Das Problem liegt sehr wahrscheinlich an mangelnder Schulung, auch der mangelnden Information seitens Boeing geschuldet.
Boeing hat MCAS deshalb entwickelt, um bei großen AoA eine zusätzliche Vergrößerung des AoA und außerdem Auftriebsverlust durch Abschattung der Tragflächen zu vermeiden. Beides wird bei zu hohem AoA durch die Cowlings der Triebwerke bewirkt.
Bei eingeschaltetem Autopilot besteht keine Notwendigkeit für "MCAS". Der Autopilot vermeidet selbständig zu große AoA.
Wird allerdings per Hand geflogen, kann sich "MCAS" einschalten. Das passiert, wenn es einen zu großen A0A feststellt. In diesem Fall wird der komplette horzontale Stabilizer in Richtung nose down verstellt, offenbar um bis zu 2,5°.
Etwas zu wenig beachtet wurde bis jetzt, dass auch die Steuerkräfte bei der MAX-8 nur etwas halb so groß sind, wie bei den Vorgängermodellen. Das kann gerade beim Start dazu führen, dass ein auf dem Muster noch "unerfahrener" Pilot versehentlich zu viel Pitch zieht wegen der ungewohnten Steuerkräfte oder Mangels Wissens um das MCAS und damit das MCAS auslöst.
Wenn MCAS beim Take-Off auslöst, kann folgende Fehlerkette entstehen:
- MCAS aktiviert sich und trimmt das Flugzeug auf nose down;
- ser Pilot bemerkt, dass das Flugzeug die Nase senkt und zieht stärker am Höhenruder;
- das MCAS regelt nach, weiter mit Schritt 2 bis 2,5° Pitch am Stabilizer erreicht sind;
- ein Einschalten des Autopilots in dieser Situation sorgt dafür, dass das Flugzeug zunächst ganz gewaltig die Nase senkt, weil der Autopilot ein derartig vertrimmtes Flugzeug erst einmal wieder korrekt trimmen muss;
- schaltet man mangels Kenntnis um MCAS Autopilot und elektrische Trimmung (also auch MCAS) aus und vergisst aber den Stabilizer wieder korrekt zu trimmen, hat man ein Problem;
- schaltet man MCAS rechtzeitig aus, fliegt per Hand und überschreitet dann (vielleicht auch wegen der niedrigeren Steuerkräfte) den kritischen AoA bei dem die Triebwerke den AoA aerodynamsich noch mehr erhöhen und außerdem den Auftrieb verringern, hat man ein noch viel größeres Problem.
Anmerkung: Falls sich die Geschwindigkeit in Folge des Nose Downs erhöht, erhöht sich dadurch auch die ungünstige Wirkung des vertrimmten Stabilizers. - Offenbar ein Teufelskreis.
Das geschilderte Szenario lässt sich durch Schulung (und wahrscheinlich nur dadurch) vermeiden. Dazu sind selbstverständlich ausreichende Informationen durch den Hersteller notwendig. - Hier stellt sich mir die Frage, wie man einen Simulator für dieses Muster bauen und zulassen kann, wenn vom Hersteller keine ausreichenden Unterlagen vorliegen, die das Flugzeug, sein aerodynamisches Verhalten und seine Systeme beschreibt...