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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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18. Juni 2014: Von Alexander Callidus an Lutz D. Bewertung: +7.00 [7]
Lehrbuchbeispiel für ein "desaster waiting to happen" oder für: was schief gehen kann, geht schief.

1. PPL-B ab initio auf Falke, dann PPL-A, nach ca 100Std Flieger gekauft, danach nur Emeraude, also immer Flieger, bei denen man den Benzinhahn nicht anfasst.
2. Einweisung, Motor spotzt einmal am Boden, mit li Knie an Benzinhahn an de Bordwand gekommen, Verkäufer meint: "da mußt Du aber was machen" (x1), also Griff von Benzinhahnhebel abgeschraubt und Benzinhahn mit breitem Klebeband an Bordwand fixiert, so daß er im Notfall problemlos zu bedienen wäre.
3. Irgendwann zur JNP geflogen, gedacht "da kannst du nicht mit Klebestreifen hin", also alles wieder rückgebaut (x2).
4. Maschine irgendwann abgeholt, Motor springt nicht an, Hebel wieder an hinteren Anschlag (x3), weil er etwa in der Mitte stand, mir aber weiter nix dabei gedacht, losgeflogen, Treetop-flying im Donautal, Motor spotzt einmal etwas (x4), also schön brav über Land weiter, mir aber sonst wieder nichts dabei gedacht. Irgendwann stottert der Motor wirklich, Benzindruck sehr niedrig (x5), dachte an geplatzte Benzinleitung im Motorraum und erwartete jeden Moment Feuer von vorne. Vollgas, Gemisch reich, el Benzinpumpe an - Motor steht.
In ca 600ft wg. Schneewolken, links die AB Wien-Linz, rechts ein Industriegebiet, geradeaus eine Hochspannungsleitung, dahinter ein Dorf, direkt unter mir landbare Wiese, aber das hätte 60-Grad Kurven bis in Bodennähe bedeutet. Also mit Vy auf die Hochspannungsleitung zugeglitten, den Flieger bis in den Stall darüber gezogen, gedrückt und dann 90 Grad rechts, um nicht im Dorf zu landen. Tja, da haben dann vielleicht 10m zum schönen Abfangen gefehlt - dachte ich immer. Im Nachhinein war es aber vielleicht besser so, weil landbar war der aufgeweichte Winterboden eh nicht und so habe ich mich wenigstens nicht überschlagen, das wäre in der Emeraude mit Sicherheit übel ausgegangen.

Ursache wird sicher mein Knie am Benzinhahn gewesen sein.
Warum ich das so ausführlich beschrieben habe: man kann nur, was man kann - wenn ich nie vorher den Benzinhahn angefasst habe, ist der Griff dahin auch nicht in den Notfallverfahren abrufbar, auch wenn das natürlich so gelehrt wird.
Tja, und die x1-5 waren Warnzeichen, die man ja hätte wahrnehmen können - wenn man die gedankliche Verbindung von Benzinhahn zu "mal leicht spotzendem" Motor gehabt hätte.

Seither rechne ich generell mit meiner Fehlbarkeit und versuche rigoros, mich von allem zu entlasten, was die Workload beim Fliegen erhöht (x2 ist der Fehler, den man auch in Ruhephasen und ohne Idee zu Ursache und Wirkung aus Prinzip hätte vermeiden können).
In der MCR habe ich mir als erstes einen Schutzbügel um den Griff für das Rettungssystem bauen lassen, wg. Knie...
18. Juni 2014: Von Lutz D. an Alexander Callidus Bewertung: +2.00 [2]

Alexander,

wahrscheinlich der wichtigste Beitrag hier im Forum seit Wochen!

Vielen Dank. Denke, da kann jeder etwas von mit nach Hause bzw. zum nächsten Flug mitnehmen.

Warnzeichen übersehen bzw. die Augen davor verschließen ist eine häufige Ursache für schwere Unfälle und mir scheint, dass nur die häufige Erinnerung daran hilft, zwischendurch mal aufzuschrecken.

Beste Grüße

Lutz


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