15. Oktober 2006 Jan Brill
Luftrecht: EASA Neuordnung der Allgemeinen Luftfahrt
Nur noch ein Tag: Die EASA will Ihre Meinung Pilot und Flugzeug macht Eingaben zu NPA 14.2006 machen Sie mit!
Was sich hinter dem sperrigen Namen A-NPA 14.2006 verbirgt ist nicht mehr und nicht weniger als die beste Gelegenheit seit Jahren für uns Piloten direkt Einfluss auf die Gesetzgebung auszuüben. Allerdings drängt die Zeit. Nur noch bis zum 16. Oktober akzeptiert die EASA Vorschläge und Feedback auf die Konzeptionen für eine Neuordnung der Allgemeinen Luftfahrt.
Es eilt und es lohnt sich!
Das Dokument ist sperrig, lang und schwer zu verstehen, aber wir haben uns durchgearbeitet und dank der Mühen von Jo Konrad gibt es sogar eine Deutsche Übersetzung. Stellenweise liest sich das Concept for better regulation in General Aviation wie eine Abschrift einschlägiger Artikel aus Pilot und Flugzeug. In großen Teilen analysiert das Dokument zutreffend die regulationsbedingten Schwächen der privaten Allgemeinen Luftfahrt in Europa und zeigt mit bemerkenswerter Offenheit und Flexibilität unterschiedliche Lösungswege und Alternativen auf.
Grundsätzliches Ziel der Neuordnung ist eine Revitalisierung der klassischen GA im Wirkungsbereich der EASA. Bemerkenswert ist, dass die EASA in ihrer Analyse davon ausgeht in absehbarer Zeit ähnlich wie die FAA in den USA die Gesamtheit des Themas unter ihrer Zuständigkeit zu haben. Das Wort LBA oder Landesluftfahrtbehörde kommt gar nicht mehr vor.
Bemerkenswert ist auch, dass man bei der Definition des neunen PPL (RPPL = Recreational Pilots License) keineswegs auf ULs, Segelflieger oder VLAs festgelegt ist. Vielmehr steht der gesamte Bereich der AL unterhalb von 2.000 kg zur Diskussion. Es geht also den Großteil der Allgemeinen Luftfahrt in Europa!
Schwerpunkt für Pilot und Flugzeug: Ein praxisnahers IFR-Rating
Ausdrücklich schließt die EASA ein vereinfachtes IFR-Rating in die Vorschlagsserie mit ein. Der von dem NPA angeschnittene Themenkomplex ist so umfangreich, dass wir uns Schwerpunkte für das Feedback aussuchen müssen.
Seit Wochen wird der Vorschlag in den Foren der Segelflieger und UL-Piloten diskutiert. Auch JAR-CONTRA war hier aktiv.
Wir können also davon ausgehen, dass ausreichend Feedback zu den Themen UL-Auflastung, JAR-Medical und Segelflug eingegangen ist. Wer den Vorschlag aufmerksam liest wird ohnehin eine gewisse Tendenz feststellen, die zu einer deutlichen Vereinfachung des Medicals hin führt (Analyse: Medizinische Faktoren haben keine Bedeutung bei den Unfallzahlen). Herr Kirklies kann sich also getrost warme Kleidung zulegen, denn höchstwahrscheinlich kommt der Wind für ihn kalt und von vorn wenn die EASA hier die Regeln macht.
Großes Gewicht legen die Autoren des Dokumentes in ihrer Analyse auf die Feststellung, dass die überwiegende Mehrzahl der Unfälle auf Human-Factors (Pilotenfehler) und mangelnde Übung zurückzuführen ist.
Ihr Feeback ist wichtig!
Und hier möchte ich Sie, liebe Leser, bitten bis 16.10.2006 fleißig Feedback an die EASA zu liefern: Denn wenn es einen Punkt gibt, der uns Nutzer der Allgemeinen Luftfahrt wirklich gefährdet, dann sind es die enormen Hürden die unsere Luftfahrtverwaltung zwischen den PPL-Piloten und sein IFR-Rating gestellt hat. Nirgendwo ist die Anzahl der IFR-Piloten unter den PPL-Inhabern geringer als im deutschsprachigen Zentraleuropa und nirgendwo ist die Anzahl der VFR-Schlechtwetterunfälle analog dazu höher. Sagen wirs der EASA!
Wunder erwarten können wir nicht, aber zumindest kann man sich in zukünftigen Diskussionen dann auf umfangreiches Feedback der Stakeholder zu diesem Thema berufen.
Es muss für die EASA, die sich so gern als die bessere FAA versteht, möglich sein zu definieren, was die FAA seit Jahrzehnten hinkriegt: Nämlich geübten VFR-Privatpiloten durch professionelle Ausbildungsbetriebe innerhalb von 14-21 Tagen die notwendigen theoretischen und praktischen Fähigkeiten zu vermitteln um sicher und problemfrei am IFR-Verkehr teilnehmen zu können.
Die FAA und das amerikanische Ausbildungsystem schafft das, und erreicht u.a. dadurch eine weltweit einmalig niedrige Unfallquote. Das muss Europa ebenfalls hinkriegen.
Von all den im Vorschlag angesprochenen Problemen und möglichen Lösungswegen ist das meiner Ansicht nach der Punkt in dem Pilot und Flugzeug Leser am besten und am wirkungsvollsten Feedback liefern können. Hier unsere Eingabe zum Download.
Weitere Anregungen für Feedback finden Sie in unserem September-Editorial, welches wir hier aus gegebenem Anlass online gestellt haben.
Feedback muss bis 16.10. auf dem EASA-Formblatt eingereicht werden.
Ich bitte Sie unsere Eingabe nicht einfach zu kopieren, sondern solche oder ähnliche Aspekte in Ihren eigenen Worten zum Ausdruck zu bringen, oder sich auf unsere Eingabe zu beziehen und Ihre Zustimmung zu erklären und zu begründen. Das bringt mehr als immer gleiche Massenmail. Nutzen Sie für jeden Vorschlag ein neues Formblatt.
Die Formblätter senden Sie bitte an: NPA@easa.europa.eu
Sofern Sie ein CC an mich schicken (jan.brill@pilotundflugzeug.de) würde das zukünftige Bezüge auf die Eingaben der Stakeholder (=Betroffenen) zu diesem Thema sehr erleichtern.
Denken Sie bei der Formulierung Ihres Feedbacks daran, dass es sehr viel wirkungsvoller ist einen positiven Aspekt in dem Vorschlag zu bestärken und herauszuheben, als einen negativen Aspekt zu bekämpfen.
Wenn Santa-Claus sie nach Ihrem Wunschzettel für die Luftfahrtbürokratie der nächsten 50 Jahre fragt seien Sie um Himmels Willen nicht bescheiden!
Die Informationen und Dokumente im Überblick:
|
|
|