Norwegen ist Schengen, aber nicht EU. Es ist bei einem Abflug direkt von der Bundesrepublik nach Norwegen und umgekehrt also eine Zollkontrolle nötig. Eine Zwischenlandung in Dänemark löst das Problem, da zwischen den skandinavischen Ländern wiederum freier Grenzverkehr herrscht. Auf die Einzelheiten werden wir beim Vorbereitungsbriefing am 12. Mai 2012 in Egelsbach noch eingehen.
Bergen/ENBR präsentierte sich uns zwar mit traumhaftem Wetter und fantastischen Sichten auf das Hochland der Telemark, aber nicht unbedingt als optimaler GA-Flugplatz. Das lag zunächst einmal daran, dass momentan dort kräftig gebaut wird (ist im Juni abgeschlossen), aber auch an der Größe des Flughafens und am regen Helikopter-Verkehr auf die nahe liegenden Ölplattformen.

Hansestadt Bergen. |
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In Bergen gibt es kein richtiges GAT. Man kann also nirgendwo die Gebühren bezahlen. Das macht aber nichts, in Norwegen sollte man soweiso mit einem Weekly-Season-Pass (im Internet erhältlich) fliegen, dann spart man sich die Gebühren-Rennerei nämlich komplett. Man wird also vom Vorfeldbus vor dem Terminal abgeholt und zur etwas abgelegenen Parkposition gefahren. Eine wirkliche Alternative zu ENBR gibt es in der Region aber nicht. Im Gespräch mit dem Traffic-Koordinator zeigte sich dieser jedoch sehr freundlich und bemüht für uns ausreichend viele Busse und Fahrer bereitzustellen. "Keine Sorge", meinte der Norweger gelassen, "ihr seit nicht die erste große Gruppe hier!".
Die alte Hansestadt Bergen präsentierte sich dann bei klarem Postkarten-Wetter, worüber sich vor allem Copilot und Fotograf
Alexander Wipf sehr freute. Insgesamt sechs Hotels nahmen wir im Laufe des Nachmittags in Augenschein und wählten schließlich das direkt am historischen Hanse-Hafen gelegene
First Marin für die Gruppe aus. Das in einer alten Bücherfabrik mit teils sehr originell gestalteten Zimmern entstandene Hotel bietet aus Komfort, Größe und Lage nach unserer Ansicht die beste Schnittmenge in Bergen. Praktisch alles, was die Stadt selbst zu bieten hat kann von dort aus zu Fuß erreicht werden, und man befindet sich nur wenige Schritte weg von einer Anzahl schöner Restaurants und Kneipen.

Stadtpanorama Bergen. |
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Am Abend flogen wir dann noch 250 NM weiter nach
Trondheim/ENVA. Falls sich im Sommer das Wetter nicht ganz so kooperativ zeigen sollte, kann man diese Strecke auch prima entlang der Küste zurücklegen. Wir wollen auf dem Flyout nämlich keine fliegerischen Höchstleistungen provozieren, sondern ganz entspannt eine Woche unterwegs sein, und vor allem auch kleinen Flugzeugen und vielleicht weniger erfahrenen Crews die Chance zur Teilnahme bieten. Daher verzichten wir auch auf einen Flug ins gebirgige Landesinnere und bleiben schön brav an der Küste.
Der Flugplatz in Trondheim ist deutlich kleiner als der in Bergen und es geht dort auch sehr viel ruhiger zu. Es gibt ein richtiges GA-Terminal und alles läuft wie am Schnürchen. Allerdings sollte man vor der ca. 25 Minuten langen Taxifahrt in die Stadt noch mal tief Luft holen. Ca. 90 Euro kostet diese nämlich. Wer dieses Geld lieber anders anlegt, kann aber auch mit dem "Flybussn" direkt vom Flugplatz in die Stadt fahren. Das dauert nur ca. 15 Minuten länger und kostet 10 Euro.
Insgesamt ist Norwegen ein recht teures Land, vor allem z.B. bei Taxi oder an der Bar. Jetfuel ist zu unserer Freude aber mit 1,20 bis 1,50 Euro pro Liter recht erträglich und auch Avgas ist mit 2,00 Euro pro Liter nicht so teuer wie bei uns. Außerdem sind die Gebühren recht moderat, gerade mal 50 Euro lassen wir für unsere 4-Tonnen-Cheyenne in Trondheim inkl. ILS und Parken. Ein kleinerer Flieger ist natürlich auch noch deutlich günstiger.

Das Hotel Rica Nidelven in Trondheim. Trotz grauem Schneesturm angenehm Hell und sicher ein Ort, an dem sich die Gruppe sehr wohl fühlen wird. |
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Auch in Trondheim begutachten wir mehrere Hotels und entscheiden uns schließlich für das
Rica Nidelven. Das erst kürzlich eröffnete Hotel direkt am Wasser ist in seiner Architektur und Gestaltung so einladend und hell, dass es selbst bei dem herrschenden trüben Schneesturm freundlich und einladend wirkt! Nach einem Ausflug ins Studentenviertel der Stadt und einem üppigen Frühstück fliegen wir am nächsten Morgen weiter 315 NM nach Norden auf die Lofoten nach
Svolvaer/ENSH.
Wegen des Feiertags (Gründonnerstag) hatte man dort den unkontrollierten Platz leider bis auf einen Linien-Arrival geschlossen, jedoch weder ein NOTAM herausgegeben noch Bodö-Approach informiert. Macht aber nix, wir sind ja in Skandinavien "land on your own discretion" gibt uns der Radarlotse von Bodö mit und verabschiedet sich.
Der Platz liegt in einer Bucht auf der Südseite der Inselgruppe und ist an drei Seiten von 4.000 bis 5.000 ft hohen steilen Felsen umgeben. Nichts für Leute, die mit dem Missed-Approach lange zögern. Als wir dann allerdings nach dem recht komplexen Offsett-Localizer ankommen und eigentlich bereits visual sind, stellt sich noch ein Schneeschauer zwischen uns und den Platz.
Wir fliegen also in 500 ft bei recht miesen Sichten über das Wasser und just in dem Moment, indem wir aus dem Schauer wieder ins Freie kommen, meldet sich doch noch jemand auf der AFIS und teilt mit, die Piste sei wegen Schneeräumens noch gute 10 Minuten geschlossen. Wir befinden uns unmittelbar im Short Final, an drei Seiten Fels und an einer Seite Schnee mit Nebel, der vom leichten Südwind wohl auch noch in die Bucht und zum Platz hin gedrückt wird.
Zwar kämen wir mit der Steigleistung der Cheyenne da leicht wieder raus, aber wenn der Schauer, der gerade einmal 2 NM weg vom Platz steht, ganz hereinzieht, ist an eine Landung in Svolvaer nicht mehr zu denken und der Trip für die Katz. Das nennt man ein "closing window of opportunity." Ich mache der Norwegerin am AFIS-Radio also klar, dass es mir egal ist ob auf der ca. 800 Meter langen Piste Schnee liegt oder nicht, ich aber zügig dort landen müsste "due to fog closing in from the south". "Roger" kommt zur Antwort und zwei Vollkreise später hat sich das Räumfahrzeug verzogen und wir können landen.

Das Suite Hotel Lofoten. Direkt am kleinen Hafen von Svolvaer gelegen ist dieses modern und schön eingerichtete Hotel der optimale Ausgangspunkt für die Erkundung der Inseln. Selbst in der verschneiten Vorosterwoche, macht dieser Ort richtig Lust zu bleiben. |
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Sich mit einer Twin-Turboprop unter derart eingeengten Bedingungen ein VFR-Warteverfahren selbst zu stricken und dieses zu fliegen gehört nicht unbedingt zu den ganz lockeren Dingen, weshalb wir in diesem Moment auch wenig Begeisterung für die wirklich umwerfende Natur vor den Fenstern der Cheyenne aufbringen können. Zum Glück läuft aber Alex' Kamera mit und man kann sich die gesamte Nummer später in
Ruhe daheim auf dem Sofa ansehen ...
Für das Hotel in Svolvaer hatte sich der Trip jedoch mehr als gelohnt. Das nur 5 Minuten vom Flugplatz entfernt gelegene
Lofoten Suite-Hotel ist ein modernes und sehr geschmackvoll eingerichtetes Hotel, direkt am kleinen Hafen, von dessen Terrasse man nicht nur die Fischerboote im Hafen, sondern auch den Flugverkehr bequem beobachten kann. Wir haben sämtliche der großen und hellen Suiten für die Gruppe geblockt, es wird jedoch voraussichtlich nicht die gesamte Gruppe dort Platz finden, weshalb wir im nur 30 Meter entfernt gelegenen
Thon-Hotel, welches ebenfalls schön und etwas günstiger ist, ein weiteres Zimmerkontingent reserviert haben.
Die Location auf den Lofoten hat uns so gut gefallen, dass wir den Reiseplan nochmals geändert und eine Nacht in Bergen gestrichen haben und dafür volle drei Nächte auf den Lofoten verbringen möchten. Dies ermöglicht es den Crews dann von dort aus auch längere Ausflüge mit Boot, Fahrrad oder Mietwagen zu unternehmen, das Inselinnere zu erkunden und vor allem bei taghellen Nächten auf 68° Nord einfach mal auszuspannen.
Die letzte Nacht des Flyouts verbringen wir dann in Oslo, wo wir mitten in der Stadt im
Grand-Hotel absteigen. Abhängig vom Wetter kann auch hier entlang der Küste geflogen werden oder im Osten der Berge auf der schwedischen Seite. Auf eine Erkundung des unproblematischen kleinen GA-Platzes
Kjeller/ENKJ haben wir jedoch verzichtet und sind von Svolvaer auf den Lofoten über 1.150 NM direkt nach
Mainz/EDFZ zurückgeflogen.
Fazit
Wer sich unter Norwegen lediglich Trolle und Stabkirchen vorstellt, der wird auf dieser Reise eine Überraschung erleben. Mit Bergen und Trondheim besuchen wir zwei sehr spannende Städte mit viel Atmosphäre und wunderschöner Umgebung.
Umso deutlicher ist dann der Kontrast zu den Lofoten, jener Inselgruppe, die wie ein riesiges Walfischgerippe aus dem Atlantik ragt. Trotz der nördlichen Lage werden wir dort im Juli dank des Golfstroms milde Temperaturen und fast durchgehend Tageslicht erleben und die beiden ausgewählten Hotels in Svolvaer bieten die optimalen Voraussetzungen diese Atmosphäre zu genießen. Entsprechend werden wir auch den letzten Abend auf den Lofoten mit einem Dinner für die gesamte Gruppe feiern.
Der Rückweg führt uns dann noch über Oslo, wo die Freunde der Großstadt wieder auf Ihre Kosten kommen.
Die Hotels in Norwegen sind insgesamt etwas kleiner und einfacher als z.B. das für die Leserreise 2010 ausgewählte Turnberry in Schottland. Dafür sind die Kosten auch etwas moderater. Insbesondere Svolvaer auf den Lofoten verspricht zu einem Highlight zu werden! Das Team von Pilot und Flugzeug freut sich sehr auf eine Woche entspanntes Fliegen, interessante Städte und lange Abende am Polarkreis mit Blick auf die Weite des Nordatlantiks ...