(Antwort an den Letzten.)
Ich hätte da mal ne These:
Das AZF samt zugehöriger Prüfung ist ungefähr so nützlich wie ein zweites Arschloch am Ellbogen.
Begründung:
In meiner Tätigkeit als IR-Fluglehrer, der momentan relativ viel schult, mache ich die Erfahrung, dass die Leute vor Beginn des IR-Trainings entweder schon funken können, oder eben nicht. Das ändert sich aber dann auch während der Ausbildung zumeist nicht grundlegend. Fast immer ändert die Erlangung eine AZF nichts daran.
Über Sinn und Unsinn des BZF(1|2) kann man sich schon trefflich streiten, die Amis sparen sich das einfach, bringen es in der Praxis bei und checken es während den Prüfungen. Scheint ganz gut zu funktionieren..
Ein IR-Bewerber hat typischerweise schon das BZF1. Dann für das AZF mit seinen dreieinhalb neuen Sprechgruppen einen solchen Zinnober zu veranstalten, empfinde ich als albern.
Im Einzelnen:
- Die angestrebte Standardisierung wird in einer völlig willkürlichen und nicht standardisierten Prüfung gecheckt. Wind zurücklesen? Objektive Kriterien bzgl. Pass / Fail? Bonne chance!
- Da die drei neuen Sprechgruppen etwas dünn sind, werden die Prüfungen aufgebläht. Was haben Taxi Instructions noch mal genau mit ner AZF-Prüfung zu tun? Warum muss man im Kopf irgendwelche Headings ausrechnen? Warum werden Halbkreisflughöhen überprüft (die in IFR-Praxis absolut niemanden interessieren)? Warum gibt es übertrieben detaillierte Verkehrsinformationen? (Alles Beispiele aus den obigen Berichten.)
- Theorie und Praxis sind gerade beim IR-Training zwei sehr unterschiedliche Dinge. Habe schon manche Frisch-AZFler erlebt, die mit stolzgeschwellter aus der Prüfung kamen und deren Funk sich dann in der Praxis, in der sie gleichzeitig fliegen mussten (auch das noch!), in hilfloses Gestotter auflöst.
Paar Beispiele aus dem Kabinett der IR-Schrecken ;-)
- Noise Canceling Headset nicht eingeschaltet. Jedes. Fucking. Mal. Wird dann meistens irgendwo auf der Departure festgestellt, nachdem der Funk überraschend schlecht lief ("Was hat sie gesagt?"). Ich gehe teilweise schon dazu über, das Headset des Leftseaters kommentarlos mit einzuschalten, wenn ich meins einschalte.
- Komplettes Verheddern, falls mal irgendwas kommt, was man nicht schon 10x gehört hat. Immer lustig bei den jungdynamischen ATPLern, die frisch die 25 SIM-Stunden absolviert haben. "D-XY, what is your requested cruise level?" -"Ähhh öhh hääh?". Jaaa, das fragt der Lehrer im SIM halt nie ;-)
- Obrigkeitshörigkeit: Was der Lotse sagt, wird gemacht. Descent requesten? Nicht durch den CB fliegen? Aber er hat mir doch den Vector gegeben! Flugsteuerung & Verhandlung ist eins der wichtigsten Themen in der IR-Ausbildung, insbesondere für Pilot-Owner oder Vereinspiloten, die später Single Pilot durch die Gegend fliegen. Wo kommt das im AZF noch mal gleich vor?
- Absolute Unawareness, sobald es 0,04 Dinge gibt, die einen ablenken könnten. "War das für uns?"- "Ja, das war ein 10-sekündiger Funkspruch für uns." -"Oh, das muss wohl untergegangen sein." -"Wodurch? Wir fliegen seit 20 Minuten mit AP geradeaus, und das war der einzige Funkspruch in den letzten 10 Minuten." -"Öh."
Und nein, ich glaube nicht, dass sich irgendetwas davon auch nur ein bisschen ändern würde, wenn es das AZF nicht gäbe. Die Leute, die ein IR machen, sind ja fast immer durchaus fit und intelligent. Entweder junge Leute, die Berufspilot werden möchten und entsprechend motiviert / aufnahmefähig sind, ober eher die älteren Pilot Owner / Vereins-Piloten, die meist sehr erfolgreich im Leben sind, aber jetzt eben etwas ganz Neues lernen müssen, das mit viel Multitasking einhergeht.
Das lernt man eben nur durch's machen. Und zwar in der Praxis.
Challenge me ;-)