Ich gebe dir recht.
Es muss geforscht werden. Das wird es an staatlichen sowie privaten Einrichtungen an vielen Orten weltweit ja auch. Aber das dauert und fühlt sich in der heutigen schnelllebigen Welt an wie eine Ewigkeit.
Nur geht es da vor allem zuerst um Grundlagen und danach zuerst der Übertragung auf Massenmärkte. Die GA und generell die Luftfahrt ist da Sekundärmarkt, da leider zu klein im Vergleich. Der Fusionsreaktor für die C172 dauert also noch etwas :P
Dass in der GA aber Totalverweigerung herrscht, halte ich für eine nicht korrekte Wiedergabe der Realität.
Vermutlich 99% der Piloten und Halter finden Fortschritt toll, sonst würde man ja kaum in etwas sitzen, was bis vor knapp 130 Jahren noch als Schwurbelei galt. Nur sind nicht alle von uns Erfinder und Wissenschaftler, sondern nur Kunden, für die es erstmal mindestens zwei Produkte geben müsste, damit sie sich zwischen denen entscheiden können.
Auch dass sich die letzten Jahre und Jahrzehnte nichts tat, halte ich für inkorrekt.
In den letzten Jahren gab es primär Fortschritte in der Elektronik und Elektrik. Das direkt in Einsparungen in böses CO2 umzurechnen macht jetzt keiner, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung und erhöht die Flugsicherheit. Mein Flieger z.B. benötigt seit Umstellung auf G5 und LED und dem Austausch der anderen alten Avionik nur noch knapp die halbe Leistung aus dem Alternator und der Spritverbrauch, um die Vakuumpumpe zu drehen, wurde auch auf null gesenkt. Ein Anfang immerhin.
Die UL Branche konnte auch nur Fortschritte umsetzen, da der Markt deutlich weniger reguliert ist und damit alles möglich wird, was bei der restlichen GA mangels Zulassungen noch nicht umsetzbar ist. Und selbst dort geht es manchmal nur illegal..Themen: Überladung, Autopiloten, Kunstflug.
Und auch diese Fortschritte sind eigentlich nur eine Kombination von Technologien, die wiederum aus dem Segelflug kamen (Werkstoffe, aerodynamische Raffinessen), aus der Unterhaltungselektronik kamen (LED, iPad) und aus dem Fahrzeugbau kamen (Rotax). Und auch all diese Entwicklungen sind zum Rest der GA hinübergeschwappt.
Auch die Adaption der Mercedes Dieselmotoren für GA Anwendung in Cessna, Piper und Diamond war ein Riesenschritt, aber taugt halt nur bis zu einer gewissen Flugzeuggröße und muss erstmal vom Kunden bezahlt werden.
Sobald es eine brauchbare Akkutechnik gäbe, würden die Anbieter von Umrüstungen doch sofort wie Pilze aus dem Boden sprießen, da der Rest der Antriebstechnik sofort verfügbar ist und auch die Zulassungsseite würde da aufgrund politischen Drucks vieles sehr schnell durchwinken, aber diese Technik fehlt nun mal.
Da kann auch die GA, also wir alle, wenig dafür.
Soll ich mir aktuell eine elektrische Pipistrel kaufen, die nicht mal mein bescheidenes aktuelles Missionsprofil von 2 Menschen plus realistischem Gepäck über 300 NM mit Reserve bewältigt? Nö!
Auch vom 100LL würde ich gerne weg, wenn es denn geht. Die hauptsächlich nur bürokratische Umrüstung liegt quasi auch parat. Fehlt halt die Versorgung vor Ort und da wo ich oft hin muss. Nur muss es eben erstmal bei jedem gehen. Bei den ganzen 4Zyl meist noch umsetzbar, sobald UL91 u.ä. verfügbar ist, aber was macht man mit seinem 6Zyl oder seinem Turbo? Da wirds schnell wieder schwierig und/oder sehr teuer.
Was man machen muss, damit es auch in der GA mit dem Fortschritt klappt?
- In der Politik dafür sorgen, dass die GA als Verkehrsmittel akzeptiert und tituliert wird und wachsen kann, statt zum Schrumpfen gezwungen zu werden. Wächst die GA mal wieder auf ein ordentliches Maß, würde man auch Flugzeuge produzieren können, die modern, sparsam UND noch bezahlbar sind. Mit 1-stelligen Verkäufen im Jahr wird niemand etwas entwickeln. Aber dafür müssten wir erstmal weg vom Trend Richtung Sozialismus und Neidkultur.
- Die Organisationen, die pro Luftfahrt sind, mit Mitgliedschaft unterstützen. Und Organisationen der GA dazu ermutigen, sich auch pro GA zu äußern und sich nicht selbst dauernd kleinzureden. (Manch Editorial in hiesigen Fachmagazinen liest sich eher, als wäre es aus einem Magazin gegen die GA)
- Bei jeder Gelegenheit Nichtfliegern anbieten, mitzukommen.
- An der Wahlurne schlaue, vorausschauende Entscheidungen treffen.
- Kitplanes auch einfacher für IFR / Wetter zulassungsfähig machen. Eigenbauten und Umrüstungen auch an zugelassenen GA Flugzeugen einfacher machen. EASA hat da schon einiges erleichtert, aber es geht sicher noch mehr, was man erlauben könnte, ohne dass gleich alle vom Himmel fallen.
- Sich bei der Wahl von Umrüstungen und Käufen für das Produkt entscheiden, dass langfristig gesünder und umweltverträglicher ist und dessen Hersteller mit der besseren Einstellung zu Nachhaltigkeit daher kommt, und nicht NUR nach dem billigsten Schnäppchen zu suchen.
- Die ganze Peripherie ums Flugzeug ökologischer gestalten. Warum Benzinschlepper, wenn auch Elektro ginge... vielleicht doch mal wieder von Hand ziehen? Ladegeräte vielleicht doch an die Solarzelle statt an die Steckdose? LEDs statt Glühdrah o. Neonröhren im Hangar?
- Gebrauchtes nicht in den Müll werfen, sondern anderen anbieten. Vielleicht mal den Keller entrümpeln. Woanders auf der Welt freut man sich noch über .25 KHz Avionik :)
- Lärmarm fliegen und nicht unbedingt auf den letzten Zentimeter seines Rechtes pochen, genau jetzt und hier möglichst schnell und tief lang fliegen zu müssen, wenn es auch anders geht.
- Spritsparend fliegen, so es denn sicher geht. Spät konfigurieren, ordentlich leanen, dank Elektronik vor dem Flug optimale Höhen recherchieren und nutzen. Unnötige Technik vielleicht auch mal auslassen. Flugzeugoberflächen mal wieder ordentlich polieren.
- Mehr IRAN wagen. Überholungen nicht sofort ansetzen, wenn Stunden rum sind, sondern schauen, dass man gute Technik noch on condition betreiben kann, wo es denn rechtlich geht. Viel wird leider auch kaputt gewartet.
- 100LL nicht in die Landschaft kippen, sondern, wenn ohne Wasser, zurück in den Tank!
- In sozialen Medien statt Poserbildern besser Sach- und Fachbeiträge posten, die anderen die Fliegerei erklären und Neugier wecken. Bilder von schicken Sonnenbrillen im Cockpit gibt es genug... aber mal ein Blick unter die Cowling oder hinter andere Kulissen ist sicher noch Mangelware.
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Das alles ist den meisten eigentlich hinreichend bekannt und alles kein Geheimnis und ich tippe das nur mal wild zusammen, da ich grad Zeit zu füllen habe, aber letztendlich kann man es zusammenfassend verkürzen:
Ich denke schon, dass genug Teilnehmer der GA willens genug sind, Fortschritt zu wagen und zu fördern, und es leid sind, als Ewiggestrige oder Fortschrittsverweigerer bezeichnet zu werden, weil es einfach nicht dem Selbstverständnis vieler entspricht.
Doch jeder arbeitet nur mit den begrenzten Mitteln, die er hat. Was es noch nicht gibt, können wir halt in der Masse nicht kaufen. Tüfteln, basteln und ausdenken machen auch sicher viele in und an Details. Nur an Grundlagen wie Quantenmechanik oder Zellchemie wagt sich naturgemäß nur ein kleiner Bruchteil. Was mir oft fehlt, ist auch ein Umdenken weg von schwarz-weiß hin zu mehr Zwischenstufen in grau oder bunt. Nicht jeder, der den Sound von Sternmotoren mag, hasst Elektroautos und nicht jeder Umweltschützer hasst Flugzeuge.
Und wenn alle weniger Angst hätten, sofort in eines der Enden der Spektren eingeteilt zu werden, würden viele auch mehr wagen und auch eher mal laut sagen, was für gute Ideen man hatte. Und in einem großen Pool von Ideen von kreativen Geistern ist dann halt auch mal eine dabei, die eine Branche oder Technologie revolutioniert. Leider scheint das vermehrt aufgrund des Zustands unserer hiesigen Gesellschaft vermehrt im Ausland stattzufinden.