Ich kenne den Piloten nicht, aber er scheint subjektiv eher nach dem Motto "schauen wir mal was kommt" zu agieren, anstelle sich vorzubereiten.
Ja absolut, eines der wichtigsten Dinge für mich. Es gibt Menschen, und das ist völlig OK die brauchen unmengen an Daten um sich ein festes Mentales Bild von dem zu machen was kommt (eher von dem, was man glaubt was kommen wird). Wenn dann im Flug eine Abweichung vom erstellten "Plan" auftritt, reagieren diese Menschen oft sehr unflexibel, da Vorstellung und Realität nicht zusammen passen.
Ein Beispiel, Start in Friedrichshafen, 0 Grad Grenze Irgendwo bei 5.-6.000 Fuß. Im FLP des Piloten (ich war nur Pax) steht FL070. Werde vor dem Start gefragt was ich machen würde? Antwort: gleich 3.000 Fuß requesten und im "sicherem" Plusbereich bleiben (keine Enteisung vorhanden).
ATC gibt uns kurz nach dem Start die Freigabe auf FL070, Pilot bestätigt brav und wir erreichen FL070 bei -2 Grad und IMC. Wir sehen Teilweise schon fast den blauen Himmel. So ziemlich die ungünstigste Postition, gerade knapp unter den Tops und bei den Temperaturen kann man auf das Eis warten. Entweder man steigt dann weiter und versucht oben raus zu kommen (wäre nicht meine Wahl gewesen, weil wir keinen Sauerstoff mit hatten und die Tops dann doch oft höher sind als erwartet) oder man gibt 2.000 Fuß auf, um in Plus gerade zu kommen.
Wir gehen also in den Reiseflug über und ich harre der Dinge die da kommen mögen. Nach 10-15 setzten wir an der Flügelvorderkannte Eis an. Pilot schaut mich an und fragt "was machen wir jetzt?". Die Antwort: das was ich vor dem Start vorgeschlagen habe. Gesunken auf 3.000 Fuß und nice ohne Eis weiter geflogen.
Die "Moral" von der Geschichte, da wo wir waren, war ich schon und konnte ganz sicher sagen das wir da nichts zu suchen hatten. Das andere, der Pilot hat an seinem FLP festgehalten weil er Teil seines "Projezierten" Flugverlaufs war und hatte dadurch Schwierigkeiten ab zu weichen.
Aus der Ferne nur schwer zu beurteilen, aber ich hätte bei den zur Verfügung stehenden Tools erstmal geschaut, wie das Wetter auf der SID aussieht und diese nur akzeptiert wenn ich
a) sicher bin, dass das Wetter auf dieser SID kein Faktor ist
Auch dazu eine kleine Geschichte, EDDM irgendwann im Hochsommer, eine "Zelle" die halb Deutschland in West/Ostausrichtung bedeckt. In der Zeit wo wir im depature Sektor waren, musste jede, wirklich jede Maschine die von Tower kam einen Avoid HDG requesten, und nicht so 10-20 Grad, nein 40-50 Grad. In Summe konnten in dieser Zeit über 10 Maschinen die SID nicht fliegen. Bis heute habe ich mich immer gefragt warum ATC so viele Flieger auf eine SID schickt, die definitiv nicht frei ist (1-3 OK aber spätestens dann hätte man die clearance für die anderen ändern können). Die Frequenz war dadurch dramatisch überlastet und erinnerte mehr an die Po Ebene an einem Sommerabend voll Gewitter. Aber Du hast absolut recht, nur weil ATC ein Wetterradar hat und defintiv sehen konnte dass das nicht gehen wird, sind all diese Piloten auf die SID gegangen ohne sich Gedanken zu machen bzw. eine andere Clearance zu verlagen. Die sind einfach los und haben "mal geschaut" und dann im Flug das gemacht was nötig war um da nicht rein zu müssen. So handhabe ich das auch und habe dabei kein all zu schlechtes Gewissen ;-)
b) mit ATC besprochen habe und gecleared wurde, eine VFR Departure mit entsprechender Hindernis/Geländefreiheit zu fliegen.
Das ist absolut richtig, es gab eine ähnliche Situation vier Wochen vorher, nur mit Abflug Richtung Süden. ATC hat gefragt welche Bahn wir wollen (es stand Wetter im Osten und Süden) und hat einen VMC departure vorgeschlagen. Diesmal blieb dieses Gespräch aus und wurde von mir auch nicht Initialisiert, obwohl ich am Boden schon sehr genau wußte dass es der Weg nach Osten auf die SID nicht gehen wird. Da hätte man versuchen können einiges am Boden zu klären. Herr Brill hat mal einen sehr schönen Artikel darüber geschrieben, wie er das mit einem Controller versucht hat, aus zu diskutieren. Es endete kurz gesagt darin, das er auch auf die SID (mit CB drauf) ist und 2 Minuten nach dem Start den HDG requestet und bekommen hat den er am Boden wollte und nicht erhielt. Wer weiß ob sowas Böswilligkeit ist oder Verfahren dahinter stehen, machmal ist besser in der Luft zu sein ;-)
Sorry, will den Piloten hier nicht angreifen, aber mir erscheint das als nicht sehr professionell - entspricht zumindest nicht meinen pers. Standards (bei 2200h total / 600 IFR)
Bin mit vielen Piloten gefolgen die mehr Stunden hatten und war enttäuscht und mit vielen die weniger hatten und war überrascht und umgekehrt. Da gibt es so viele Schattierungen, eins haben wir alle gemein, wir machen Fehler! Was einem zum nächsten Stichpunkt bringt, ich selbst schaue für meine Verhältnisse (mal die Jugend ausgenommen) so einiges an youtube Filmen von Kollegen. Nur wenige sind für mich sehenswert (keine Musik unterlegeten Landschaftsaufnahmen) und bei denen schaue ich nur auf eins, auf "Fehler" die sie machen. Ja ich konzentriere mich richtig um zu sehen was der Pilot "falsch" macht und man findet immer etwas, egal wie gut der Schnitt ist.
Dann werden diese Kollegen oft "gebasht" dass die Schwarte Kracht und sie bekommen ihr Fett weg. Da Frage ich mich oft wie diese Piloten mit einer 90 Minütigen Videoanalyse aussehen würden oder was ihnen das Recht gibt jemand anderes so zu attakieren? Das beste und schlimmste ist doch das man für sich sagt "sowas mache ich nicht" oder "das kann ich besser" oder "Interessante Lösung, wäre ich so nicht drauf gekommen", ist doch klasse. Aber muss ich den andern dafür Persönlich angreifen "Hubert"?
Die Konsequenz ist doch ganz simpel, diese Piloten können sich dann weiter in ihrer physeudo Schönheit suhlen und die anderen lassen es einfach sein Inhalte zu teilen. Ich fände es schade, weil ich viel von den vermeidlichen Fehlner anderer lerne!