Hallo Björn,
über den Kauf einer maritimen Überlebensausrüstung habe ich auch lange recherchiert und nachgedacht, bin aber schlußendlich davon abgekommen. Dahinter standen im wesentlichen die folgenden Aspekte:
Der Hauptfeind eines gewasserten Piloten ist nicht das Wasser, sondern die Kälte. Eine deutliche Erhöhung der Überlebenswahrscheinlichkeit nach einer Notwasserung liefert daher nur eine wirklich gute Rettungsinsel, und auch die nur in Verbindung mit regelmäßigem Training. Das Einsteigen in eine Insel aus kaltem Tiefwasser heraus ist alles andere als banal. Für gutes Equipment und das Training sind hohe vierstellige Eurobeträge fällig, zudem muß eine Insel regelmäßig gewartet werden, trotzdem liegt sie die weitaus meiste Zeit nutzlos im Keller herum. Mietausrüstung wäre eine gute Sache, ist in einem Binnenland wie meinem aber nicht verfügbar. Oft wird nun an dieser Stelle die Frage gestellt: Ist Dir Dein Leben diesen Betrag nicht wert? Natürlich ist es das, aber mit diesem "Totschlagsargument" kann man letzten Endes jede noch so aberwitzige Summe rechtfertigen, das hilft in der Entscheidung nicht weiter.
Mein Missionsprofil schaut so aus, daß ich nahezu ausschließlich IFR unterwegs bin, sehr oft über die Alpen/on top/in IMC/at night, aber nur sporadisch über Wasser. Das Risiko eines engine failure ist überall das gleiche. Falls mir über den Alpen in aufliegenden Wolken der Quirl stehenbleibt, gibt es absolut nichts, was ich zur Erhöhung meiner Überlebenswahrscheinlichkeit noch tun könnte, dann war es einfach nicht mein Tag. Wenn ich aber grundsätzlich bereit bin, dieses Risiko in 99% meiner Flugzeit auf mich zu nehmen, erscheint es mir unlogisch, für die restlichen 1% Flugzeit Unsummen für eine Rettungsinsel auszugeben.
In der Praxis ziehe ich mir für die wenigen Überwasserstrecken eine ganz normale Schwimmweste über, bringe das Flugzeug-ELT in den "portable mode" (siehe Post weiter oben), gebe einen Flugplan auf (das ist für VFR-Kollegen erfahrungsgemäß nicht selbstverständlich), mache eine erzkonservative Spritplanung (auch das ist erfahrungsgemäß selbst unter IFR-Kollegen nicht immer üblich) und vertraue ansonsten darauf, daß mich die 1:1 Mio-Chance nicht trifft. Aber diese Nutzen-Risiko-Abwägung ist natürlich eine ganz persönliche Entscheidung, die letzten Endes jeder für sich selbst treffen muß.
Frank