Wenn man mal die Tatsache ausser acht läßt, dass es natürlich ziemlich wenig aussagt, wie die Infektionsraten einer zufälligen 7-Tage Periode mit irgendwas korrelieren, könnte ja an dem Geschwurbel was dran sein...
Da hast Du Recht. Wenn die Korrelation nur in einem einzelnen, willkürlich gewählten 7-Tages-Zeitraum zu sehen wäre, sagt das noch nichts. In der Realität tritt dieser Effekt aber um so deutlicher zu Tage, je länger (und damit repräsentativer) man den Vergleichszeitraum wählt. Abb. 1 zeigt beispielhaft die Inzidenz der Top-15-Landkreise in Deutschland(Medianwert) am 7.7.2022 in Abhängigkeit von der Impf- bzw. Boosterrate an diesem Tag, verglichen mit den jeweiligen Vergleichszeiträumen der beiden Vorjahre. Der 7.7. ist aufgrund meines Vorbeitrags weiter oben im Thread gewählt, man könnte auch jeden anderen Sommertag nehmen.
Die korrespondierenden Grafiken des RKI (Abb. 2-4) machen den enormen Anstieg der Fallzahlen im Verlauf der Impfkampagne auch optisch deutlich: Die Farbskala endete im Juli 2020 noch bei 500 (tiefrot), 2021 waren wir dann schon bei 1.000 (violett), und 2022 nach weitgehender Durchimpfung der Bevölkerung gibt es überhaupt keine Obergrenze mehr. Mittlerweile haben wir selbst im Hochsommer im Median um fast eine Zehnerpotenz mehr Covid-Fälle, als wir am Höhepunkt der Covid-19-Pandemie im Spätwinter 2019/2020 je hatten (Abb. 5).
Die Beobachtung "Je mehr Impfungen, desto mehr Kranke" gilt also nicht nur im regionalen und globalen Vergleich verschiedener Bevölkerungsgruppen, sondern auch im zeitlichen Verlauf bei ein und derselben Bevölkerungsgruppe. Unterschiede in der Altersstruktur, der Qualität und Verfügbarkeit medizinischer Versorgung, den allgemeinen Lebensumständen oder Vorerkrankungen scheiden damit als Erklärungsmodelle weitgehend aus. Der statistische Längsschnitt hat vielmehr den Charakter einer prospektiven, wenn auch nicht randomisierten, dafür aber mit Millionen von Probanden mehr als ausreichend gepowerten Interventionsstudie. Das bestärkt den Verdacht, daß wir es hier eben nicht mit einer zufälligen Korrelation, sondern tatsächlich mit einem Kausalzusammenhang zu tun haben könnten. Der weitere Verlauf wird es zeigen, wir dürfen gespannt sein.