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13. Dezember 2024 09:24 Uhr: Von Thomas R. an ingo fuhrmeister Bewertung: +18.00 [18]

Hach. Egelsbach International, oder auch "der Todesflughafen von Warren Buffet", wie ihn das Boulevard-Blättchen DER SPIEGEL mal genannt hat.

Ich erinnere mich noch an meinen ersten Flug über diesen Airport, in den Anfangsjahren meiner Fliegerei. Unterwegs mit einem Fliegerkumpel mit damals sehr viel mehr Erfahrung als ich. Zunächst einmal die berühmte Sightseeing-Tour entlang der Frankfurter Skyline.

Dann lag er vor uns, der große Frankfurter Flughafen, an einem diesigen, eiskalten Tag im Februar. Wie ein Ölgemälde von William Turner oder eine versunkene Stadt in Christoph Ransmayrs Die letzte Welt.

Der sehr freundliche Towerlotse erlaubte uns, diesen entlang der A5 zu passieren, was uns dann unvermittelt gen Egelsbach führte. Dort gab uns der Türmer zunächst einen Squawk und die Anweisung, zunächst über die Piste und dann irgendeine Ausflugroute nach Südost, vermutlich Kilo, zu fliegen. Heute weiss ich natürlich, dass dies in der reinen Lehre des Schaudelismus keinesfalls eine Verkehrslenkung, sondern nur ein in Befehlsform verpackter Liebesbrief war, zumal er bestimmt auch das ein oder andere Komma aus dem relevanten NFL nicht mitgesprochen hat.

Leider hatte er bei dieser Nicht-Verkehrslenkung vergessen, dass gerade jemand auf genau dieser, irgendwie auch einzigen, Piste gestartet ist und uns dann von unten näher kam. Da wir aufgrund der Luftraumstruktur nicht allzu hoch über Grund waren, sahen wir uns genötigt, ein wenig lateral auszuweichen, was dann die Frage zur Folge hatte, wie wir es denn wagen könnten, von der uns vorgegebenen bzw. äußerst liebenswürdig empfohlenen Flugroute abzuweichen.

Da ich damals weder von Egelsbach noch vom Schaudelismus irgendetwas wusste, und diesen geradezu liebevoll-erzieherischen Kommentar als Anschiss missverstand, fragte ich den Türmer, ob er noch alle Kerzen auf der Torte hätte, zunächst kollisionsfördernde Verkehrslenkung zu betreiben und uns dann auch noch anzumaulen, wenn wir selbständig ausweichen.

Auf der Frequenz herrschte daraufhin zwei Minuten grimmiges Schweigen, bis dann - kurz vor Kilo - tatsächlich eine zaghafte Entschuldigung seitens der Bodenfunkstelle, aber offenbar von einer anderen Person, kam. Da schau her.

Spätere Flüge, auch von- und nach Egelsbach, waren in Bezug auf bodenfunkstellenbezogene Irritationen eher unauffällig, bis vielleicht auf die Tatsache, dass jedes, aber wirklich jedes Mal irgendwer vom Turm-Operateur wegen irgendwas angemault wurde.

Mir ist das nur noch ein einziges Mal passiert, als die weltgewandte Apron-Frequenz mich fragte, ob ich es nicht etwas albern fände, für ne AA-5 einen "Startup" zu requesten. Worauf ich sagte, dass ich das auch finde, und noch mehr, so etwas als verpflichtende Bedingung ins AIP zu schreiben. "Oh, habe nicht gesehen, dass Sie einen IFR-Flugplan haben." Well. Merkel würde sagen: "Schwamm drüber."

Ansonsten hab ich Egelsbach vor allem aus der ATO-Zeit meiner IR-Ausbildung in Erinnerung, wo wir dann gerne mit der Cirrus für 5,50 Euro die Minute (netto) am Rollhalt in Position Nr. 4 standen, während

- auf Position Nr. 1 der frischgebackene Fluglehrer Ingo F. aus bayer. G. in der C-150 ein Stossgebet zu sämtlichen Wüstengöttern zwecks Überfliegung des Bahndamms schickt

- auf Position Nr. 2 der rüstige Rentner und passionierte Prüfer Willi F. noch schnell die Frequenz vom nächsten GCA-Approach heraussucht und

- auf Position Nr. 3 der Alpenfluglehrer Johannes K. den schon von Hannibal mit Elefanten begangenen Weg von EDFE über EDNL nach LOWZ brieft, selbstverständlich inklusive aller Täler, Schluchten und (un-)möglichen Umkehrkurven.

Nachdem alle weg sind geht es (schwupps!) los, um bei beschissenem Wetter die A5 langzuschleichen und gleichzeitig zu versuchen, keine a) Hochspannungsleitungen oder b) Lufträume zu erwischen, was in Kombination immer etwas doof ist. Until kingdom (aka Pickup) come.

In besonderer Erinnerung sind mir auch die Rückflüge von den training missions geblieben, bei denen man an der MVA in irgendwelchen halbgaren Wolkenlöchern rumstochert, um sich bei erstem Anzeichen einer Erfolgsmöglichkeit auf Nimmerwiedersehen in ein solches zu stürzen und gleichzeitig zu versuchen, a) nicht einen der Hügel um Egelsbach zu treffen oder b) doch wieder einen Luftraum anzukratzen oder c) nicht mit allen anderen zu kollidieren, die genau das selbe auf genau der selben Einflugroute machen.

Ja, Egelsbach. Immer, wenn ich das ILS meines Heimatplatz mit 3km Piste runtersegle, lege ich einige kurze Schweigesekunden für unsere infrastrukturell so depravierten Berater- und Bankerkollegen aus der nahen Metropolregion ein (:



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13. Dezember 2024 14:30 Uhr: Von ingo fuhrmeister an Thomas R.

Warum hast du den türmer nicht mit einer gbu- 38 erlegt? Sein arbeitsplatz wäre heile geblieben...


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