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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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Leserreise 2013 Around the World  
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Funkaufzeichnung / Textnachricht aus dem Cockpit
00:54:58 Nachricht: Alle Maschinen in der Luft und auf dem Weg nach Biak WABB zur Ausreise aus Indonesien.
Fotostrecke: Banda Neira
Einträge im Logbuch: 60
Lernkurve: Flugbetrieb in Papua Neuguinea
 
23. September 2013 Jan Brill

Leserreise: Tag 22


Welcome to Papua Neuguinea – Die unvergessliche Einreise in Vanimo

Dass nach der sehr effizienten und kostengünstigen Infrastruktur Indonesiens in Papua Neuguinea eine gewisse Umstellung erforderlich werden würde, war den Crews der Leserreise bekannt. Was sich dann aber bei der Einreise in Vanimo/AYVN abspielte kann man getrost als ungeheuerlich bezeichnen. Bis zu zwei Stunden wurden einige Crews auf dem glühheissen Vorfeld in Vanimo in ihren Flugzeugen ohne Wasser oder Toilette festgehalten, mit Gefängnis oder Geldstrafe bedroht und teilweise wüst beschimpft. Papua Neuguinea hat zumindest bei der Einreise einen katastrophalen Eindruck gemacht.

Dabei hatte der Tag eigentlich sehr friedlich angefangen. Nach einer wunderschönen Departure von der Gewürzinsel Banda Neira, für die wieder das halbe Dorf zum Zuschauen gekommen war, (die Crews entsprachen gerne der "Bitte" zu einem Überflug!) erledigten wir eine recht problemlose Ausreise aus Indonesien in Biak/WABB. Auch hier waren die Gebühren erträglich (zusammen um $250 pro Flugzeug) und die Abfertigung zügig, wenn man bedenkt, dass die Mannschaft des eher verschlafenen Airports auf einmal mit neun Flugzeugen fertig werden musste.


Auch der Weiterflug zum unmittelbar hinter der Grenze zu Papua Neuguinea gelegenen Flugplatz Vanimo/AYVN verlief zunächst problemlos. Auffällig war jedoch, dass in Vanimo die AFIS-Stelle nicht antwortete. Als die ersten zwei Crews landeten mussten sie sich vom Airport-Manager, der auch die Funkstelle bediente auf das übelste beschimpfen lassen. Sie hätten sich nicht auf der Frequenz gemeldet und seien ohne Anmeldung auf "seinem Flugplatz" gelandet, wütete der Manager. Anhand des Communication Protokolls der King Air konnte jedoch schnell nachgewiesen werden, dass die Besatzung sehr wohl und wiederholt auf der richtigen Frequenz eine Kontaktaufnahme versuchte.

Als dann die dritte Maschine im Anflug war zeigte sich schnell der Grund für die "Kommunikationsprobleme". Dem Airport-Manager zitterten die Hände und er brachte im Funk kein Wort Englisch heraus. Als er dann erfuhr, dass insgesamt nicht weniger als neun Maschinen im Anflug auf seinen Airport waren, erlitt er, was man wohl nur als einen handfesten Nervenzusammenbruch bezeichnen kann. Er scheuchte die beiden zuerst gelandeten Besatzungen zurück in die Flugzeuge, drohte mit Militär, Gefängnis und Strafe und beschimpfte die Besatzungen auf das heftigste. Hans Brüning, ehemaliger Towerlotse in Frankfurt, blieb cool und bot dem offenbar überforderten Airportmanager an den "Tower" zu übernehmen. Der Manager willigte ein, Hans Brüning erledigte routiniert mit dem Handfunkgerät den Funksprechverkehr für die anfliegenden Maschinen, durfte sein Flugzeug aber nicht mehr verlassen. Dazwischen drohte der nun emotional völlig aus den Fugen geratene Airportmanager immer wieder Strafe an, die er auch gleich kassieren wollte ...


Als alle Maschinen gelandet waren ging der Tanz erst richtig los. Ein Oberzöllner namens Valentine stimmte nun mit ein und beschuldigte uns ohne vorherige Benachrichtigung gelandet zu sein. Tatsächlich ist es in Papua Neuguinea aber gar nicht so einfach irgendjemanden über irgendetwas zu informieren. Denn Fax und E-Mail funktionieren in Vanimo, wie auch in vielen anderen Landesteilen grundsätzlich nicht und die Chance in den dauerüberlasteten Mobiltelefonnetzen ein Gespräch zu führen sind etwa so groß wie sechs Richtige im Lotto.

Da weder wir noch FSI in Baden Baden eine Bestätigung für unsere Benachrichtigungen aus Vanimo erhalten hatten, schrieb FSI klugerweise vor einigen Tagen noch an die Zivilluftfahrtbehörde in Port Moresby und bat um Unterstützung. Eine ranghohe Mitarbeiterin bestätigte, dass es Kommunikationsprobleme mit dieser Region gebe und sagte zu die notwendigen Dienststellen zu informieren. Dieses Schreiben lag nun aber in Baden Baden vor und wir waren in Vanimo, unter strenger Bewachung in unseren Flugzeugen festgesetzt, ohne Internet und nur mit sehr schlechter Telefonverbindung.


Das grimmige Erscheinungsbild unserer Bewacher, die sich mit Anschuldigungen und wüsten Strafandrohungen abwechselten, wurde auch nicht unbedingt dadurch aufgehellt, dass deren Zähne durch das ständige Kauen der Beetle-Nuss blutrot gefärbt waren. Einige der Polizisten waren schlichtweg stoned. Erst als uns FSI den Namen der zuständigen Mitarbeiterin in Port Moresby telefonisch übermittelte und der nicht nur grimmige, sondern rundheraus aggressive Oberzöllner dies wohl telefonisch überprüfte, besserte sich die Stimmung ganz allmählich und wir durften wenigstens die Flugzeuge verlassen.


Es folgte eine ungemein strenge Gepäckkontrolle bei der wir behandelt wurden wie in einer Retro-History-Geisterbahn mit dem Thema aus DDR-Grenze. Einige Frauen in der Gruppe wurden unverblümt und sehr wenig freundlich angemacht. Inzwischen war auch Jetfuel organisiert, wenn auch zum Abzock-Preis von $4 pro Liter. Während wir so auf dem Vorfeld festgenagelt waren, wurden wir von einer unübersehbaren Anzahl von Warnwestenträgern traktiert, die uns entweder Strafen für irgendwelche Vergehen abknöpfen wollten, Gebühren für doch sehr fadenscheinige Positionen zu kassieren versuchten oder schlichtweg "Security" für unsere Flugzeuge offerierten, also schlichtweg Schutzgeld erpressten.


Security musste als erstes organisiert werden: Auf Anraten des inzwischen halbwegs kooperativen Oberzöllners verhandelte ich mit der Gruppe von Leuten, die eindeutig die besten Uniformen und die größten Schusswaffen hatten über einen "Contract". Es dauerte eine Weile, bis sich die Preisvorstellungen eingependelt hatten, schlussendlich verabredeten wir – erfolgsabhängig – $250 gleich und $250 am Morgen wenn den Flugzeugen nichts passiert war. Der "Vertrag" wurde bezeugt und wortreich besiegelt. Für alle anderen Warnwestenträger galt strikt: Geld nur gegen offizielle und glaubwürdige Rechnung! Dies verkleinerte den Kreis der Forderungssteller ganz erheblich.


Nach einer weiteren Stunde erhielten wir dann sogar unsere Pässe zurück und durften ganz langsam ins Hotel. Nach mehr als dreieinhalb Stunden auf dem Flughafen. Ohne Toilette, ohne Wasser. Das Vanimo Breach Hotel war nun wirklich keine Offenbarung, hatte aber hohe Zäune und viele Security-Leute, was in Papua Neuguinea – wie wir schon bei der Exploration im Frühjahr herausgefunden hatten – unabdingbar ist.


Aber der Tross der Wegelagerer riss auch im Hotel nicht ab. Ein stetiger Strom von Leuten, die mal mit mehr mal mit weniger guten Stories entweder von Einzelnen, deren Namen wir irgendwie aufgeschnappt hatten, oder von allen Crews eine "Fee" oder ein "Ticket" abkassieren wollten ging weiter. Schlussendlich präsentierten der Flugplatz und die Gesundheitsbehörde offiziell aussehende Rechnungen und wurden bezahlt. Wir zahlten ca. $ 170 pro Flugzeug an den Flugplatz und $ 40 pro Flugzeug an die Gesundheitsbehörde, die behauptete irgendeine blödsinnige Inspektion an den Flugzeugen durchgeführt zu haben, aber mit Abstand das beste Rechnungspapier präsentierte.


Ganz am Ende drehte sich der giftige Zöllner sogar noch um 180 Grad. Er bestätigte, dass wir alles richtig gemacht hatten und reflektierte sogar, dass sein Verhalten wohl nicht den allerbesten Eindruck auf uns hinterlassen haben müsste. Er wünschte uns nach einer wortreichen Entschuldigung "nevertheless, enjoy your stay in Papua Neuguinea". Ein simples Kommunikationsproblem zwischen zwei Behörden hatte uns fast in den Knast gebracht und bescherte uns stundenlangen Defacto-Arrest am Flughafen. Wir fühlten uns wirklich sehr willkommen in Papua Neuguinea.


Für die Mooney-Crew ging die Unsicherheit jedoch weiter. Das zugesagte Avgas stellte sich als nicht vorhanden heraus. Mit nur noch wenig Treibstoff im Tank droht der Crew ausgerechnet in Vanimo ein Hängenbleiben.


  
 
 





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