...Da auf meinen link hinsichtlich der Timeline von Inovio... keinerlei Comments, insbesondere von unseren "Health Professionals" kamen...
Die Ankündigung von Inovio fällt wohl eher unter die Rubrik "Investor Relations".
Erstens ist ein Impfstoff grundsätzlich keine Therapie, hilft den jetzt Erkrankten also überhaupt nicht.
Zweitens sind Coronaviren ebenso wie beispielsweise Influenzaviren oder Noroviren genetisch stark variabel. Sie exprimieren typischerweise in jeder Saison andere Oberflächenantigene. Das ist auch der Grund, warum man nach durchgemachter Infektion gegen diese Erreger nicht dauerhaft immun ist. Die tarnen sich gegenüber unserem Immunsystem gewissermaßen jedes Jahr mit einer anderen Tarnkappe.
Die Kunst bei der Impfstoffherstellung besteht nun darin vorauszusagen, welche Kombinationen in der kommenden Saison zirkulieren werden. Solche Impfstoffe lassen sich also nicht wie bei Tetanus oder Hepatitis auf Vorrat produzieren, sondern die müssen jedes Jahr neu angepasst werden. Bei dieser Voraussage können die Experten natürlich auch voll daneben liegen. Es hat schon Jahre gegeben, da waren die Influenza-Impfungen weitgehend wirkungslos, weil am Ende doch andere Virusvarianten zirkulierten als von der WHO vorhergesagt. Dass ein Impfstoff auf der Basis der Gensequenz von 2019 auch im Jahr 2021 noch wirksam ist, wäre also eher Zufall.
Drittens ist die pharmazeutische Technik der Impfstoffproduktion alles andere als trivial, u.a. weil Viren im Gegensatz zu Bakterien nicht einfach so auf Agarplatten wachsen. Viren brauchen zur ihrer Vermehrung geeignete Wirtszellen. Großtechnisch kommen dafür sogenannte Zellkulturen zum Einsatz, im simpelsten Fall Hühnerembryonen. Für Influenza-Impfstoffe ist diese Technik schon relativ ausgereift, bei Coronaviren basteln wir immer noch an einem wirksamen Impfstoff gegen MERS-CoV aus dem Jahre 2012. Die Ankündigung, bis Jahresende einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 bis zur Marktreife zu entwickeln, dessen Wirksamkeit und Sicherheit nachzuweisen, eine FDA-Zulassung zu erhalten und 1 Mio. Impfdosen zu produzieren, würde ich als sehr ambitioniert bezeichnen. So richtig ernst nimmt das glaube ich keiner.