Spannendes Thema, das mich aktuell auch beschäftigt! Danke für den ersten Aufschlag.
Beruflich beschäftige ich mich mit Innovationen in der Energiewirtschaft, auch dem Thema CO2-Recycling/Vermeidung. Es gibt schon viele technische Lösungen, CO2-neutral zu produzieren: Wasserstoff-Elektrolyse mit thermochemischen Verfahren, biologische Prozesse (Algen), elektrochemische Verfahren. Es geht darum, das energiearme und reaktionsträge CO2 zu trennen und mit H2 wieder zu verketten - je länger die Ketten, desto mehr Aufwand im Raffinierungsprozess. Ganz allgemein: es funktioniert mit billiger erneuerbarer Energie oder mit großem Flächenverbrauch (Photosynthese), um ausreichend Sonnenenergie umzuwandeln. In der Summe wäre es möglich, E-Fuels herzustellen (AVGAS, Benzin, A1 Jetfuel/Kerosin), die natürlich noch preislich deutlich über dem liegen, was wir aktuell zahlen, aber auch nicht unbezahlbar wären, erste Rechnungen landen bei 20 EUR Ticketmehrpreis innerdeutsch, was interessanterweise ziemlich genau dem CO2-Offsetpreis der FFF-Forderung von 180 EUR/to CO2 entspricht. Beim Kerosin/Großfliegerei wäre das ein guter Startpunkt, da nicht/schlecht zu elektrifizieren. Technisch alles machbar! Es funktioniert kommerziell nur mit international gültigen Verpflichtungen oder mit staatlicher Förderung. Aber da Kerosin nicht besteuert ist, kann ich hier auch keine steuerlichen Vergünstigungen geben, Subventionen kämen wohl nicht infrage, da das Fliegen ohnehin schon als „zu billig“ erachtet wird. Einer der spannendsten Ansätze bei Jet E-Fuels verfolgt dabei aus meiner Sicht Nordic Blue Crude, siehe www.nordicbluecrude.no
Off-Topic: Wenn man sich das mal anschaut, ist es schon sensationell, dass Norwegen knapp 100% der Stromproduktion aus Wasserkraft, also CO2-neutral herstellt, die dortigen Überschüsse können und werden für solche Projekte und Innovationen genutzt.
Beim AVGAS sehe ich das Problem noch bei der Bleibeimischung, was deutlich umweltschädlicher ist, als die CO2-Thematik. Jeder einzelne kann aber versuchen, auf z.B. Warter WA UL 91 umzusteigen, solange dass die Motoren mitmachen. Ansonsten bleibt für CO2-Vermeidung das Offsetten, da kommerzielle Lösungen von E-Fuels bei der GA noch sehr lange Nischenprodukte bleiben werden.
Ich hoffe, die Diskussion bleibt sachlich und inhaltlich wertvoll!