen Ottos“ wollen im Osten schürfen

Lange Zeit waren Billig-Airlines, die vor allem am Rhein und auf dem Hunsrück landeten, an Berlin vorbeigeflogen. Aber offenbar haben deren Marktforscher gerade auch in den neuen Bundesländern eine Bedarf an Billig-Tickets festgestellt.
Zudem beflügelt ein allgemeiner Trend Easyjet und Co. Die Billigfluggesellschaften können einer jüngst veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung McKinsey zufolge, in den nächsten Jahren weiter mit Wachstum rechnen. Der Druck auf die Kosten,die extrem hohe Auslastung und die daher sehr niedrigen Ticketpreise ermöglichten dieses Wachstum, heißt es.
Das Geschäft mit den Billig-Flugtickets boomt gegenwärtig noch. Und Schönefeld ist dabei, sich neben Köln/Bonn als das deutsche Drehkreuz der Low-Cost-Airlines zu etablieren. Innerhalb kurzer Zeit siedelten sich dort neben Germanwings und Ryanair die Billigflieger Volareweb (Italien) und V-Bird (Niederlande) an. Beim Buhlen um Easyjet hatten sich die Berliner gegenüber 80 anderen europäischen Flughäfen durchsetzen können.

Schwere Vorwürfe vom Chef der Air Berlin

Flughafensprecher Burkhard Kieker wies erneut die Anschuldigungen vom Chef der Air Berlin, Joachim Hunold, zurück, dass die Neuzugänge Sonderkonditionen genießen, die bereits ansässige Fluglinien benachteiligten. Es gebe keine Diskriminierung. Jedoch beteilige sich der Flughafen mit "Marketingzuschüssen" an Werbekosten. Das ist es ja. Mehr hatte Hunold der korrumpierenden Berliner Luftfahrtpolitik auch nicht vorgeworfen.

Mit weiteren Billig-Carriern werde verhandelt, hieß es. Die irische Ryanair teilte allerdings mit, dass sie die Zahl ihrer Berlinflüge im laufenden Jahr nicht erhöht. Sie fliegen dreimal pro Tag von Berlin-Schönefeld nach London-Stansted.
Inzwischen sprechen die Iren mit dem Betreiber von Neubrandenburg über eine Ansiedlung. Sie halten sich daneben noch immer die Option offen, einen eigenen Airport in Neuhardenberg zu betreiben. Und wie aus bisher nicht bekannten Dokumenten hervorgeht, die der Redaktion von Pilot und Flugzeug vorliegen, läßt Ryanair auch die alte MiG-Basis Eberswalde-Finow für eine Ansiedlung prüfen. Alle drei potentielle Verkehrsträger dienen dem alten Fuchs O’Leary ganz offensichtlich dazu, den Druck auf die Manager von Schönefeld zu verstärken und im Kampf um die günstigsten Bedingungen am Billig-Airport Schönefeld die Nase vorn zu behalten.

In irreführender Weise wird von Juni an ein ”Direktflug” Schönefeld-New-York angeboten. In Wirklichkeit handelt es sich um einen Flug der Icelandair Keflavik. Zweimal die Woche, mit Umsteige-Anschlüssen auf Island zum Kennedy Airport, nach Baltimore-Washington, Boston und Minneapolis-Saint Paul.

Heißt Schönefeld bald "Lovely Field"?

Nach wie vor gilt Schönefeld als das häßliche Entlein unter den Berliner Flughäfen. Airport-Sprecher Burkhard Kieker:
"Wir wissen, dass der Flughafen ein Imageproblem hat. Darum machen wir ihn attraktiver."
Neun Millionen Euro werden bis zum nächsten Frühjahr verbaut.
Der alte Ostairport soll hip und trendy wirken. Ein Namenpreisausschreiben läuft gerade. Vielleicht heißt Schönefeld dann bald "Lovely Field"?


  
 
 





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