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IFR & ATC | ATC in Italien  
8. Mai 2012: Von Michael Pflug 
Nachdem ich letztens in PuF einen Beitrag zu einem ATC-Abenteuer der Redaktion in Italien gelesen habe und nun auch einen Leserbrief der sich auf italiens safety record bezieht, will ich auch mal von meiner speziellen Erfahrung letzten November berichten.

Ich war auf dem Weg nach Biella (Nähe Milano, ein "mittelkleiner" Platze, der noch um seinen Instrumentenanflug kämpft) - die Wetterlage: in Deutschland schönstes, klares Blau, südlich der Alpen ein typischer grausiger Südstau mit für einen Regelwechsel nach VFR grenzwertigsten Bedingungen:
SCT005 OVC015, vis 2000, wobei die Visibility das Ganze erst richtig würzig macht.

Ich war mir also schon vor Antritt des Fluges im Klaren, daß ich höchstwahrscheinlich ohne ein cloud breaking nicht auskomme und zu 50% Wahrscheinlichkeit letztlich den Alternate anfliegen werde.
Und da mein 1. Alternate zu 50% Wahrscheinlichkeit mein eigentliches Ziel werden würde, habe ich noch einen 2. Alternate gewählt und darüberhinaus noch 2h extra Sprit mitgenommen.

Mein erster Kontakt mit ATC Italien fand dann natürlich noch über den Alpen statt, aus meiner Perspektive in FL170 noch in feinstem Wetter ein atemberaubender Blick auf die Wolkentops in FL150, die überaus attraktiv über die südlichen Bergkämme "gespült" kamen.
"D-GXXX, buon giorno, Idente", mit schönem italienischen Akzent...
Ich dachte mir, was heißt nun "Idente"? Könnte heißen "Identified", was das wäre, was ich an diesem Punkt gewöhnlich erwarte, oder "squawk ident", was skurrilerweise so ziemlich ganz haargenau das Gegenteil bedeutet. Ein Wort das zwei diametral gegenüberliegende Bedeutungen haben kann, faszinierend.
Nunja, ich war gerade dabei, die Anflugkarten von Malpensa zu studieren und es war bestes VMC, kein Verkehr, ich entschied mich, nicht zurückzufragen, sondern einfach von "Identified" auszugehen, er wird sich schon melden, wenn etwas nicht passt.
So kam es auch: "D-GXXX Idente, please". 'Please', das war das klärende Stichwort, also "identing..."".
Nur eine kleine Sprachkuriosität, die ich erwähnenswert finde.

Etwas später dann: "confirm, you are IFR".
Was die Motivation zu der Frage war, will ich gar nicht wissen. Offenbar hat man mit mir so gar nicht gerechnet.

Ich hatte bereits vorher, via Skyguide, um ein cloud breaking in Malpensa gebeten, was nach wenigen Minuten auch genemigt wurde.
Der Weg war frei - so dachte ich.
"D-GXXX confirm, you have the documents on board".
Nach einigem hin und her wurde mir erklärt, man brauche eine Genehmigung der italienischen Behörden, um Malpensa anzufliegen.
Ich war nicht fix genug, um nachzufragen, ob mit "approach" nun wirklich der Anflug oder evtl. nur die Landung gemeint ist.
Denn landen wollte ich ja nun nicht, lediglich eine Weile das ILS blockieren, was seitens der Flugsicherung schon abgesegnet war.

Eilig habe ich dann nochmal die Papiere für LIMC quergelesen und konnte keinen Hinweis auf solche eine Beschränkung finden, lediglich im Notam ein kleiner Hinweis, daß es kein AVGAS (mehr) gibt, was auf die bereits bekannte breite Ablehnung von GA-Flugzeugen auf Flughäfen hindeutet (wer mir sagen kann, wo ich das hätte vorher erfahren können, bitte melden, damit ich für die Zukunft bescheid weiß).

Wieder einmal ist seitens ATC alles in Ordnung und da springt mir die Bürokratie vor die Propeller (was wörtlich genommen eine durchaus befriedigende Vorstellung ist, aber ich spreche ja nur bildlich).

Sei es drum, ich füge mich - bat also, wenig hoffnungsvoll, den Lotsen um "vectors to the lowest possible descent to obtain VMC".

Dieser schickte mich dann "direct BLA" (direkt an meinem Ziel), ließ mich bis dorthin bis auf FL70 runter und ich wartet gespannt darauf, meinen Descent zu bekommen.
Es stellte sich heraus, daß FL70 bereits der Descent war. "Confirm you have VMC".
Ganz Norditalien war für eine Woche unter dieser geschlossenen Wolkendecke, aus der es fast ohne Unterbrechnung regnete - es KANN der Flugsicherung nicht entgangen sein, daß es vollkommen ausgeschlossen ist, zu diesem Zeitpunkt in FL70 VMC zu haben.

Ich sprach mein Dilemma an.
Daraufhin ließ er sich bereitschlagen, mich nach Südosten zu führen, wo er mich auf 3000MSL runterlassen könne. Das war eigentlich genau das gewesen, womit ich ursprünglich gerechnet hatte. Gut, daß ich diese 2h Extrasprit dabei hatte...

Leider: auf 3000ft angekommen, war immer noch kein Boden zu sehen. Ich erklärte ihm eindrücklich, daß ein cloud breaking jetzt wirklich eine ganzganz tolle Sache wäre. Damit war es auf einmal dann doch problemlos möglich und ich bekam eine Freigabe, das ILS in Malpensa anzufliegen. Auch mal ohne Dokumente.
Durch die vielen Kurswechsel und Kurven haben meine Passagiere mal richtig eindrucksvoll vorgeführt bekommen, wie sich das anfühlt, in anhaltendem IMC die räumliche Orientierung zu verlieren. Die Kotztüte blieb aber zum Glück trotzdem unangetastet.

Auf dem Weg zum ILS habe ich dann plötzlich für Momente schemenhaft Häuser unter mir sehen können und habe eiligst IFR gecancelt und bin auf ca. 2000-2500ft, von wo aus zwar weiterhin sehr wenig, aber dafür wenigstens konstant fast nichts vom Boden zu sehen war.
Zu erwähnen: in dem betreffenden Bereich ist Flachland, fast wie in Norddeutschland. So lange man weiß, wo man ist, kann man dort problemlos bei diesen miesen Bedingungen nach Sicht fliegen.

Meiner Meinung nach, war das ganze Unternehmen unnötig aufreibend (und ca. 1 Stunde länger als es hätte sein müssen) und ich wage zu behaupten, daß das mit der deutschen Flugsicherung alles viel glatter gelaufen wäre.

Wen es interessiert, ein Bekannter hat meinen Anflug mit seinem iPhone gefilmt, da sieht man schön das Schmuddelwetter:

IMG_0343.MOV

13. Mai 2012: Von Michael Höck an Michael Pflug
Ja, Italien, normal halt....

Vor zig Jahren (vor der Postleitzahlreform) brauchte man in Florenz eine PPR-Number. Wir hatten die schön brav eingeholt und auch ins Feld 18 geschrieben.

Kurz vor Firenze dann: D-KY, say PPR number.
Ich: stby.....12987
Er: notte correctte, say again
Ich: 12987
Er: nono...
Ich: but I have a fax from the Airport stating this number as the PPR number...
Er: .......not corrett! NOT CORRETT! You not land in Firenze...
Ich: wait....7403
Er: Siiiiiii,bene, nowa turn right HDG180, radar vektors to the field...

7403 war unsere Postleitzahl.....das ganze zog sich über fast 30 Minuten hin, mit beratungen mit dem Towerchief undundund...

In aller Fairness muss ich aber sagen, das es viel besser geworden ist. Ich fliege immer noch ungern nach Italien ("was habe ich verbrochen das ich da hin muss?") aber meine Abneigung hat wenig mit ATC zu tun....mehr mit Bürokratie, elendig faulen Tankern, Schlepperfahrern, bescheuerten Procedures (wie dem Anlassen in Linate mit Schleppen)
Das Land an sich könnte so toll sein....

Kurioserweise haben wir früher öfters mal ein Cloudbraking in Malpensa gemacht um nach Lugano zu kommen und das ging immer easily...(auch schon laaaaange her)



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