Michael,
natürlich gebe ich Dir recht. Aber die professionelle Fliegerei ist eben eine andere Welt. Wäre ich von der LH ausgebildet worden und hätte den Trainingsstand eines Berufs-/Airlinepiloten – natürlich würde ich auch an die gesetzten Limits fliegen.
Als Privatpilot, der im Jahr sogar 100-125 Stunden fliegt, davon vielleicht die Hälfte IFR, frage ich mich aber, wie ich diesen Trainingsstand erreichen und - vor allem - auf Dauer halten soll. MIR gelingt das nicht, und ich bin beeindruckt (ohne Spott) wenn (z.B.) Achim das kann.
Dabei tue ich sogar, was ich kann. Dieses Jahr habe ich über zehn Auslandsflüge nach iFR gemacht, viele davon voll in IMC, zum Teil 2 Stunden in Wolken, Starkregen (nach Polen) – trotzdem bin ich immer bei + 500 Fuß, meistens höher, wieder VMC gewesen. Dann habe ich noch eine Woche (und ein paar tausend Euro) in professionelles IFR-Training investiert, auch im Simulator (darunter eine 4-Stunden-Session im SR22-Full Flight Sim mit an die 50 Notfällen ...).
Wenn ich dann aber sechs Wochen kaum fliege, wie es jetzt seit September der Fall war (manchmal muss ich auch arbeiten, Familie, Wartung, Urlaub) ..., dann bin ich anschließend nicht mehr fit. Ich starte - und merke sofort, dass ich kurz überlegen muss, welche Taste ich drücken muss, oder vergesse dieses oder jenes. Vieleicht habe ich mit 57 auch nicht mehr die Reaktionen und die Flexibilität, und ich merke auch, dass ich mir (noch) mehr Gedanken über die Sicherheit des Fluges mache - v.a. wenn meine Kinder hinten drin sitzen.
Um auf einen Stand zu kommen, bei dem ich jederzeit und an jedem Airport (Klagenfurt?) in IMC bis ans Minimum fliegen könnte, oder möchte, wäre sehr viel Aufwand nötig. Das ist mir zu teuer, und es ist mir auch den zeitlichen Aufwand nicht wert. Es gibt auch noch ein Leben jenseits des Flugzeugs.
Ich halte es für total kontraproduktiv, Privatpiloten, die sich realistische Limits setzen als Weicheier zu diffamieren. Und ganz realistisch gesehen, halte ich mich auch nicht für eines. Wenn ANDERE das tun .. das geht mir wirklich total am Arsch vorbei, und in diese Falle werde ich nie tappen, dass ich jemanden mit meinen fliegerischen Fähigkeiten beeindrucken wollte.
Und dann gibt es noch den Punkt Mut und Nervenstärke: Ich bin sicher, dass es Piloten gibt, die mir hier überlegen sind. Vielleicht sogar Achim (um das zu wissen kenne ich ihn nicht genug). Wenn das so ist, dann finde ich das toll und auch beeindruckend. Ich weiß schon lange, dass es Menschen gibt, die anders sind als ich. Dieses Wissen kann nur nicht zu einer Verhaltensänderung führen, was meine eigene Fliegerei betrifft.