Hallo Roland,
über die Lebensqualität eines Verkehrspiloten existieren unterschiedlichste Ansichten- und das nicht ohne Grund.
Zu heterogen sind die Arbeitsbedingungen und Tarifverträge einzelner Airlines (hier OFF-Tage- und Urlaubsregelungen), zu unterschiedlich das mögliche Einsatzspektrum (Lang-/Kurzstrecke, scheduled/charter, PAX/Cargo, ...), um eine generelle Aussage treffen zu können.
Ich habe seinerzeit mit 15 das Segelfliegen begonnen, mit 18 den PPL - A gemacht und den ATPL gleich nach dem Abitur durchgezogen, parallel zum Dienst an Volk und Vaterland. Ich wusste also von jeher, was ich werden wollte und hatte dann das Glück, mit 21 Jahren im Cockpit einer Boeing 737 zu landen. Mittlerweile fliege ich Langstrecke auf Boeing 747-400F.
Ich komme vertraglich auf ca. 190 freie Tage ZU HAUSE jährlich, Urlaub und "OFF" zusammen genommen. Davon sind wiederum ca, 130 Tage "requestbar", der Rest wird -in Viererblöcken - zugeteilt und ist bei firmenseitigem Bedarf innerhalb bestimmter Grenzen veränderlich. Allerdings beinhalten diese Tage auch einen Teil der vorgeschriebenen Ruhezeit, um sich vom obligatorischen Jetlag zu erholen...
Vergleiche ich DAS mit den klassischen Einsteiger-Firmen wie Air Berlin, Easy Jet oder Ryanair, so lässt sich sagen: Besser wird´s nicht. Du solltest gerade anfänglich von (deutlich) weniger Freizeit "zu Hause" ausgehen.
By the way: "Freie" Tage im Hotel unterwegs (wie etwa mein wunderschöner vier-Tages-Layover in Mexico City derzeit) zählen in kaum einer europäischen Airline als OFF oder Urlaub. Ach- und à propos "Kleiderschrank": Es braucht in diesem Job in jedem Fall eine selbstständige und "starke" Partnerin, die mit Deiner teils tagelangen Abwesenheit am Stück kein Problem haben darf.
Hand aufs Herz: Liebe ich meinen Job? Oh ja...
Würde ich heute nochmals die gleiche Berufswahl treffen? Hell, yes!
Würde ich in diesen Zeiten das Risiko eines self-sponsored-fATPL eingehen?
Womöglich NICHT. Der nächste ´upturn´ in der kommerziellen Luftfahrt WIRD kommen, ist aber mit einiger Sicherheit noch JAHRE entfernt. In Anbetracht einer (knapp) zweijährigen Ausbildungsdauer hieße das AUS MEINER SICHT: Ausbildungsbeginn frühestens gegen Ende 2010. Wenn´s nämlich wieder bergauf geht, sind erfahrungsgemäß diejenigen Kandidaten am interessantesten, bei denen die fliegerische Ausbildung noch nicht allzu lange her ist.
Viel Glück mit Deiner Entscheidung!
Alexander Erhard
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