Mir ist auch (derzeit) keines konkret bekannt. Aber so ganz abwegig ist das nicht.
In meinem eigenen wurde am 13.3. eine generelle Urlaubssperre ausgesprochen; vorerst bis Ende Mai.
Unter dem Druck der Ereignisse wurde dann gebeten, Überstunden, Urlaub/Resturlaub flexibel abzufeiern. Wenn es so weitergeht ist Kurzarbeit für einen Teil der MA der nächste Schritt. In der ersten Panik hat der Träger ein sattes Minus für dieses Jahr abgesegnet.
Für einen privaten KH-Träger fällt diese Option aber schonmal weg. Da bleibt kauim anderes übrig als die Abläufe zu straffen, die Prozesse nachzuschärfen und die Resourcen den Leistungen anzupassen (diesen Sprachduktus nudle ich sogar noch in Vollnarkose runter)
Ob der Staat Einnahmen für ausgefallene Operationen übernimmt? Da wäre ich mir nicht so sicher auch wenn es so klingt. Die wenigsten Kliniken haben volle terminkalender im März für den Rest des Jahres. Eher für 6-8 Wochen. insofern dürfte es den kliniken schwer fallen den tatsächlichen Leerstand mit abgesagten operationen/Behandlungen zu erklären, nachzuweisen und Kompensation zu erhalten.
>500€/Bett/Tag Entschädigung als attraktive Kompensation? Eher auch nicht.
Das zitierte Fallpauschalensystem zimmert aus Diagnosecodes und Therapiecodes sowie verweildauer und anderen Parametern eine Art "Handicapfaktor", der multipliziert mit dem sog, "Landesbasisfallwert" dann den Batzen geld ergibt., den das KH tatsacählich bekommt.
in einem gewissen "Verweildauerkorridor" wird der volle Batzen ausgezahlt. Durch "Nebendiagnosen" kann durchaus die Fallschwere (der Hadicapfaktor) erhöht werden, wodurch sich das Honorar u.U. dramatisch erhöht.
So kann z.B. eine Lungenentzündung ~2000€ durch geeignete Zusatzkodes in die Gruppe "Sepsis" rutschen und dann >8000€ erlösen. Nagelt mich bitte nicht auf konkrete Summen fest - aber das prinzip geht so.
Überschreitet man die "obere Grenzverweildauer" so gibt es per se mal nicht mehr Geld fürs Krankenhaus, beim unterschreiten des Korridors gibt's Abzüge oder der ganze Fall wird gestrichen und muss ambulant abgerechnet - grand mal de kack. Die Krankenkassen haben sich in das ursprüngliche australische DRG-System jede Menge Fangnetze (MDK) einbauen lassen um das Risiko loszuwerden.
Nehmen wir mal einen Hüftersatz (~8000€ damit's einfacher zu rechnen geht) mit einer typischen Verweildauer von 10 tagen.
heisst: 800€/Tag und Bett. Wo sollen da ~500€/Tag Kompensation bitte attraktiv sein?
Bei 10 Tagen Verweildauer könntest Du also pro Bett und Jahr 36*8000€ erlösen. Gelingt es Dir die Verweildauer zu drücken - sagen wir auf 6 Tage, aber bitte nicht unter die untere Verweildauergrenze - dann könntest Du 60*8000€ erlösen.
Also lass uns bitte normal arbeiten. Aktuell fahren viele Kliniken mit Vollgas vor die Wand.
Landesweit ist dei Belegung der Krankenhäuser und auch der viel zitierten Intensivstationen grottenschlecht. Private Betreiber denken bei 70% Belegung schonmal über Schliessungen nach.
Wir leben in der Unfallchirurgie traditionell vom Tagesgeschäft mit geringem Vorlauf selbst für planbare EIngriffe. Schulunfälle fallen gerade komplett weg, Freizeitunfälle durch Mannschaftssportarten auch. Arbeitsunfälle sind auch weniger geworden.
Sogar unsere treuesten Kunden, die Bewohner in Pflegeheimen verkneifen es sich hinzufallen - oder ist die Schwerkraft ebenfalls ausgesetzt worden und ich habe es nicht mitgekriegt?
Die internistischen Kollegen sehen aktuell kaum Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Die Message: Halte einfach die Welt an und du bist 3 der Top-Killer praktisch los.
Rückblickend auf die letzten 3 Wochen ist der verordnete Stillstand nicht gerechtfertigt.
Wir sind sicherlich zumindest hier exzellent vorbereitet, die anfänglichen Versorgungsengpässe lösen sich auf. Das Personal wird kontinuierlich im Umgang mit Beatmungen unterwiesen. Dummerweise ist es nicht damit getan Luft in einen Menschen hineinzupumpen und wieder rauszusaugen, notfalls mit toxischen Dosen Sauerstoff. So eine Lunge ist ein sehr empfindliches Organ.
Insofern ist es schlicht Schwachsinn zu verbreiten, man könne auf einem 3D-drucker mal schnell ein Beatmungsgerät ausdrucken, daß sich ein Maker-Nerd in der garage ausgedacht hat. Genauso wenig ist es realistisch GM zum Produzieren von Beatmungsgeräten zu verdonnern (oder haben die darin Know-How?)
Zumindest aktuell bestehen massive Überkapazitäten im Gesundheitswesen. Aktuell Es wäre durchaus möglich Italien,Spanien oder Frankreich massiv zu entlasten. Ich hoffe, es bleibt so.
Es wird sehr interessant sein, das deutsche System mit Ländern wie Italien/Spanien und den skandinavischen Ländern zu vergleichen. gerade die Skandinavier haben schon vor Jahren kleine KH dicht gemacht und die Medizin in wenigen grossen Zentren konzentriert und gelten als vorbildlich in Sachen Qualität und Preis.
Meine These: in 2 Jahren wird wieder munter gefordert KH zu schliessen und Überkapazitäten abzubauen.
Gesundheit als Daseinsvorsorge mit staatlicher Bevorratung von - ja was denn? Beim nächsten Mal brauchen wir vielleicht keine Beatmungsgeräte, sondern herz-Lungen_maschinen oder Dialyse weil ein anderes Virus sich ein anderes Organ aussucht.
Wen's interessiert: Googelt mal nach "EuroMoMo"