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14. November 2012: Von Jens-Albert Schenk an Stephan Schwab
Hallo Stephan,

ersteinmal herzlich willkommen hier im Forum. Ich bin sicher, dass Deine Frage kontrovers beantwortet werden wird ;-) Es gab vor ein paar Wochen schonmal einen ähnlichen Fred, in dem es um das morgendliche Fliegen zum Arbeitsplatz (und abends zurück) ging. Habe diesen aber nicht weiter verfolgt.

Ich fliege IFR eine SR22T und erlaube mir folgenden Kommentar:

Das Wetter ist und bleibt IFR auch mit diesem Flugezug ein Thema. Das mitteleuropäische Wetter beeindruckt insbesondere im Sommer mit ausgeprägten Fronten, die ein Fliegen eisfrei/gewitterfrei on top erst ab FL200 und höher möglich machen. Manchmal geht IFR darunter, nur entspannt ist anders. Das Fehlen eines onboard-Wetterradars ist die andere Sache, die Fliegen auf Termin selbst mit dieser Maschine und IFR nicht 100%ig verlässlich machen. Die Strecke Spanien - England/Deutschland ist ja nun auch kein Katzensprung mit dem Flieger. Sind Deine Termine verschiebbar, ergibt sich ggf. eine andere Sachlage.

Du solltest auch bedenken, dass ein mehrstündiger IFR-Flug, ggf. in IMC, durchaus anstrengend ist und Du nicht zwangsläufig entspannt Deine Arbeit beginnen kannst. Für den Rückflug gilt: Bist Du noch fit für einen mehrstündigen IFR-Flug durch Europa? Bei fiesem IFR-Wetter?

Von der W&B-Seite kann man vollgetankt zwei Erwachsene mit Gepäck legal machen. Volltanken wirst Du müssen, wenn Du nicht zwischenlanden willst. Mit einer MAX PAX von 2 wird aber auch Deine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung beeinflusst. Ich fliege (exkl. Abschreibung) für etwa 230 Euro nass die Stunde (100 Std/Jahr). Man kommt dafür in FL100 182 KTAS weit. Bei Deinen angenommen fünf Stunden pro Strecke liegen wir also bereits bei Selbstkosten von mindestens 1.150 Euro plus diverse Zuschläge. Ob man dafür nicht günstiger, terminsicherer, und gesamtheitlich entspannter mit der Linie fliegt (selbst mit Umsteigen)?

Ich kann Deinen Plan emotional gut verstehen. Für mich geht es morgen mit Slot und allem Gedöns geschäftlich nach Berlin-Schönefeld. Könnte auch mit der Bahn fahren, geht zeitlich von Haustür zur Haustür genauso schnell. Freue mich aber auch darauf, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, aber nur, wenn einige Kriterien (s.u.) erfüllt sind.

Und man darf die Randzeiten nicht vergessen, wenn man argumentiert, unabhängig von Flugzeiten der Airlines und damit schneller zu sein: Auch bei den meisten GATs wird man gefilzt und muss ggf. warten. Hinzu kommt das Begleichen von Landegebühr, Bestellen von Taxi/Wagen zum Flieger, ggf. Zoll. Das dauert schnell 30 Min. Bei unserem schwach frequentierten Regionalairport Münster/Osnabrück bin ich in der gleichen Zeit im Rüssel zum Airliner (ab Parkhaus). Das muss man ganz genau ausrechnen, was man wirklich spart.

Fazit: Bei folgenden Kriterien erwäge ich den geschäftlichen Flug mit dem eigenen Flugzeug:

1. Ziel liegt mehr als drei Stunden mit Auto/Zug entfernt und/oder ist nur kompliziert/langwierig mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar (z.B. die Strecke Osnabrück-Leipzig). Ab diesen drei Stunden Reisezeit relativieren sich meine Rüstzeiten am Start- und Landeplatz in Relation zur Flugzeit.
2. Der Termin ist ggf. verschiebbar (Gerichtstermine scheiden beispielsweise immer aus, es sei denn man fliegt am Vortag) und liegt nicht an den Randzeiten des Tages. Ich brauche quasi ein organisatorisches "Out", wenn Dinge anders laufen, als geplant.
3. Das Wetter passt für einen erwartungsgemäß stressfreien IFR-Flug.
4. Start und Ziel haben einen Flughafen mit IFR-Verfahren.

Oft sind die Punkte gegeben. Falls nicht, freue ich mich bewusst auf eine relativ stressfreiere Fahrt mit alternativen Verkehrsmitteln. Ist halt so.

Vielleicht konnte ich für die Bewertung Deines Vorhabens etwas Nützliches beitragen?

Viel Erfolg, wie immer Du Dich auch entscheidest.

Gruß
Jens

14. November 2012: Von B. Quax F. an Jens-Albert Schenk
Klasse Antwort, mir sind die selben Gedanken durch den Kopf gegangen.
14. November 2012: Von Stephan Schwab an Jens-Albert Schenk
Zunächst einmal herzlichen Dank für die wirklich ausführliche Antwort.

Auch ich hatte mir schon gedanklich jene Kriterien zurechtgelegt, die Du erwähnst. Ich sollte eigentlich jeweils am Vortag die Entscheidung treffen können und wenn ich mal falsch liege, kann ich sicher verschieben. Auch würde ich ohnehin jeweils am Vortag anreisen. Bei der Strecke sticht das Argument Zeitersparnis (hin und zurück am gleichen Tag) nicht mehr so richtig, weil ja die Strecke einfach zu lang ist und ich in der Regel auch nicht wegen eines 1h langen Termins reise.

Ginge es allein um den Preis, dann hat die Airline bei der Entfernung schon gewonnen. :-(

Du erwähnst 100h/Jahr und 230/h ohne Abschreibung. Wie würde das in Deinem Fall bei 300h/Jahr aussehen? Ich vermute, daß u.a. wegen der TBO des Motors der Stundenpreis nicht gleich bleibt.
14. November 2012: Von Achim H. an Stephan Schwab
Hallo Stephan,

die Frage ist ob es nach dem 10x Mal in der Cirrus immer noch so interessant ist oder nicht einfach nur stressig und aufwändig? Im Linienflieger kann man Zeitung lesen, arbeiten oder sonstwas tun. Auch wenn die Geldmittel reichlich vorhanden sind, letztlich verheizt man in der Cirrus enorme Summen und fliegt doch nur die ganze Zeit IFR geradeaus und das über Stunden auf der längst bekannten Strecke.
14. November 2012: Von Lutz D. an Jens-Albert Schenk
Mich schockieren die 230€ nass ohne Abschreibung. Im positiven Sinne. Ist da der Motor inklusive? CAPS auch? Soviel bezahlt man ja bei vielen Vercharterern auch zB für eine non-turbo Mooney oder C182 - bei denen die Zellen längst abgeschrieben sind. Finde ich sehr preiswert.
14. November 2012: Von Stephan Schwab an Achim H.
Guter Hinweis. Ich habe aber nicht vor z.B. dauernd Madrid - Egelsbach zu fliegen. Die Idee ist schon ständig ein anderes Ziel zu haben. Lediglich der Überflug Frankreichs wird wohl immer so ähnlich ablaufen.

In USA nennen sie den mittleren Westen gern fly over country. Frankreich wäre dann auch sowas in Europa. ;-)

Auf der anderen Seite könnte man ja auch landen und z.B. zu Mittag/Abend essen. Kennt sich da jemand bzgl. dessen in Frankreich aus? Meine Erfahrung vor 1997 auf kleinen Flugplätzen in Deutschland war, daß es da in der Regel nichts Vernünftiges gab und das schloß meist den Kaffee mit ein.

Der Gedanke an geradeaus vollen Tank leerfliegen ist tatsächlich nicht so toll.
15. November 2012: Von Christophe Dupond an Stephan Schwab
Wohnen sie alle um Frankfort und fliegen Paris/London/Madrid?
Reisen kann ein bisschen mehr Zeit kosten. Ich wohne in Sud-Ouest Frankreich und fliegen mit AF ist nicht schnell.
1h nach Orly, dann wechseln aeroport CDG und fliegen Nuremberg.
9 bis 12h reisen ist keine Problem mit AF.
Oder 2h mit Auto nach Pau, dann Toulouse, Munchen und Zug nach Nuremberg
Ist nix besser.

Christophe

15. November 2012: Von Karl Lehmann an Jens-Albert Schenk
Perfekt und vernünftig analysiert! Da kann ich dem Forumeröffner nur raten, sich genau an deine Vorschläge und zu halten! *I like*

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