Ich finde solche Patente gut!
Nicht, weil ich die Anwendung implementiert sehen möchte, aber weil solche Patente offen legen, was technisch möglich ist und zumindest gedacht wird. Das ist viel besser, als all das was ohne Patent und damit ohne Veröffentlichung einfach gemacht wird. Nur eine Veröffentlichung ermöglicht eine breite Diskussion darüber, was wir als Gesellschaft wollen und was wir nicht wollen.
Und so eine Diskussion ist nötig, dringend überfällig und darf auf keinen Fall den Verschwörungstheoretikern überlassen werden.
Im Gegensatz zu den eher „populären“ Grundrechten wie Pressefreiheit, wo sich gleich eine Menschenkette bildet wenn ein Journalist irgendwo auf der Welt verhaftet wird (nicht, dass ich solche Verhaftungen gut heisse!), ist nämlich der Datenschutz eines der Grundrechte, für dessen Verteidigung weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit täglich Menschenleben geopfert werden! Und zwar nicht (nur) in irgendeiner Bananenrapublik sondern mitten in Deutschland!
Es verdursten jedes Jahr duzende wenn nicht hunderte ältere Menschen auf dem Küchenboden ihrer Wohnung, weil sie gestürzt sind und keine Hilfe rufen können (obwohl sowohl Siri, als auch einfache Fitness-Tracker in der Lage wären, das zu erkennen und Hilfe zu organisieren; das zitierte Google-Patent geht ja in diese Richtung nur einen Schritt weiter). Es sterben jährlich in Deutschland über 1000 Menschen durch vermeidbare Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, die nur deswegen nicht erkannt werden, weil Krankenkassen und Apothekenrechenzentren auf Grund von Datenschutzbestimmungen einem Arzt nicht automatisiert mitteilen dürfen, was ein anderer Arzt verschrieben hat („fun“ fakt: Es geht hierbei um den Schutz der Daten des Arztes, nicht um den der Patienten).
Solche Beispiele gibt es einige mehr - nicht nur aus der Medizin.
Nein, das bedeutet nicht, dass 1984 eine tolle Zukunftsvision wäre und schon gar nicht, dass einige Großkonzerne mit unseren Daten alles anstellen dürfen sollten, was möglich ist.
Aber ein bischen Bewusstsein dafür, dass wir bei der Debatte über Datenschutz viel mehr als bei den meisten anderen Grundrechten ganz konkret auf der anderen Seite über Menschenleben sprechen, würde der Diskussion imho gut tun.
Eine Umfrage „Wie viele Todesfälle sollten wir in Deutschland jedes Jahr für den Datenschutz in Kauf nehmen?“ würde zu interessanten Ergebnissen führen...