Solange du vorab immer die Unschärfe angibst und zwischen Korrelation und Kausalität differenzierst, wo is das Problem?
Machen wir mal das Extrembeispiel:
Bei Abgasen wissen wir, dass sie schädlich sind. Selbstmörder töten sich durch Kohlenmonoxid. Aber keiner käme auf den Gedanken, wegen ein paar CO-Inhaleure Autos zuverbieten.
Bei Contergan hat sich der Hersteller lange gewehrt, aber ganz schnell wird die Beweislast drückend. (Auf Boeing übertragen hätten sie nach dem ersten Absturz also die Flotte grounden müssen. Die Daten waren ja schnell erfassbar. Alle Tiger der BW wurden heute gegroundet aufgrund einer Herstellerwarnung. Das würden sie im 3. Weltkrieg nicht machen, jetzt, nach dem Autopilotenfehler mit zwei Toten in Mali ist es geradezu zwingend. Kommt halt immer auf die Umstände an).
Das sind jetzt mal die zwei Extremfälle. Einmal ist die Ursache klar, aber man macht nur langsam politisch was gegen (3-Wege-Kat, Lambdasonde, Filter, Harnstoff, you name it). Das andere mal ist die Ursache nicht sofort nachweisbar, aber wird zügig äußerst wahrscheinlich.
Und alles andere dazwischen kann man halt erfassen, abschätzen, diskutieren - ab wann muss man warum welche Maßnahme ergreifen. Statistisch auf Tote zu schließen, ist naheliegend bei gewissen Wirkungszusammenhängen. Keiner von uns schnuppert am Auspuff. Luft vermischt sich, aber mitten auf dem Atlantik schneller als in einem städtischen Talkessel. Wenn man halbwegs seriös was hochrechnen kann ceteris paribus, ist es sinnvoll, da was abzustellen. Wie schnell, wie intensiv, ist dann die andere Frage. Aber die Studie wird mathematisch signifikante Abweichungen gemessen haben.
Mir geht die DUH furchtbar auf den Senkel, aber den Schlamassel hat sich unser Gesetzgeber selbst geschaffen. Die Todesschätzungen sind wohl seriös. Liegt ja auch nahe, wenn man sich den industriellen Smog von London in den 50ern oder Peking heute vorstellt im Vergleich zu einem Luftkurort aus Thomas Manns Zauberberg.