1. Wenn eine Sonnenblende (!) ein aufs Flugzeugmuster bezogenes (!!) STC (!!!) benötigt - können wir uns dann darauf einigen, dass die Fliegerei definitiv überreguliert ist und dieser Umstand die Kosten der "Echo-Klasse" unnötig nach oben treibt? Die Sonnenblende liegt preislich um die 400 EUR...
Nein, eigentlich nicht. Weil alleine die Notwendigkeit eines STC sagt ja noch nichts über den Zulassungsaufwand aus.
Um das Pferd mal von vorne aufzuzäumen:
Ein Hersteller eines Flugzeugmusters muß, bevor er es als Flugzeug verkaufen darf, einer unabhängigen Stelle nachweisen, dass das Flugzeug auch sicher fliegen kann. Soweit ist, denke ich die Forderung für die allermeisten Piloten unstrittig. Als Hersteller möchte er dies natürlich nicht für jedes individuelle Flugzeug nachweisen müssen, weshalb man in der Konstruktion ein Muster definiert, welches stellvertretend für alle baugleichen Flugzeuge intensiv getestet wird. Die Unabhängige Stelle (Hier die EASA, in den USA die FAA, in Kanada Transport Canada, etc.) überprüft die Einhaltung technischer Regeln, die man (sehr oft mit Hilfe blutiger Unfälle) gelernt hat. Diese Regeln sind die Lufttüchtigkeitsforderungen. Oder Certification Specification, Bauvorschriften für Luftfahrzeuge, Especificaciones de Certificatión oder was auch gerade für das Flugzeug anwendbar ist. Auf jeden Fall bezeugt die Musterzulassung, also das Type Certificate, daß das Muster in allen Punkten den entsprechenden Lufttüchtigkeitsforderungen entspricht.
Möchte man nun eine Änderung durchführen, muß man ebenso sicherstellen, dass das Flugzeug mit Änderung (oder Reparatur) ebenfalls allen Lufttüchtigkeitsforderungen entspricht. Dazu gibt es verschiedene Änderungsverfahren, je nachdem ob der Inhaber der Musterzulassung (und damit auch der Inhaber aller notwendigen Konstruktions- und NAchweisdaten) oder ein Dritter eine Änderung macht, nennt sich das dann "Change to Type Certificate" oder "Supplemental Type Certificate".
Ein STC ist also eine logische Folgerung aus dem Wunsch, dass ein Flugzeug den Lufttüchtigkeitsanforderungen entspricht.
Innerhalb des Prozesses nun bestimmt man über den Einfluß der Änderung den Aufwand, den man zur Zulassung der Änderung treiben muss. Der Einbau eines Rosen Visors ist daber erheblich einfacher nachzuweisen, als die Installation eines STOL-Kits, TipTanks, Floats oder eines neunen Triebwerks. Gleichwohl sind alles (wenn sie nicht vom Hersteller durchgeführt werden) STC.
Viele STC können mit sehr langen AML zugelassen werden, auch wenn sie nicht so einfach sind wie die Installation eines SunVidors (zum Beispiel die Oratex-STC https://www.lanitz-aviation.com/filebase/images/zertifikate/EASA%20STC%2010045970%20rev11%20ORATEX_CS23%2020200528.pdf). Andere STC sind natürlich beschränkter, wie die Installation des SMA Dieseln in die Cessna 182, welche nur für die Baureihen Q und R zugelassen wurde.
Für ganz einfache Änderungen hat man in Europa nun Standardänderungen als "Generische Möglichkeit" für einfache Flugzeuge geschaffen. Beim Wechseln von Funkgeräten etwa oder der Einbau von FLARM oder bei der Umrüstung auf LED-Beleuchtungen geht man für alle ELA2-Flugzeuge davon aus, dass die Lufttüchtigkeitsforderungen (wenn man den Methoden in der entsprechenden SC folgt) eingehalten werden. Diese bedürfen dann nur noch eine Freigabe der Durchführung, keine Freigabe des Engineerings.
Ein STC (bis zur Stufe "significant" kostet für ein ELA2 übrigens 310€ bei der EASA. Ein einfaches STC (zum Beispiel der Rosen Sinvisor) kostet beim ELA2 nur 610€. (https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX%3A32019R2153)
malte - sein als wissender nicht so hart mit mir....das cs-stan dachte ich, ist so wie NORSEE von der FAA.
CS-STAN ist weit mehr als NORSEE. Letzteres ist beschränkt auf "Nin Required Safety Enhancing Equipment". CS-STAN allerdings gilt sehrwohl auch für Bequemlichkeit (Neues Interieur, Schock-absorbierende Kissen, etc.), notwendiges Equipment (Funk, Transponder, Antennen, etc.), Belustigung (Außen angebrachte Actioncams) oder komplexe Themen (Standardwerke als generische Reparaturverfahren, Benutzung von Epoxidklebern für Holzreparaturen, Nutzung von LiFePo4-Avionikakkus, Einbau von Solarpanels), etc.
Rosen (oder jemand anderes) kann übrigens bei der EASA auch den Einbau von SunVidors in die CS-STAN beantragen.