Als seit 15.03.2020 (!) sehr stark direkt wirtschaftlich Betroffener mache ich mir durchaus über das wirtschaftliche Überleben Gedanken - da kannst Du dir sicher sien ! Aber wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird, ist nicht mehr übersehbar. Der Tourismus - und hier insbesondere die Tiroler Gemeinde Ischgl - wird seit Pandemieausbruch als "des Teufels Elixier" dargestellt. Zweifelsohne wurde am Anfang einiges falsch gemacht (Siehe z.B. die überhastete Abreise von Touristen aus dem Paznauntal ohne Datenerfassung etc., welche aber dann tlw. in anderen Tiroler Gemeinden noch weiterhin Ski fuhren (!)). Auch der Apres Ski wurde nicht in Ischgl erfunden. Es wird dort ein Markt bedient - und so wie in jederm marktwirtschaftlichen Segment gibt der Kunde vor, was "produziert" wird - und dass diese "Halligalli-Veranstaltungen" durchaus vom Markt gefordert wurden (und sicher in Zukunft auch wieder gefordert werden), ist unbestritten. Ich möchte nicht wissen, welche führenden Wirtschaftskapitäne bei "Firmenincentives" in Ischgl oder auch sonst wo die Sau rausgelassen haben.
Tatsache ist, dass in Tirol die gesamte Tourismuswirtschaft gewaltige Anstrengungen unternommen und Konzepte erstellt hat, um auch diesen Bereich unseres Lebens sicher zu gestalten. Wenn mir jemand erklären kann, wo das Risiko liegt, wenn z.B. ein erholungssuchender Gast in einerm unserer Apaprtements Quartier nimmt (sogar eine Schlüsselübergabe etc. lässt sich ohne Probleme kontaktlos gestalten), unsere Natur beim Langlaufen, beim Skifahren (offene Fahrbetriebsmittel - man kann die Bubble auf einem Sessellift auch offen lassen), oder auch beim Winterwandern zu genießen, dann bitte ich darum. Es ist eine maßlose Groteske, dass neben dem Tragen einer FFP2-Maske für das Skifahren (eh nur noch für Ansässige möglich) im Freien ein negativer Covid-Test, nicht älter als 48 h, mitzuführen ist, dieser aber nicht nötig ist, damit ich z.B. mit der Standseilbahn hinauffahren darf (denn dabei handelt es sich um ein Verkehrsmittel wie eine U-Bahn etc. ), und dann müsste ja jeder, der in eine U-Bahn, Zug, Bus etc. steigt, ebenso einen solchen Test mitführen.
Die Politik - nicht nur in Österreich - starrt nur noch - so wie das Kaninchen auf die Schlange - auf die Inzidenzzahlen. Offenbar bewegt sich aber da nichts mehr nach unten. Somit ist für mich klar, dass die gesetzten Maßnahmen nicht fruchten. Gerade wir als Piloten sind es gewohnt, auf solche Situationen zu reagieren. Wir sind ständig damit befasst, Soll- und Istwerte zu vergleichen, und im Anlassfall Maßnahmen zu setzen, damit Soll- und Istwerte wieder übereinstimmen. Und wenn eine Maßnahme nicht reicht, muss man evaluieren, ob man die Maßnahme verstärken muss (z.B. beim Steigen über eine Vereisungszone steiler zu steigen, um schnell aus dem Dreck zu kommen), oder ob man andere Maßnahmen setzten muss, weil die gesetzte Maßnahme nicht mehr zum Ziel führt (man hat z.B. schon Eis aufgepackt, und die excess power reicht nicht mehr, um über das Eis zu kommen und so das Problem zu lösen - man muss sich also was anderes zur Problemlösung einfallen lassen). Nur wenn man stur weiterfliegt/steigt, fällt man irgendwann runter.
Es ist zu kurz gedacht, zu glauben, wenn wir die touristische Reisetätigkeit einstellen, aber die "brave" Mobilität, welche dem Erwerb dient, ohne entsprechende Tests etc. weiter zulassen, wir zu einer Verbesserung der Lage kommen werden. Dass dies nicht funktioniert hat, ist über den gesamten Winter hinweg evident. Ich glaube, dass das Problem nur in Kombination mehrerer Maßnahmen (verpflichtende Antigentests für alle in bestimmten Zeitabschnitten, gerade auch für die mobilsten Gruppen, Steigerung der Durchimpfung, weiterhin FFP2-Masken & Hygiene etc.) gelöst werden kann. Eine Einteilung in "gute Reisetätigkeit - dient dem Erwerb" und "schlechte Reisetätigkeit - Tourismus" ist nicht zielführend. Die Psychiatrien in Europa sind aufgrund der vielfältigen Einschränkungen jetzt schon überlastet. Ich glaube, dass es sowohl für unsereMenschen als auch für die Wirtschaft wichtig ist, wieder mehr zu ermöglichen (soziale Kontakte, Verwandtenbesuche in Altersheimen, einmal ein Hangar-Bier trinken etc.) Aber dies klappt nur, wenn wir dies unter kontrollierten Bedingungen ermöglichen...