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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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23. Mai 2011: Von Hofrat Jürgen Hinrichs an Hubert Eckl
Natürlich ist es imme gut, sich über die Begriffe zu unterhalten, um eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Angst ist sehr wohl ein normaler, nicht nur für Piloten, sondern für im Grunde jedes Lebewesen wichtiger Schutzaffekt, der uns rechtzeitig vor Gefahr warnt. Neurophysiologisch werden da Wahrnehmungen mit einer emotionalen "Besetzung" versehen, die dann den Organismus auf eine Reaktion vorbereiten. Wenn ich in der Vorzeitsavanne dem Säbelzahntiger gegenüberstehe, hat er mich gefressen, wenn ich erst mit meinem Verstand anfange, zu überlegen, ob er wohl gefährlich ist. Mein Angstsystem verhilft mir da zur Flucht auf den nächsten Baum (oder konnten die Viecher klettern?), bevor mein Verstand das alles richtig erfasst.
Wenn wir von Panik reden, kommen wir aber in den Bereich der Handlungsunfähigkeit ("Freezing" als Überbleibsel eines "Totstellreflexes"), zumindest in den Bereich der lähmenden Angst.
Und wenn die Rede von Flug-, Platz- und sonstigen Ängsten ist, sind immer pathologische Ängste gemeint, nicht die "gesunde" Angst, die die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit schärft und vor Gefahren warnt.
Grüße
23. Mai 2011: Von Frank Naumann an Hofrat Jürgen Hinrichs
Der Einwand ist korrekt: Angsterkrankungen aka "Pathologische Angst" ist ein Kapitel für sich. Wenn jemand in diesem Sinne Flugangst hat, hat das natürlich nichts mit mangelndem Training zu tun.

Wenn ich so genauer darüber nachdenke, hat die Angst, die ich vor dem Fliegen und in kritischen Situationen beim Fliegen empfinde, sehr viel zu tun mit Selbstzweifeln: Habe ich an alles gedacht? Nicht irgendeinen blöden Flüchtigkeitsfehler gemacht? Man liest in vielen Unfalluntersuchungsberichten von solchen Kleinigkeiten, die in der Ursachenkette letzlich zur Katastrophe beigetragen haben: Querruderansteuerung nicht eingehängt (beim Segelflieger), Sitz nicht arretiert vor dem Windenstart, bei der Tankumschaltung versehentlich "Off" gewählt (nicht beim Segelflieger ;-), Alternator vergessen einzuschalten, Fahrwerk vergessen auszufahren usw. usf. Ich hatte mal ein Erlebnis, wo ich trotz kritischer Lage (Seilriß beim Windenstart im Anfangssteigflug ca. 50 m über Grund) KEINE Angst gespürt habe - vielleicht weil ich als Pilot an einem Seilriß sicher keine Schuld habe?

Frage an alle im Forum: Wie ist das bei Euch? Spürt Ihr nie Angst? Wenn ja, in welchen Situationen? Vielleicht oute ich mich hier ja als einziger Angsthase unter lauter tough guys :-)
23. Mai 2011: Von Hubert Eckl an Frank Naumann
Richtig Angst hatte ich "nur" mal, als mir im Februar in glasklarer eiskalter Luft überm Thüringer Wald in einer Cp301 plötzlich Benzin auf die Füße tropfte und das Flugzeug in nie wieder in der Heftigkeit erlebter Turbulenz meterhoch rauf und runter geworfen wurde.Mein Kopf knallte mehrmals gegen den Haubenrahmen.Der Motor jaulte bis in den gelben RPM-Bereich auf, weil der Prop ( vermutlich ) in verwirbelter Luft gefühlt ins Leere strampelte.. Die Schwappbleche im Tank hatten sich gelöst und den Stutzen abgedreht. Da ging mir das Gesäß auf Grundeis wie nie zuvor. Plötzlich herrschte aber wieder Ruhe....
Fürchterliches Unbehagen, am Rande der Angst hatte ich erst kürzlich, als im Segelflugzeug bei jedem Kreiswechsel der Haubenrahmen der DG101 deutlich knackte. Da das Teil nur an einem Punkt hinterm Kopf verriegelt ist, denkt man dauernd: hoffentlich geht da nix auf..
23. Mai 2011: Von  an Hubert Eckl
Beitrag vom Autor gelöscht
24. Mai 2011: Von Alexander Stöhr an Hubert Eckl
nach meiner bescheidenen meinung kommt diese panik aus dem gefühl der machtlosigkeit. mein erlebnis dazu:

ich hatte einmal RICHTIG bammel als ich während der ausbildung gleich mehrere fehler hintereinander machte. in einer uralten K8 (vor 1960) kurbelte ich zu nah unter eine dicke wolke. es ging plötzlich aufwärts, dass die ohren knackten und schon sah ich nach vorne nicht mehr viel. bremse raus, den alten vogel auf den kopf gestellt und in der harten luft bis zum gelben bogen beschleunigen lassen. als es dann noch immer mit knapp 6m/s(!) hochging, langsam mit vollem seitenruder in den slip. wollte auf gar keinen fall in die wolke.
leider rechts getreten und schon kämpfte die haube gegen den federverschluss und öffnete gefühlte 10cm (war bestimmt halb so wild). dachte nur, hoffentlich trifft mich das scheißding beim abreißen nicht am kopf. also sachte in die andere richtung geslippt und die fahrt bis 170 klettern lassen. die "flucht" gelang gerade so. wie ein getretener hund seitlich abstand gewonnen und dann erst gesehen unter was für einem "ballermann" ich da gehangen hatte.

was ich erst nachher beim blick aufs typschild erkannte und mir das blut in den adern gefrieren ließ: Vne war von 200 auf 170 und Vra von 150 auf 130 herabgesetzt aber nicht am fahrtmesser entsprechend nachgezogen worden! da waren noch die alten markierungen. ich fühlte mich kreidebleich.
den schrecken verwand ich, aber ich lernte:

lektion 1: nienieniewieder von unten zu nah an den staubsauger.
lektion 2: wolken (wetter) entwickeln sich hochdynamisch (also schnell)
lektion 3: die natur ist im zweifel stärker als das material.
lektion 4: RTFM! allgemeine werte sind nicht auf jedes fluggerät des gleichen typs übertragbar.
lektion 5: angst ist gut, panik schlecht.

da ich aber jung war, machte ich kehrt und ging wieder ran, (mit respektabstand) an der sonnenseite hoch. ich glaube noch heute, dass das gut war, um die angst zu kontrollieren. wie ein reiter, der nach dem sturz wieder aufs pferd steigt.
24. Mai 2011: Von Hubert Eckl an Alexander Stöhr
Beeindruckend! Ich denke solche Erlebnisse will man nie haben, die Erinnerung daran aber auch nicht missen. Das ist Leben... einfach nur:geil

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