Thomas Fischer liefert mal wieder.
Der Beitrag ist Gänze lesenswert - wie meist bei Fischer - und beim folgenden Abschnitt musste ich an dieses Forum und seine soziale Dynamik denken:
"Drostens ungelenker, anmaßender und auch unverschämter Appell kann hier also in einem Atemzug mit Kanzlerin Merkels entnervter Klage über die "Öffnungsdikussionsorgien" genannt werden. In beiden Fällen wird alleinige Deutungshoheit beansprucht und auf einen Konsens in der Sache gepocht, der faktisch längst nicht mehr gegeben ist. All dies mutmaßlich, um innerhalb der Bevölkerung keine Zweifel hinsichtlich getroffenen Eindämmungsmaßnahmen zu provozieren.
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Und dies ist nicht Ausdruck eines gesellschaftlichen Defizits, hier zeigt sich stattdessen, dass Demokratie so funktioniert, wie sie funktionieren soll. Denn eine Einigkeit, die keine ist, kann nicht durch autoritäres Einfordern von Seiten einzelner Wissenschaftler und der Politik gewonnen werden.
Diese Einigkeit kann auch nicht dadurch gewonnen werden, dass aus kritischen Stimmen pauschal als Verschwörungstheoretiker oder in Anlehnung an die Klima-Skeptiker zu "Corona-Leugnern" gelabelt werden. Vielmehr ist es die Akzeptanz eines fruchtbaren Dissens und der beständige respektvolle Diskurs, das Abwägen, das Streiten und das beständige Prüfen, was langfristig eine echte gemeinsame Orientierung in der Krise schafft."
Interessant, wie weit auseinander die Positionen reichen. Ernstzunehmende Leute sagen, wir stehen erst am Anfang der Pandemie. Genauso ernstzunehmende andere Leute prognostizieren ein baldiges Ende. Wie auch die Beatmung. Die einen fürchten, dass nicht genug Maschinen da sind, die anderen halten Beatmung für kontraproduktiv.
Offenbar wird nun nach und nach möglich, diese Dinge kontrovers zu diskutieren, ohne dass von der Regierungslinie abweichende Meinungen sofort als idiotisch oder böswillig diskreditiert werden. Auf einmal sind auch solche Ansichten salonfähig. Und die korrekten Antworten wissen wir immer noch nicht definitiv. Aber lassen uns nicht mehr von Angst beraten, sondern fangen an abzuwägen.