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13. Dezember 2012: Von Thomas Endriss an Alfred Obermaier Bewertung: +8.00 [8]

Hallo Alfred,

die allermeisten Airlines, die modernes Equipment (sprich: mit Glascockpit) fliegen, sind mit Flight Data Monitoring (FDM) ausgerüstet, das dann entweder über WiFi (die modernsten), per Computerdownload über Kabel (state of the art) ausgelesen oder per Quick Access Recorder (QAR), bei denen man z.T. Datenkarten ausbauen muss zum auslesen.

Diese Daten gehen dann in einen Datensammler (Computer), zumeist nennt sich das bei Airlines dann Flight Operations Quality Audit (FOQA). Dabei werden - je nach Flugzeugtyp und Alter - zwischen 300 und 2500 Parameter ausgelesen.

Der Computer kann dann aus der gigantischen Datenflut Trends auslesen. Die prominentesten sind z.B. unstabilized approaches (zu hoch, zu schnell, über Glideslope, unter Glideslope), Flap overspeed, Sink rate, long landings, etc.

In fast allen Fällen werden die Daten anonymisiert, d.h. es ist nicht unmittelbar ein Rückschluß auf die jeweilge Crew möglich (in vielen Ländern ist das Grundvoraussetzung dafür, dass diese Messungen gemacht werden dürfen, allen voran die USA, bei denen ja bei allem die mächtigen Gewerkschaften zustimmen müssen). Allerdings kann man Trigger in der Auswertung programmieren, die bei groben Verstößen/Überschreitungen dann sofort Alarm geben, d.h. diese Messung/dieser Flight Leg wird dann gesondert gespeichert.

In so einem Fall bekommt dann eine spezielle Gruppe innerhalb des Safety-Departments der Airline (die sogenannten Gate-Keeper) die Daten auf den Tisch. Dann wird u.U. entschieden, die betroffene Crew zu dem Vorfall zu befragen.

Schön ist, dass FOQA auch andersrum funktioniert: Du kannst als Crew darum bitten, einen bestimmten Leg noch einmal anschauen zu können. Z.B. Du hast einen Approach versemmelt und möchtest noch einmal nachvollziehen, wie es dazu kam. Das kann man dann sogar auf virtuellen Cockpits anschauen, zusammen mit Flugweg, Glideslope-Aufzeichnung, Bewegung der Steuerknüppel, G-loads etc..

Schönes Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=Bk7rVScrUrU

13. Dezember 2012: Von Alfred Obermaier an Thomas Endriss
Danke Thomas für den Einblick ins Risk Management, das doch sehr computerisiert ist. Geht wohl nicht anders mit den objektiven Merkmalen eines Fluges. Super Antwort.
17. Dezember 2012: Von Thomas Endriss an Alfred Obermaier Bewertung: +3.00 [3]

Danke Alfred für das positive Feedback.

Du hast noch ein gutes Stichwort gegeben: Die Objektivität des Fluges.

Nun, es ist klar, dass die größte Gefahr in der Luftfahrt aus den "human Factors" besteht, also den Menschen, die die Technik bedienen. Diese - subjektiven Merkmale - zu messen, ist schwierig.

FOQA misst quantifizierbare, also objektive Parameter, kann aber aufgrund der Masse der Daten aufzeigen, dass es sich bei Fehlerhäufungen u.U. auf subjektive, sprich: menschliche Probleme handelt.

Einfaches Beispiel: an einem gewissen Flughafen treten trotz einfacher Geländestruktur immer wieder long landings auf. FOQA kann hier z.B. aufzeigen, dass der Approach zu eng, zu kurz, durch Step-down-procedures zu kompliziert ist, um durchgehend "stabilized" geflogen werden zu können.

Oder: einfacher Approach, aber Tower gibt oft kurzfristig geänderte Anweisungen, z.B. Runwaywechsel bei parallelen Bahnen.

Gehäufte Fälle aus FOQA werden somit leichter sichtbar. Oft werden dann diese Daten dafür verwendet, um mit allen betroffenen Parteien (Fluglinie(n), ATC, Airport, etc.) eine Lösung zu finden.

In den USA bringen die Fluglinien ihr anonymisiertes Material in eine nationale Datenbank ein (ASAP - Aviation Safety Action Plan), die für alle an ASAP teilnehmenden Fluggesellschaften offen ist. Somit wird die Datenbasis noch breiter, sprich verlässlicher.


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