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2018,11,25,09,4958846
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Ja, Überregulierung ist manchmal ein Problem - in der mdizintechnik wie in der Fliegerei. Aber Dein Beispiel zeigt in meinen Augen auch schön, dass eine Industrie oft die viel wichteigeren Probleme nicht sieht, weil sie so auf die böse Regulierung fixiert ist:
Nehmen wir an, ich (Profitgeier) entwickle also ein Produkt, um Menschen zu behandeln, die ... mit großer Wahrscheinlichkeit diese Woche nicht überleben. Nun habe ich eine Idee, wie man die Restlebenszeit ... verzehnfachen kann...
Das ist eine sehr schwierige ethische Diskussion. Grob und stark vereinfacht bin ich der Meinung, dass für Patienten die eine Restlebenserwartung von wenigen Tagen haben es nur noch darum geht, ihnen diese wenigen Tage so angenehm wie möglich zu machen während eine Verlägerung der Restlebenszeit überhaupt kein relevantes Kriterium sein kann. Ja, ich bin mir bewusst, dass es Patienten gibt bei denen auch wenige Tage mehr Lebenszeit einen relevanten Unterschied machen (z.B. weil in diesen Tagen ihr Enkel oder gar Kind geboren wird was sie unbedingt noch erleben wollen). Das sind aber die absoluten Ausnahmen.
In so fern ist gerade bei solchen Produkten die Hautverträglichkeit tatsächlich viel wichtiger, als Verlängerung der Lebenserwartung - und Regulation setzt in diesen Fällen die richtigen Anreizen, auch wenn das in anderen Fällen andersrum ist.
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Das ist eine sehr schwierige ethische Diskussion. Grob und stark vereinfacht bin ich der Meinung, dass für Patienten die eine Restlebenserwartung von wenigen Tagen haben es nur noch darum geht, ihnen diese wenigen Tage so angenehm wie möglich zu machen während eine Verlägerung der Restlebenszeit überhaupt kein relevantes Kriterium sein kann. Ja, ich bin mir bewusst, dass es Patienten gibt bei denen auch wenige Tage mehr Lebenszeit einen relevanten Unterschied machen (z.B. weil in diesen Tagen ihr Enkel oder gar Kind geboren wird was sie unbedingt noch erleben wollen). Das sind aber die absoluten Ausnahmen.
Ist überhaupt keine schwierige ethische Diskussion, wenn man einfach mal akzeptieren könnte, dass die Leute einfach selbst entscheiden sollen. Anstatt dass der Staat oder wer-auch-immer sich einmischt.
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Ist überhaupt keine schwierige ethische Diskussion, wenn man einfach mal akzeptieren könnte, dass die Leute einfach selbst entscheiden sollen.
Es geht völlig an der Realität vorbei, wenn man denkt, dass ein Patient in den letzten Tagen seines Lebens rational selbst entscheiden könnte, was es bedeutet, wenn wie in Deinem Beispiel ein Hilfsmittel die Anforderungen an Hautverträglichkeit nicht erfüllt. Selbst als Gesunder am Schreibtisch ist die Frage "Wäre eine 10% Wahrscheinlichkeit auf Verlängerung des Lebens um 3 Monate es wert, eine 60% Wahrscheinlichkeit auf ein juckendes Hautekzem bis zu diesem Lebensende in Kauf zu nehmen" echt nicht leicht zu beantworten...
Und ja, selbst die eigene Entscheidung ist eine schwierige ethische Diskussion. Niemand, der in diesem Bereich arbeitet, hat noch keinen Palliativ-Patienten getroffen, der nicht etwas wie "Einen Hund dürfte man in der Situation einschläfern und vom Leiden befreien, mich nicht" gesagt hat. Ganz im Gegenteil. Ganz offensichtlich ist diese Diskussion auch beim Thema "was darf und muss der Staat kranken Menschen vorschreiben" echt schwierig.
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Es erstaunt mich wenig, Florian, dass wir mal wieder verschiedener Meinung sind.
Bei vielen hätte ich gern, dass der Staat sich raushält. Und beim Sterben erst recht.
Meine Meinung: Jeder Mensch hat ein Menschenrecht auf seine eigene würdevolle Art zu sterben. Ausgerechnet im schwächsten Moment des Lebens, nämlich im Moment des Sterbens diese Menschenwürde zu verlieren und zum Objekt/Spielball von vorgeblich christlich motivierten gesetzgebenden Parteien zu werden - das karikiert wirklich alles, wofür Freiheit, Demokratie, Christentum eigentlich stehen sollten.
Kleiner Exkurs, wofür "Christentum" (auch) stehen kann: US-Vizepräsident Pence hat es ja geschafft, die Bibel als Begründung dafür heranzuziehen, Babys von ihren Müttern zu trennen. Das hat er nur geschafft, weil seine Klientel offenbar überwiegend nicht lesen kann (oder es nicht tut).
"Religion is an insult to human dignity. With or without it you would have good people doing good things and evil people doing evil things. But for good people to do evil things, that takes religion." (Steven Weinberg)
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Meine Meinung: Jeder Mensch hat ein Menschenrecht auf seine eigene würdevolle Art zu sterben.
Mein letzter Beitrag hierzu, weil ich das Thema bei weitem nicht so einfach finde, wie Du offenbar.
Abstrakt sind wir uns nämlich völlig einig. Rein praktisch ist aber "selbstbestimmtes Sterben" eine totale Illusion, die wenig bis gar nix mit der Realität zu tun hat.
Gerade in dem Moment, in dem es darauf ankommt ist der Sterbende nämlich umgeben von einem Haufen mehr oder weniger gut meinender Menschen, die alle dafür sogen, dass der eh schon schwache Patient sicher keine unabhängige Entscheidung treffen kann:
- Krankenhäuser/Ärzte haben je nach Situation einen finanziellen Anreiz, entweder noch möglichst lange weiter zu beatmen oder das Bett so schnell wie möglich frei zu bekommen
- Pharmafirmen versprechen "das neue Wundermittel" obwohl sie wissen, dass dies nur mit einer 30% Wahrscheinlichkeit das Leben/Leiden um 3 Monate verlängert
- Angehörige schielen je nachdem entweder auf's Erbe, sind mit der Situation heillos überfordert und/oder können nicht loslassen
- Alle Arten von "Gutmenschen" beschwören je nach Lebenseinstellung entweder den schnellen selbstbestimmte Tod oder verteufeln ihn mit mehr oder weniger großen Versprechungen für "das Leben danach"
Deswegen finde ich es wichtig, dass es für solche Situationen eine möglichst unabhängige Instanz gibt, die zumindest Leitlinien vorgibt. Das muss nicht der Staat sein - bisher hat sich aber noch nix besseres gefunden.
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der immer radikalere Initiativen hier in der braven Schweiz:
Du verkaufst die Schweiz unter Wert: Die Tatsache, dass am Wochenende die Selbstbestimmungsinitiative mit großer Mehrheit abgelehnt wurde zeigt mir, dass bei unseren südlichen Nachbarn doch sehr viel gesunder Menschenverstand im politischen Geschehen herrscht.
Ob Merz ein geeigneter Kandidat ist sollte jedenfalls nicht an der Tatsache gemessen werden, dass er GA Pilot und Flugzeugeigner ist, sondern daran wofür er einsteht. Dass die Linke hier auf ihn eindrischt...
Ich finde es eigentlich schon bemerkenswert, dass dieses Thema überhaupt gegenstand der öffentlichen Diskussion ist. Hr. Merz soll ja nicht zum Weltherrscher gewählt werden, sondern es geht um den Vorsitz einer einzelnen politischen Partei. Für jeden der nicht Mitglied eben jener politischen Partei ist also eigentlich ein ziemlich irrelevanter Vorgang.
Das dennoch darum öffentlich so viel Aufhebens gemacht wird ist schon für sich ein deutliches Zeichen der "Trumpisierung" der deutschen Politik. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals bei einer Partei eine so große öffentliche Diskussion gegeben hätte, wer denn der richtige Vorsitzende sei.
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Auch mein letzter Beitrag zu diesem Thema: faktische Entmündigung als "die beste der schlechten Lösungen"? Weil der Sterbende von interessegeleiteten Dritten "beeinflusst" sein könnte? Finde ich eine schwache Argumentation.
Und um noch die andere Klammer zu schließen: Überregulierung ist genau das gleiche Problem. Man schüttet das Kind einfach mit dem Bad aus. Löst (scheinbar) ein Problem und schafft gleichzeitig ein noch viel größeres. Ist ein bisschen wie "Steuergerechtigkeit" - wir leisten uns einen Riesenapparat und am Ende kommt sowas wie Hoeneß - oder auch Gustl Mollath - dabei raus (wer's vergessen hat, bei beiden ging es um Steuerhinterziehung, der eine hat's gemacht, der andere wollte es verhindern).
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Hallo Florian,
Du verkaufst die Schweiz unter Wert: Die Tatsache, dass am Wochenende die Selbstbestimmungsinitiative mit großer Mehrheit abgelehnt wurde zeigt mir, dass bei unseren südlichen Nachbarn doch sehr viel gesunder Menschenverstand im politischen Geschehen herrscht.
Danke. Das dürfte aber auch daran liegen, dass die Schweizer eben auf Grund der Tatsache, dass sie als direkte Demokratie direkt ins Geschehen eingebunden sind. Demokratie muss eben auch geübt werden....
Was ich damit meinte ist allerdings:
In den letzten Jahren wurden einige Initiativen angenommen, die dem Parlament nicht passten. Entsprechend versuchte das Parlament dann, die Verfassungsartikel auf Gesetzesebene unwirksam zu machen. Dies ist per se ein ziemlich undemokratischer Vorgang, denn er stellt das Initiativsystem direkt in Frage. So wurden direkte Volksaufträge die mit tw hohem Mehr angenommen wurden, vom Parlament de facto versenkt.
Dies erzeugt massiven Unmut und führte zu immer radikaleren Vorstössen, etwa der gestrigen Selbstbestimmungsinitiative und der Durchsetzungsinitiative zur Masseneinwanderung. Beide wurden vom politisch erfahrenen Volk zurecht abgelehnt, was aber das Problem nicht löst. Denn ständiges Overruling von Volksentscheiden durch ein unwilliges Parlament schwächt die Demokratie und gleichzeitig führt es genau zu der Radikalisierung, die wir anderenortes sehen und zu mehr Wahlen/Referenden bei denen man "es denen da oben mal zeigen will".
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