Vor gut 25 Jahren flog ich im Sommer einmal nahe Frankfurt in einer C303 in FL120 auf Nordkurs etwa 25 NM vor einer sehr aktiven Kaltfront (mit gemeldetem Hagel). Auf dem Stormscope war die Front sehr gut zu erkennen. Wetterradar hatten wir leider keines. Wir waren zeitweise IMC, Luft war relativ ruhig. Dann begannen leichte Turbulenzen und ich fragte Frankfurt für eine Deviation nach rechts. Diese wurde zweimal abgelehnt. Man war wohl der Meinung, wir hätten genug Abstand vom Wetter... Stormscope zeigt aber auch die ganze Zeit geradeaus nichts, als es uns urplötzlich mit etwa 2000 ft/min lupfte und nur wenige Sekunden später ein Blitz einschlug. Mein Vater war der Meinung, dass der Blitz in die Nase einschlug, weil es so hell war. Allerdings schlug der Blitz, wie wir später feststellten, in die VHF Antenne der VORs am Seitenleitwerk ein. Beide VORs waren danach unbrauchbar und das eingebaute Garmin 155 GPS sowie das Stormscope für 2 min abgeschossen, aber nach einem Reset wieder einsatzbereit. Beide Handheld GPS funktionierten weiter. Direkt nach dem Einschlag informierte ich Frankfurt über den Lightning Strike und dass wir nun HDG 040 fliegen ("If we should not get approval for HDG 040 we will declare emergency.").
Wie Achim schrieb: manchmal braucht es nur eine Twin Cessna, damit eine Wolke explodiert.
Die Turbulenzen waren deutlich geringer, als ich sie von einigen TCU und anderen Erlebnissen kannte (kürzlich: Leewirbel bei Nordsturm über den Alpen). Es war ein einziger Blitz - aber der war unserer. Der Knall war laut. Das Flugzeug flog nach dem Einschlag völlig normal, aber der Adrenalinpegel war kurzzeitig sehr hoch. Wir analysierten alle wichtigen Systeme und landeten dann ohne weitere Vorkomnisse. Die Werft am Platz fand auch sofort den Eintritt in die Antenne. Das wäre der häufigste Eintrittspunkt für einen Blitz bei kleinen Flugzeugen. Man hatte zufällig eine Antenne vorrätig und nach genauer Überprüfung des gesamten Flugzeugs, der Ruder und aller Systeme wurde der Eigner informiert und die Reise fortgesetzt. Diese führte uns dann bis Grönland.
Blitze gibt es auch gerne mal neben Zellen und auch zwischen Wolken. Und manchmal auch von Wolke zu Fluzeug. Ein Blitzschlag kann passieren, der Einflug in eine richtige Zelle darf nicht passieren. Daher war für uns auch das Erlebnis des Blitzeinschlages ohne begleitende Severe Turbulence erlebbar und nach dem ersten Schreck konnten wir in Ruhe alles überprüfen.
Vor einer Front können weitere Zellen auch sehr schnell entstehen. Satellitenwetter ist hier häufig zu langsam. Die angehängten Fotos zeigen 10 min (!) in Florida. Ich war nahe KMLB am Boden und beobachtete das Spektakel. In diesen 10 min wurde es auf der vorgelagerten Insel vor der herannahenden Superzelle (mit Wallcloud) von wolkenlos zu Weltuntergang. Je stärker das Unwetter, desto weiter außen herum.