Login: 
Passwort: 
Neuanmeldung 
Passwort vergessen



Das neue Heft erscheint am 1. Mai
Fliegen ohne Flugleiter – wir warten auf ...
Eindrücke von der AERO 2024
Notlandung: Diesmal in echt!
Kontamination von Kraftstoffsystemen
Kölner Handling-Agenten scheitern mit Klage
Unfall: Verunglücktes Änderungsmanagement
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
Antworten sortieren nach:  Datum - neue zuerst |  Datum - alte zuerst |  Bewertung

14. September 2018: Von Chris _____ an Erik N. Bewertung: +1.00 [1]

@Erik:

"Ich glaube, dass nicht das Verhalten des Piloten in der Luft, sondern nach der Landung, am Boden, den Ausschlag gab, dass das Verfahren eröffnet wurde. Mein Eindruck ist, auch wenn man Chris Timeler genau liest, dass sie es dabei bewendet hätten lassen, wenn der nicht so arrogant und bescheuert reagiert hätte. ... Aber unten am Boden, das hat das Fass zum Überlaufen gebracht."

Genau das ist auch mein Eindruck. Und GENAU DAS geht überhaupt nicht. (nulla poena sine lege)

14. September 2018: Von ch ess an Chris _____ Bewertung: +1.00 [1]

Im Grundsatz wuerde ich dir zustimmen und auch wie Achim die Flogewirkung beruecksichtigen.

Zusaetzlich aber die Frage: Signalisiert jemand, der nach Abschluss so einer mangelhaften Flugleistung unangemessen auftritt (falls es so war), nicht damit indirekt auch, dass er wenig reflektiert und es (vllt.) genauso nochmal machen wuerde ?

(Davon unabhaengig gibt es ueberall Ermessensspielraeume und die kann man durch entsprechendes Auftreten mobiliaieren oder nicht ;-) )

14. September 2018: Von Chris _____ an ch ess

Off-topic aber verwandt:

Vor 15 Jahren: Es regnet, ich fahre mit meinem Auto in die Rechtskurve einer Autobahnauffahrt, beschleunige (Hinterradantrieb), das Heck bricht aus und das Auto fährt nach rechts in den Graben. Zum Glück nur Blechschaden.

Polizei kommt, sichert ab. Fragt mich, wie das passiert ist. Ich sage "Hm, ich werde wohl etwas zu schnell gefahren sein" - "Ok, das macht dann 70 EUR" - "Meinen Sie nicht, dass ich mit dem Blechschaden gestraft genug bin?" - "Seien Sie froh, das ist schon die Hälfte. Wir reduzieren das, weil Sie einsichtig sind."

Ohne weitere Worte.

14. September 2018: Von Alexander Callidus an Chris _____ Bewertung: +1.00 [1]

Man kann das schon juristisch fassen. Welche Konsequenzen hat es wohl, wenn jemand angehalten wird und sagt:

A: "x km/h? Oh Sch..., hab' ich nicht gemerkt"
B: "Ich bitte Sie, an dieser Stelle nur x km/h? Es kommt doch auf die Qualität des Wagens und die souveräne Fahrzeugbeherrschung an. Glauben Sie mir: das kann ich!"

A: "1,5 Promille? Hm, also..."
B: "1,5 Promille? Ich bitte Sie, das kann doch jedem mal passieren!"

14. September 2018: Von Matthias F. an Chris _____ Bewertung: +1.00 [2]

Ja, wir sind sicherlich nicht weit voneinander entfernt. Da stimme ich Dir zu.

Was hat "nulla poena sine lege" mit dem Fall zu tun?

Der Pilot hat mehrere Regeln gebrochen.

Sollte sich im Anschluss der Pilot durch sein Auftreten als nicht einsichtig gezeigt haben und damit die anderen Beteiligten dazu verleitet haben das juristische Verfahren auszulösen, dann ist es aus meiner Sicht völlig richtig so.

14. September 2018: Von Chris _____ an Matthias F. Bewertung: +1.00 [1]

"nulla poena sine lege" habe ich nur eingeworfen, weil das Ignorieren eines Lotsenhinweises, oder ein arrogantes Auftreten hinterher am Boden, nunmal nichts sind, was man sanktionieren könnte.

Und wenn das BAF tatsächlich das Verhalten des Piloten am Boden gestört haben sollte, weil sie darin Uneinsichtigkeit erkennen, dann wäre eine Verpflichtung zur Nachschulung das bessere Mittel gewesen.

Mit dem Bußgeld für die Nebensächlichkeiten haben sie nur erreicht, dass dieser Pilot in Zukunft den Lotsen weniger vertraut. Was kontraproduktiv für die Sicherheit ist.

14. September 2018: Von Matthias F. an Chris _____ Bewertung: +1.00 [1]

"nunmal nichts sind, was man sanktionieren könnte" Richtig. Das wurde doch auch nicht sanktioniert, oder?

Ich stimme Eriks Posting zu 100% zu:

"Der Typ hat halt alles getan, all den Menschen, die hinter den Funktionen sitzen, möglichst grossartig vor die Tür zu k***en. Das ist nicht durch vorauseilenden Verdruss über der OWi Kultur zu entschuldigen.

So sehr ich das PuF als Magazin schätze, so frage ich mich doch oft, ob es eine Art "knee jerk reflex" gibt, der Jan dazu bringt, immer, wenn es ums LBA und andere angelagerte Behörden geht, möglichst kräftig mit dem Hammer draufzuhauen. Egal, welchen Bericht man liest, das LBA ist der grosse böse doofe Hulk, und die DFS und das BAF gleich mit."

Eine differenzierte Aufarbeitung, wie es Ingo-Julian Rösch in seinem Posting gemacht hat, wäre mir lieber als dieses Bashing.

14. September 2018: Von Chris _____ an Matthias F.

Ja. Ich las (vielleicht falsch) aus deiner Nachricht raus, dass du den Piloten gerne für diese Dinge sanktioniert hättest.

14. September 2018: Von Matthias F. an Chris _____

"Ja. Ich las (vielleicht falsch) aus deiner Nachricht raus, dass du den Piloten gerne für diese Dinge sanktioniert hättest."

Es kommt mir so vor, als möchtest Du mich in eine Schublade "Blockwart" stecken.

Meine Ansicht ist, baue ich selbst Mist bin ich dafür verantwortlich.

Wenn ich auf Straferlass hoffen möchte, muss ich freundlich und einsichtig sein.

Strafen sind leider keine Schulungen - auch wenn dies sicherlich im Einzelfall hilfreich wäre.

Aber was hat das eigentlich noch mit dem Fall oder Jans journalistischer Leistung zu tun?

14. September 2018: Von Chris _____ an Matthias F.

Nein. Nichts.

Ich finde Jans Artikel übrigens nicht verkehrt. Auch nicht, nachdem ich Chris Timelers Beiträge gelesen habe (und alles darin glaube).

14. September 2018: Von Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu an Chris _____ Bewertung: +4.00 [4]

Gut. Dann glaubst Du also auch, dass der Pilot ab Passau bis Gunzenhausen (110 nm, also etwa eine Lisa-Flugstunde lang) zunächst, mal zugespitzt, Radar zugelabert hat mit der Frage, wo es das billige Mogas noch gibt, und dann FIS, wo man ihn hinkomplementiert hat mit seinen "Spritsorten-Fragen".

Fast eine Stunde lange also Lotsen als Check24, dann plötzlich die nicht erklärte Notlage wegen zuckender Tank- oder Manifold-Anzeige (weiß man nicht so genau), die alles entschuldigen soll.

Es gibt den Unterschied zwischen sauberem Urteil und "Rechtsempfinden erfüllt". Für die Lotsen und viele Teilnehmer hier ist das Rechtsempfinden mit dem Urteil erfüllt. Für die andere Fraktion wird hier nur wegen vergessenem "Cancel IFR" angeblich jeder Pilot mit 2.000 Euro bedroht. Mir erscheint es aber eher so, dass bei Jan Brill und dem Piloten Verärgerung darüber herrscht, mit dem "Wir kriegen Dich da rausgeboxt" nicht durchgekommen zu sein, als dass ernsthaft die Sicherheitskultur in Deutschland in Frage stünde.

Deswegen finde ich den Artikel unangemessen, jetzt müssen auch noch Bäume dafür sterben und Abonnenten Druckerschwärze zahlen.

14. September 2018: Von Chris _____ an Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu

Georg, niemand - auch nicht Jan, auch nicht der Pilot selbst - sagt, er habe sich optimal oder auch nur korrekt verhalten. Konstruiere nicht einen Widerspruch, wo keiner ist.

Gerichte haben im übrigen nicht die Rolle, irgendwelches "Rechtsempfinden" (fast hätte ich geschrieben "gesundes Volksempfinden") zu befriedigen. Das ist ein leider verbreiteter Denkfehler.

Die Wahrheit ist doch schlicht und einfach, das BAF macht einen grottigen Job, und AG Langen hilft auch nicht.

14. September 2018: Von Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu an Chris _____ Bewertung: +1.00 [3]

Wer Wahrheiten schlicht und einfach findet, ist dem gesunden Volksempfinden oft nahe.

14. September 2018: Von Michael Höck an Chris _____ Bewertung: +3.00 [3]

Weiß den jemand der werten Diskuttanten, wie die Polizei dem Piloten gegenüber aufgetreten ist, so das dieser nach der - ich vermute mal - auch für Ihn nicht normalen Landung auf einem geschlossenen Platz nervlich nicht völlig relaxt reagiert hat ?

Ich kann sagen, das ich mich manchmal nach einem Fehler so über mich selber ärgere, das mit mir - Verbal - dann fürn paar Minuten nicht gut Kirschen essen ist, auch wenn ich versuche, Andere meine Ignoranz nicht spüren zu lassen....

Wäre ich der jenige Welcher gewesen und hätte mich dann ein Polizist recht quer angeredet, wäre ich vermutlich ebenfalls nicht sehr nett gewesen am Telefon.

Das soll nichts entschuldigen. Nur evtl. erklären.

Und ich bleibe dabei, die Phraseologie zu bestrafen ist einfach nur.... bescheuert. Das selbst Vollprofis unter Druck nicht immer richtig kommunizieren und handlen, dafür gibt es zahlreiche Beispiele, man denke an die Avianca 707 in NY, die United DC-8 im NW der USA, 3 Mann Crews und der Sprit geht aus...und ATC bekommt nie wirklich was mitgeteilt.

14. September 2018: Von Malte Höltken an Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu Bewertung: +3.00 [3]

Wer Wahrheiten schlicht und einfach findet, ist dem gesunden Volksempfinden oft nahe.

Das ist ja das Problem. Es gibt keine einfachen Warheiten auf komplexe Probleme. Das "gesunde Volksempfinden" darf nicht wieder Grundlage einer Rechtsprechung werden, wenn wir nicht wieder unsere Freiheit verlieren wollen.

14. September 2018: Von Jan Brill an Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu Bewertung: +13.00 [13]

Mir erscheint es aber eher so, dass bei Jan Brill und dem Piloten Verärgerung darüber herrscht, mit dem "Wir kriegen Dich da rausgeboxt" nicht durchgekommen zu sein, als dass ernsthaft die Sicherheitskultur in Deutschland in Frage stünde.


Mal ganz naiv gefragt: Wie kommen Sie denn auf das schmale Brett? Wenn ich jemanden "rausboxen" wollte (als ob ich das könnte) würde ich kaum über die OWI berichten nachdem sie erlassen wurde und über das Urteil nachdem es gesprochen wurde. Ich halte es nämlich für eher unwahrscheinlich, dass Richter Horn aus lauter Gram über meinen Artikel nun das Urteil selber nachträglich zurückzieht...

Mich würde auch mal interessieren wie die Mitforisten hier darauf kommen der Pilot sei uneinsichtig oder sogar unverschämt gewesen. Aufgrund eines anonymen Postings im Forum? Echt? Einige hier sind aber ganz schön schnell bei der Hand einen Kollegen zu verurteilen.

Vorschlag: Wir bleiben bei den Fakten. Fakt ist: Ein Pilot sieht sich mit einer unklaren Spritsituation konfrontiert, bricht den IFR-Flug ab und landet auf einem bestens geeigneten Flugplatz auf dem der Flugleiter aber schon Feierabend hatte. Er stellt sich dabei allerdings ungeschickt und/oder unerfahren an und weicht von der IFR-Clearance im Luftraum E in VMC ab bevor er IFR formal richtig gecancelt hatte. Für letzteres wird er mit 500 Euro Bußgeld bedacht für die Landung mit nochmal 500.

So. Das sind die verfahrensgegenständlichen Fakten. Können wir uns auf diesen Sachstand einigen? Das Gericht sieht den Hergang jedenfalls auch so, das geht auch aus der Urteilsbegründung eindeutig hervor.

Dass einer solchen Sicherheitslandung i.d.R. kein optimales Fuel-Management vorausgeht ist klar. Niemand, auch nicht der Pilot, behaupten er hätte alles prima gemacht. Das hat er in der Verhandlung auch klar geäußert. Fuel-Management war aber nicht Gegenstand des Verfahrens.

Was ich im Artikel kritisiere ist ja nicht dass Richter oder BAF sich der Rechtsbeugung schuldig gemacht hätten. Was ich kritisiere, ist

1) Dass das BAF im Rahmen des amtlichen Ermessens einen solchen Sachverhalt ahndet

2) Ein Amtsgerichtsdirektor augenscheinlich sehr eng mit der Behörde zusammenarbeitet

Zu 1)
Wenn unser Ziel die Sicherheit im Luftverkehr ist, dann ist die Ahnung wie in diesem Fall jedenfalls maximal kontraproduktiv. Das ist jetzt nicht meine Privatmeinung, das ist akzeptierter Stand der Forschung im Bereich der Human Factors. Das akzeptiert z.B. auch die FAA:

The value of just culture has been widely acknowledged by regulatory authorities. The FAA last June issued a new “compliance philosophy” (FAA Order 8000.373, June 26, 2015) that places new emphasis on non-punitive means of rectifying deviations from regulatory requirements when disclosed. Noting that some deviations arise from factors like flawed procedures, simple mistakes, lack of understanding, or diminished skills, the FAA believes that such deficiencies “can most effectively be corrected through root cause analysis and training, education or other appropriate improvements to procedures or training programs for regulated entities....”

Es liegt unstrittig im Ermessen des BAF solche Vorgänge nicht zu ahnden. Wenn das BAF es doch tut – was rechtens ist – muss es sich die Kritik gefallen lassen sein Handeln nicht an den akzeptierten Erkenntnissen zur Flugsicherheit auszurichten, sondern an anderen Kriterien. Das hat nichts mit "Knee-jerk" oder einem "großen grünen Hulk" zu tun, das ist einfach nur logisch.

Okay – wo gehen unsere Meinungen also auseinander?

  • Lotse nicht gelobt?
    Ja, das ist richtig. Im Artikel geht es um das Handeln des BAF und des AG Langen. Ich bewerte weder das Verhalten des Piloten noch des Lotsen allzu tiefgründig. Man könnte – brächte man beide an einen Tisch – sicher eine interessante Story schreiben aber das würde die offene Mitarbeit beider Quellen erfordern und die ist nicht in Sicht.

  • Den Post von Chris Timeler nicht berücksichtigt? Sorry, aber anonyme Quellen die sich nach eigener Aussage nur vage erinnern haben in einem Artikel wirklich nichts zu suchen.

  • Nicht intensiver aus der Akte oder dem Urteil zitiert (z.B. Funkmitschrift) / Auswahl der Fakten. Hier hätte ich ausführlicher sein können, denn das hätte vielleicht manchem Leser geholfen den Vorgang selber zu bewerten. Ok, das ist akzeptiert. An den oben dargelegten Tatsachen ändert es nichts. Ich verlange vom Leser ja nicht meiner Auswahl der Fakten zu folgen, sondern stelle den Artikel auf die Basis des gerichtlich ermittelten Sachverhalts. Das ermöglicht es bei überschaubarem Umfang des Texts von einem hoffentlich allgemein akzeptierten Erkenntnisstand auszugehen.

Also:

Die Frage wie wir das Vorgehen des BAF beurteilen hängt wohl daran was wir vom BAF erwarten. Ich erwarte vom BAF die Förderung der Flugsicherheit. An dieser Erwartung gemessen ist die Ahndung solcher Vorgänge m.E. kritikwürdig.


Noch eine persönliche Bemerkung. Ich fliege ca. 500 Stunden im Jahr, vom Segelflugzeug über SEP und Turboprop bis zum Jet. Ca. zwei Drittel davon als Lehrer oder Prüfer.

Bei ausnahmslos jedem Flug passieren mir mehrere Fehler. Etwa einmal pro Woche passiert etwas, das, gemessen an den Standards die Richter Horn zugrunde gelegt hat ("Ich komme an der Formalie nicht vorbei"), ahndungsfähig wäre. Beispiele:

- Falsche oder ungenaue Sprechgruppe
- Kennzeichen vertauscht
- Item auf der Checkliste vergessen
- Checkliste nicht abgearbeitet
- QNH nicht gesetzt
- Höhe nicht richtig verstanden
- Bereites erteilte Landefreigabe wieder vergessen
- Falscher F/D Mode
- Höhe nicht gearmt
- Instrument nicht gescannt
- Zahl aus dem Briefing falsch in Erinnerung
- Briefing nach der dritten Unterbrechung nicht mehr fortgeführt
- etc.

Aufgrund von etablierten Mechanismen der Qualitätssicherung im Cockpit und aufmerksamer Kollegen gelingt es i.d.R. diese Fehler zu finden bevor sie BAF-sichtbar werden. Diese Mechanismen habe ich in 6.000 Stunden erlernt. Viele durch Abschauen bei erfahreneren Piloten. Ein paar sind angelesen und 1-2 brauchbare Einfälle hatte ich auch selber.

Dass ich bei der Erkennung und Beseitigung meiner Fehler auf solche Mechanismen zurückgreifen kann verdanke ich dem Umstand dass anderen Piloten solche Fehler ebenfalls passieren und diese in unterschiedlichsten Formen offen thematisiert werden. Also z.B. als Erfahrung die der Fluglehrer weitergibt, als Vortrag, als Fachartikel, als SOP oder als Ergebnis einer Forschungsarbeit.

Ich weiss nicht wie Ihr lernt, arbeitet und fliegt.
Aber ich erziele im Cockpit akzeptable Ergebnisse, nicht weil ich so schlau bin, sondern weil ich auf einen Schatz von Erfahrungen und Erkenntnissen zurückgreifen kann der Größenordnungen umfangreicher ist als alles was ich im Leben jemals zusammenfliegen werde.

Deshalb teile ich den Tenor der Human-Factors-Forschung und deshalb halte ich die Prioritäten des BAF für schädlich. Und deshalb, Herr Z., bin ich tatsächlich der Ansicht dass "ernsthaft die Sicherheitskultur in Deutschland in Frage [steht]"

Oder etwas kürzer ausgedrückt: Ich hätte mich mit dem Lisa-Kunden viel lieber über Fuel-Management unterhalten als über die Frage ob "I like to go visual" nun ggf. gleichbedeutend mit "Cancel IFR" ist.

viele Grüße
Jan Brill

14. September 2018: Von Alexander Callidus an Malte Höltken Bewertung: +1.00 [1]

"Allgemeines Rechtsempfinden" passt hier besser, weil es den völlig unnötigen Bezug zum Nationalsozialismus nicht hat.

14. September 2018: Von Chris _____ an Michael Höck

Danke Michael, genau die Geschichte mit der Avianca 52 kam mir auch in den Sinn, mir war nur die Fluggesellschaft entfallen.

14. September 2018: Von Chris _____ an Alexander Callidus Bewertung: +1.00 [1]

""Allgemeines Rechtsempfinden" passt hier besser, weil es den völlig unnötigen Bezug zum Nationalsozialismus nicht hat. "

Ich finde es eigentlich niemals schlecht, sich und andere an den Nationalsozialismus zu erinnern (oder an das, was man in der Schule darüber gelernt hat). Nur so verhindert man doch, dass sich die Geschichte wiederholt.

Schon jetzt finden viele Richter ihr Urteil nach Kriterien wie Arbeitsminimierung oder der "Drecksacktheorie", und betreiben statt Rechtsfindung nur Begründungsfindung. (Ich spreche aus Erfahrung, zum Glück nur im Zivilrecht).

Das sollte man nicht noch erleichtern, indem man die Begründungsfindung noch abkürzt und mit "Rechtsempfinden" argumentiert. Wobei ich das niemandem hier so direkt unterstelle! - ich möchte da nur aus Prinzip einen Sicherheitsabstand wahren.

14. September 2018: Von Chris _____ an Jan Brill Bewertung: +1.00 [1]

Word!

14. September 2018: Von Florian S. an Jan Brill Bewertung: +8.00 [8]

Lieber Jan,

Du weisst selber - wahrscheinlich besser als Alle hier - dass neutrale Berichterstattung nicht möglich ist. Alleine an Hand der Frage, welche Tatsachen man berichtet und welche man nicht berichtet transportiert man immer eine Wertung die deutlich über die Tatsachen hinaus geht. Wenn Du schreibst:

Ein Pilot sieht sich mit einer unklaren Spritsituation konfrontiert, bricht den IFR-Flug ab und landet auf einem bestens geeigneten Flugplatz auf dem der Flugleiter aber schon Feierabend hatte. Er stellt sich dabei allerdings ungeschickt und/oder unerfahren an und weicht von der IFR-Clearance im Luftraum E in VMC ab bevor er IFR formal richtig gecancelt hatte. Für letzteres wird er mit 500 Euro Bußgeld bedacht für die Landung mit nochmal 500.

Dann ist das natürlich auf den ersten Blick eine Darstellung von Fakten. Manche davon sind sehr relevant, andere (z.B. Dass der Flugleiter Feierabend hatte) haben mit dem Fall überhaupt nix zu tun, aber sind zumindest nicht offensichtlich falsch (wenn man genau wäre, könnte man einwenden, dass wir nicht wissen, ober der Flugleiter Feierabend hatte oder den Rasen gemäht hat). Eine genauso richtige und objektive Beschreibung des exakt gleichen Sachverhaltes wäre aber z.B. auch:

Ein Pilot sieht sich auf einem IFR-Flug mit einer unklaren Spritsituation konfrontiert, nachdem er im Flug erheblich von der vorigen Planung abgewichen ist und Möglichkeiten zum rechtzeitigen Nachtanken nicht genutzt hat. Er landet auf einem Flugplatz der aus einem ihm unbekannten Grund geschlossen war, obwohl ihm der Lotse mehrere Optionen aufgezeigt hat, auf geöffneten Plätzen legal zu landen - diese lehnte er aber unter anderem aus finanziellen Überlegungen ab. Bei dieser Landung wich er erheblich von der erteilten Freigabe ab, obwohl er sich in einem Luftraum befand, in dem der Lotse für die Staffelung von IFR zu IFR Verkehr verantwortlich ist. Sowohl für diese Abweichung als auch für die Landung auf einem geschlossenen Flugplatz wurde er bestraft.

Sicher nicht „falscher“ als Deine Darstellung - nur anders. Und plötzlich erscheint die Entscheidung des Gerichts gar nicht mehr so weit her geholt...

14. September 2018: Von Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu an Jan Brill Bewertung: +6.67 [8]

Hallo Jan / Herr Brill,

wissen Sie, in Ihrer Antwort legen wieder genau nur Sie fest, was denn die Fakten sind, anhand derer sich der Leser ein Bild machen soll, und Ihrem „J’accuse“ folgen möge. Und bei denen sollen wir dann schön bleiben, und alles andere sind obskure anonyme Quellen aus dem Internet vermeintlicher Lotsen mit vager Erinnerung.
„… weshalb wir über die Einzelheiten recht gut informiert sind. Wir wollen uns in diesem Bericht aber auf die in der Verhandlung gerichtlich festgestellten Fakten beschränken."
Sie wissen deutlich mehr, wie Sie selber im Artikel schreiben, aber wir Leser sollen den von Ihnen abdeckten Bereich der Fakten ganz ausklammern, anonymen Beiträgen kein Gewicht geben, auch wenn sie ein wunderbar plausbiles Bild ergeben.
Nun ist aber das, was gerichtlich festgestellter Fakt wird, durchaus auch Umstand von dem, was der Beklagte zu seiner Entlastung vorbringt:
  • Bricht, wie bei jener Piper in der Schweiz, das Drainventil ab, und ich bemerke trotz sorgfältiger Kalkulation einen unerwarteten Treibstoffverlust, der sich schnell zuspitzt, patze beim Funk und bei der Erklärung der Notlage, werde ich das abgebrochene Drainventil selbstverständlich in die Beweisführung vor Gericht einbringen, warum mein Funk nicht astrein war.
  • Fliege ich ohne saubere Fuelcalculation los, behandele die Lotsen wie Check24 und fliege an etlichen Plätzen bei bekannter knapper Treibstofflage vorbei, weil ich Mogas suche, dann halte ich vor Gericht die Klappe.
Sprich: Aus den vor Gericht weggelassenen Fakten darf man berechtigt erahnen, dass die von Ihnen zugedeckten Fakten nicht positiv sind und mit der Lotsendarstellung eine Menge Ähnlichkeiten haben würden. Ganz konkret also die Treibstoffnotlage langfristig absehbar war.
Richtig, der Pilot ist rein wegen fehlendem Cancel IFR verurteilt worden (und Al Capone wegen Steuerhinterziehung).
Und nun kommt Ihre Schlussfolgerung:
Jeder Pilot, der nicht Cancel IFR sagt, droht von der DFS angezeigt, der BAF verfolgt und vom AG Langen verurteilt werden. Empört Euch!
Und dieser Schluss ist eben falsch. Weil der Rest der Story von Ihnen zugehalten wird. Weil das Urteil eben nicht nur auf dem Vorwurf basiert, sondern auch auf dem, was der Pilot zur Verteidigung vorbringen konnte, nämlich so ziemlich nichts von Substanz. Nehmen wir doch den Fall, wie er jetzt gerade im neuen Thread entstanden ist, den Sie mit Ihrer Verunsicherung ausgelöst haben!
Dieser Pilot hätte einen gerichtsfesten Fakt als Verteidigung: „Der Lotse hat mir doch zu verstehen gegeben, dass er jetzt meinen alten „Cancel IFR“-Wunsch aufleben lässt“. Und es ist mitnichten gesagt, dass das AG Langen diesen Fall genauso urteilen würde, weil es eine andere Zusammenstellung von Fakten ist, die eine plausible Verteidigung beinhaltet.
Nehmen wir einen weiteren fiktiven Fall: Ich habe auch nicht „Cancel IFR“ gesagt, und habe keine guten Gründe, sondern schlichtweg gepennt. Rein objektiv müsste mich das AG Langen jetzt genauso verurteilen. Eigentlich. Vielleicht auch nicht, wenn ich nicht vorher die Lotsen geärgert habe und ein paar andere Umstände am Rande aufgetreten sind, über die sich BAF und Gericht austauschen. Vielleicht meldet die DFS auch gar nicht jeden Piloten, der nicht „Cancel IFR“ sagt, an die BFA.
Und nun noch eine kleine Differenz zwischen den „gerichtsfesten Fakten“ und Ihrem Artikel:
Der Pilot dürfte vor Gericht aus gutem Grund gesagt haben: „Die Umstände, warum ich plötzlich Landen wollte, und ihre Vorgeschichte, mögen nach meinem Wunsch nicht Gegenstand der Betrachtung des Gerichtes sein“. Und das Gericht nickte weise „Wir wissen, was Sie meinen“. Und verknackt wegen der fehlenden Phrase bei Entschuldigung.
Uns hingegen verkaufen Sie die Story, dass der Pilot einen Fehler in einer Notlage gemacht habe, die entschuldbar wäre und jedem von uns passieren könnte, aber das Gericht ihn gnadenlos verknackt habe.
Merken Sie den Unterschied?
Grundsätzlich ist das selektive Auswählen von gerichtsgegenständlichen Fakten das gute Recht eines Angeklagten.
Für Journalismus hingegen ist das selektive Auswählen von Fakten Manipulation des Lesers.
Viele Grüße,
Georg v. Zezschwitz
14. September 2018: Von Jan Brill an Georg v. Zulu-eZulu-schwit-Zulu Bewertung: +1.00 [1]

wissen Sie, in Ihrer Antwort legen wieder genau nur Sie fest, was denn die Fakten sind, anhand derer sich der Leser ein Bild machen soll,

Nee, eben nicht. Ich verlange vom Leser ja gerade nicht meiner Auswahl der Fakten zu folgen, sondern stelle den Artikel auf die Basis des gerichtlich ermittelten Sachverhalts. Das ermöglicht es bei überschaubarem Umfang des Texts von einem hoffentlich allgemein akzeptierten Erkenntnisstand auszugehen. Offenbar ist es mir in meinem Beitrag nicht gelungen ist das klar zu machen, daher habe ich es nochmals präzisiert.
Es geht im Artikel ja nicht um eine Unfallanalyse mit unzähligen Details sondern darum wie BAF und Gericht einen gegebenen Sachverhalt beurteilen.


Weil der Rest der Story von Ihnen zugehalten wird.

So ein Käse! In den Artikel schafft es das was nach halbwegs anerkennter journalistischer Methodik nachprüfbar ist.

Der Pilot dürfte vor Gericht aus gutem Grund gesagt haben: „Die Umstände, warum ich plötzlich Landen wollte, und ihre Vorgeschichte, mögen nach meinem Wunsch nicht Gegenstand der Betrachtung des Gerichtes sein“.

Sorry, komme nicht mehr mit. Ich weiss nur was der Pilot vor Gericht gesagt hat. Warum legen Sie ihm Äußerungen in den Mund???


Grundsätzlich ist das selektive Auswählen von gerichtsgegenständlichen Fakten das gute Recht eines Angeklagten. Für Journalismus hingegen ist das selektive Auswählen von Fakten Manipulation des Lesers.

Der Vorwurf ist schon sehr hässlich. Haben Sie sich die Mühe gemacht das Urteil zu lesen bevor Sie mir so etwas unterstellen?

viele Grüße
Jan Brill

14. September 2018: Von Jan Brill an Florian S. Bewertung: +1.00 [1]

Hi Florian, danke für Deinen Beitrag, das ist eine nette Text-Übung. Hatten wir in der 9. Klasse gemacht in Deutsch sowas. War ich recht gut drin ;-) und es war lehrreich.

Ich stimme Dir zu, beide Darstellungen sind richtig und wir könnten Wochen diskutieren und würden zu keinem Ergebnis kommen was zutreffender ist.

Ich möchte die Diskussion aber gern wieder auf den eigentlichen Kern des Artikels lenken. Denn mein im Beitrag heute nochmals breiter ausgeführtes Argument steht auch bei Deiner Wortwahl oder bei noch größeren Dummheiten (allerdings natürlich nicht unbegrenzt, falls jemand wieder große Stohmänner bauen möchte).

Was ist im Sinne der Flugsicherheit? Sanktion oder Sicherheitskultur? Ich schließe mich da der Ansicht der FAA an.

viele Grüße
Jan Brill

14. September 2018: Von Lutz D. an Jan Brill Bewertung: +7.00 [7]

Ich bin nicht der Ansicht, dass Florians Zusammenfassung treffend ist. Es war nicht illegal, auf dem geschlossenen Flugplatz zu landen. Und da irrt auch das Gericht. Ganz gleich, ob der Pilot an Alternativen vorbei geflogen ist. Die Situation, in der er sich zur Landung entschloss, rechtfertigte eine Sicherheitslandung. Eines Notfalls bedarf es dazu nicht. Klar, er hat die Situation, die eine Sicherheitslandung erforderte, selbst herbeigeführt. Das kann man ahnden. Aber die Landung? Absurd.


47 Beiträge Seite 1 von 2

 1 2 
 

Home
Impressum
© 2004-2024 Airwork Press GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Airwork Press GmbH. Die Nutzung des Pilot und Flugzeug Internet-Forums unterliegt den allgemeinen Nutzungsbedingungen (hier). Es gelten unsere Datenschutzerklärung unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (hier). Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA) Hub Version 14.22.03
Zur mobilen Ansicht wechseln
Seitenanfang