Vorab: Keine Anlageberatung, do your own research.
1. Die Zahlen, die sie veröffentlichen, sind aus meiner Sicht schwach. 30% von 2019-2024 heißt eine Compound Annual Growth Rate von 5,4%. Das ist wahrscheinlich auch das, was der Tante Emma-Laden macht. Nur um eine Idee zu geben, das most standard pattern was VCs von Technologiefirmen erwarten ist 3-3-2-2-2: In den ersten zwei Jahren müssen sich die Umsätze verdreifachen, in den Folgejahren verdoppeln.
2, Cool, das sie 7,5M eingesammelt haben, aber schade, dass sie auch nichts über die bisherige Struktur sagen, außer diesem französischen Innovacom-VC Fund.
3. Absolute basic financial numbers fehlen wie Gesamtumsatz, Gewinn/Verlust, etc.
4. Die Verteidigkeitbarkeit des Geschäftsmodells ist fragwürdig und besteht nur in ihren bisherigen Piloten/Kunden, die man aber auch durch Marketing-Ausgaben gewinnen kann. Würde das Geschäftsmodell wirklich durch die Decke gehen, ist es vergleichsweise leicht, das ganze zu kopieren, da es nicht gerade eine besondere intellectual property hier gibt.
5. Die Wachstumschancen sind allein durch die vergleichsweise kleine Marktgröße begrenzt. Mal als ganz grobe Daumenrechnung. In 2016 gab's 2300 PPL-A mit IFR beim LBA (und nochmal 5000 CPLs). Sagen wir mal noch reine PPL'er sind 40.000, gibt in .de nicht mehr als 50.000 Piloten. Wenn man 30% dazu kriegt (und das ist schon viel), Wingly einmal im Jahr zu benutzen, haben wir 15.000 Flüge. Sagen wir geteilte Kosten pro Flug sind 500€ (auch sehr großzügig gerechnet) und davon kriegen sie 10% Provision, dann macht das 750k€. Selbst wenn sie das jetzt über alle großen EU-Länder machen und ich mich um 100% verschätzt habe, hat das ganze ein bestenfalls ein Umsatzpotential im einstelligen Millionenbereich. Umsatz, nicht Gewinn.
Auch wenn ich die Initiative als solche natürlich cool finde und den Optimismus und Durchhaltegeist der Gründer bewundere: Das alles führt dazu, dass aus meiner Sicht das ganze kein VC Case ist (was übrigens bei sehr vielen Unternehmen der Fall ist). Damit wird es aus meiner Sicht schwierig bis unmöglich, hierfür ein Folgeinvestor zu finden, der einem dann die eigenen Crowdfunded Anteile abkauft.
Das alles heißt übrigens nicht, dass man das ganze auf Dauer nicht als profitables leanes Lifestyle-Business betreiben kann, wo man als Inhaber einen guten sechsstelligen Gewinn draus ziehen kann. Aber wie die 7,5M Investment wieder reinkommen sollen ist schleierhaft, und wie man dann mit akzeptabler Verzinsung sein Kapital wieder zurückkriegen soll, erscheint mir recht fragwürdig.