Flexibilität mag gegeben sein, wenn ich davon ausgehen kann, dass das Taxi in 5min am Bedarfsort ist. In Stosszeiten würde man dafür eine riesige Flotte benötigen, die dann die meiste Zeit ungenutzt auf riesigen Parkplätzen rumsteht.
Entweder kostet die uneingeschränkte Flexibilität eine Menge Overhead oder man muss auf eine gesicherte Reaktionszeit verzichten. Wer will das oder kann es sich zB im Beruf leisten?
Guten Morgen, Du beschreibst genau den Status quo, wo riesige Flotten von (vermeintlich) individueller Autos in den Städten rumstehen und die wertvollen Ressourcen Zeit, Platz, Energie und Gesundheit aller rauben und Kosten verursachen. Die Disruption dieser überkommenen Konzepte wird kommen. Und ich widerspreche Dir was den Overhead und Deiner Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit betrifft. Denn auch hier gehst Du von veralterten Konzepten wie zum Beispiel "Lohnarbeit", "Arbeitsplatzpräsenz" aus, von denen ich denke, daß diese in 10-20 Jahren nicht mehr so sein werden, wie diese heute noch sind. Beginnen wir mit Deiner Kostenkalkulation:
Aber auch die Kosten je Fahrt dürften nicht wesentlich besser werden. Was bringt die Nutzung - auch heute schon verfügbarer - Elektrofahrzeuge unter Kostenaspekten? (..)
Bringt dann Wegfall des Fahrers so viel, dass alles durch Werbung finanziert werden kann? Taxifahrer erhalten meist Mindestlohn, also unter 10 Euro. Wir zahlen aber eher so um die 60-100 Euro pro Stunde. Der Lohn ist also nur ein geringer Teil der Kosten.
Wieviel kostet das Voll-Leasing bei Directlease & Co für ein Taxi? Ich tippe auf irgendeine Zahl zwischen 800 und 1000,- EUR im Monat. Wieviel davon kostet ein Mindestlohn-Sklave jeden Monat? Ich benutze bewusst den Begriff Sklave, denn Mindestlöhne erachte ich als Milchmädchenrechnungen wo die tatsächlichen Kosten und Schäden an der Gesellschaft gar nicht enthalten sind. Von Mindestlohn kann erwiesenermaßen niemand leben und diese Menschen benötigen als Aufstocker zusätzlich steuerfinanzierte Transferleistungen. Und wer zahlt die? Nicht das Unternehmen, das die Sklaven beschäftigt. Aber das ist jetzt ein Fass, das reissen wir besser nicht noch auf. Denn dann müsste man wohl auch das Problem der Altersversorgung bzw. Armut dieser Mindestlohn-Sklaven betrachten.
Die Kosten eines Mindestlohn-Sklaven im Verhältis zum Voll-Leasing schätze ich grob auf etwa die gleichen 800-1000,- EUR/ Monat. Und da es noch immer Menschen sind, die auch krank werden, Urlaub brauchen und ab und zu auch Ruhezeiten benöigt man pro Fahrzeug mindestens 2-3 Stück davon. In welchen Dimensionen liegen wir nun? Meinst Du noch immer, daß Lohn nur ene geringen Teil der Kosten ausmacht? Bekommst Du jetzt eine Ahnung, was da für eine Disruption und Effizienzsteigerungen auf uns zurollen? Selbst wenn man diese anfangs noch 1:1 in veralterte Konzepte quetscht?
Wäre dem nicht so, gäbe es schon längst einen starken Trend zum E-Taxi, denn es wäre bei festen Taxipreisen ein immenser Wettbewerbsvorteil.
Bitte genau lesen, ich schreibe immer vom autonomen E-irgendwas, also einem Fahrzeug auf Rädern oder einem Flugtaxi, das als "Seilbahn ohne Seil", seine festen Flugwege in einem vermaschten Netz von Landeplattformen abfliegt.
Nimm beide Aspekte zusammen und frage Dich, wie Werbung das auf Null bringen soll. Das klappt ja auch in Bussen und Bahnen nicht.
Du vergleichst gerade so etwas wie einen Volksempfänger mit einem Kanal und nur einer Kommunikationsrichtung aus den 30er Jahren mit einem Smartphone der Moderne. Busse und Bahnen sind Relikte aus der Industrialisierung, die NULL aber wirklich NULL Erkenntnisse aus den gesammelten Daten Ihrer Passagiere ziehen. keine Rückkopplungen, keine Feedbackschleifen, keine Innovationen. Immer noch das gleiche Konzept wie im alten Rom, wo Sklaven jemanden in einer Sänfte von A nach B trugen.
Gut, ich glaube auch an eine Entwicklung Richtung autonom fahrender Autos, aber sie werden zu einem großen Teil in privatem Eigentum sein. Statussymbole zum Einen, der Hang zur Sicherheit der Verfügbarkeit zum Anderen. Oder sei es nur weil man nicht in Kontakt mit Keimen und Schmutz der Anderen kommen will.
Sobald eine gewisse Schwelle der Verbreitung überschritten sein wird, werden wohl die Versicherungen als Erste beginnen individuelles, menschliches Fahren durch höhere Beiträge zu sanktionieren. Und hier beginnt sich der Kreis zu schliessen, die breite Masse wird lieber in kostenlose on-demand gerufene Vehikel steigen und sich von A nach B kutschieren lassen, als sich ein eigenes Fahrzeug anzuschaffen, daß 97% der Zeit sinnlos in einer Tiefgarage rumsteht. Der Unterschied wird nur noch darin bestehen, wie diskret und datensparsam dieses von statten geht. Der Apple-User (als Stereotyp gedacht) wird vermutlich ein Abo-Modell abschliessen und noch wirklich für diese Leistung bezahlen und dafür ein wenig Mehr an Diskretion und Datenschutz geniessen. Die breite Masse wird "kostenlos" befördert, dafür mit Werbung und Extra-Schleifen um Kauftempel beglückt werden.
Man darf den Mensch und seine Vorlieben nicht außer Acht lassen.
Ich kratze mir gerade den Kopf. Wer von uns beiden lässt den "Menschen und seine Vorlieben" mehr außer Acht? Hast Du nicht weiter oben eine betriebswirtschaftliche Rechnung mit Mindestlohn-Sklaven verlangt und aufgestelt und den Posten der Lohnarbeit als vernachlässigbar bezeichnet?
Ich denke wir werden noch zu Lebzeiten den bedingungslosen Mindestlohn bekommen da die klassiche Lohnarbeit immer weiter zurückgedrängt wird. Ich denke auch, daß das nicht aus irgendeiner links-grün-verträumten Ecke kommen wird, sondern von genau den Tech- und IT Konzernen enforced wird, die in wenigen Jahren unsere verkommene, fette, verlogene und betrügende Autoindustrie vom Thron stoßen werden. Nicht daß IT und Tech Konzerne da besser wären, wir werden das Konzept eines bedingungslosen Mindesteinkommens schlicht brauchen, wenn wir nicht wollen, daß unsere Gesellschaft auseinanderbricht. Ich erwarte dann auch endich eine Debatte, wo die wahren und bisher poltisch-motivierten versteckten Kosten des Individualverkehrs auf den Tisch kommen. Diesel-Fahrverbote sind da nur der Anfang.
Die Ablösung von Individualverkehr ginge nur per Gesetz und das erfordert ganz andere Mechanismen...
Der Gesetzgeber? Und wer da nochmal genau? Der Heimathorst oder doch eher die Sozen? Lass mal, soviel Phantasie und Vorstellungskraft habe ich nun doch nicht ;-)