Warte mal noch ein Jahrzehnt ab. Die undenkbaren Situationen ergeben sich mehr aus den Jahren, als aus den Stunden. Es gibt Sachen, die gibt es gar nicht. Wer nicht mit Karte, Kompass und Uhr fliegen kann, hat jedenfalls meines Erachtens vorne links nichts verloren und deshalb halte ich das für prüfungsrelevant.
Och, ich lerne immer gerne dazu. In 10 Jahren habe ich vielleicht eine andere Perspektive. Wobei ich Dir da zustimmen würde, dass man natürlich auch lernen sollte, mit Karte, Kompass und Uhr zu fliegen. Hab ich im PPL auch (sogar ausschliesslich) gemacht. Da spricht überhaupt nichts gegen.
Nur im echten Leben ist es nicht sinnvoll, so auch zu fliegen. (Ausser vielleicht in Gegenden, die man sehr gut kennt). Wir leben halt nicht mehr in den 70igern, in denen Opa mit der Cessna um die Welt geflogen ist. Die Luftraum-Struktur ist wesentlich komplexer und dichter, es gibt viel mehr Verkehr, viel mehr Regelungen, etc. Ich glaube, dass die Fliegerei deutlich weniger "frei" ist als sie früher war. Erzählen auch die meisten älteren Piloten. Ob das jetzt "gut" oder "schlecht" ist...ändern können wir es eh nicht.
Je weniger Kapazität ich als Pilot für die Navigation aufwenden muss, desto mehr Zeit habe ich, um rauszuschauen, zu planen und "ahead" zu sein. Und wenn Du mehr als ein paar Stunden Cross-Country pro Jahr fliegst, dann machst Du natürlich keinen selbst ausgerechneten und ausgefüllten Flugdurchführungsplan mehr, sondern machst das mit ner vernünftigen Software. Wir unterhalten uns hier ja auch mit Hilfe von Computern und schicken keine Reihenbriefe per Post, oder?
Was mich etwas nervt, sind die unrealistischen Szenarien, die immer gemalt werden, um zu zeigen, dass nur die altvordere Methode die einzig wahre ist. Mit etwas Grips kann man sich eine vernünftige Redundanz aufbauen, die allen Anforderungen entspricht. Wie gesagt, die Karte kann auch aus dem Fenster fliegen oder man kann aus Versehen die falsche einpacken. Und im allerschlimmsten Fall (Orientierungsverlust) kann man (zumindest in Mitteleuropa) in Zeiten von Mode-C-Transpondern und FIS auch nicht mehr so wirklich verloren gehen.