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15. Februar 2019: Von Olaf Musch an  Bewertung: +1.00 [1]

Ich antworte mal dem letzten.

Ich denke, dass die Technologie als solche nicht das große Problem sein wird, wenn es um Mann tragende Multucopter geht. Die Akku-Technik entwickelt sich weiter. Die Steuerung ist mechanisch deutlich einfacher, als in einem "echten" Heli, und die Lärmemissionen sind zumindest andere, als die von großen Rotoren.

Dennoch bleiben für mich einige offene Fragen:

  • Verkehrszulassung. Der Volocopter fliegt derzeit mit einer UL-Zulassung für Testflüge. Alles ok. Aber wenn man so ein Ding im Zubringerverkehr kommerziell einsetzen können möchte, müssen die Komponenten (und auch die Steuersoftware) entsprechend zugelassen sein. Ich bin kein Anwalt, aber da müssten doch CS-27 (small rotorcraft) bzw. CS-29 für größeres Gerät samt aller Beiwerke gelten. Und die sind nicht ohne. Ob der Regulator da noch separate Richtlinien erlassen oder diese für Multicopter anpassen muss, ist mir auch noch nicht klar (Multicopter haben z.B. keine Autorotationsfähigkeit, brauchen also ein Gesamtrettungssystem). Sobald aber für Multicopter die Zulassungshürden "gesenkt" werden, wird die Heli-Industrie das für sich auch einfordern und ggf. ebenfalls günstiger werden (auch, wenn die Mechanik eines Helis immer noch komplizierter und damit teurer bleibt)
  • Piloting: piloted, remotely piloted oder autonom
    Ein Pilot im Gefährt nimmt natürlich wertvollen Platz ein, schafft aber bei Paxen ggf. Vertrauen auch im Verhalten bei Notfällen (z.B. auch die Entscheidung zur Auslösung eines Rettungssystems!). Remote piloting erfordert ein deutliches mehr an Sensorik und Datentransfertechnik, die auch ausfallen könnte. Autonome Steuerung muss sowohl in Bodennähe (bewegliche Hindernisse in allen Richtungen, Windböen, ...) als auch in der Koordination mit ATC sauber funktionieren. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Und IFR in G hat man dann praktisch "nebenbei" gleich mit zu regeln. Außerdem schwirren im urbanen Luftraum ja auch noch Polizei und Rettungsdienste durch die Luft. Ohne Flugplan, ohne ATC. Mit denen muss sich so ein Gerät ja auch irgendwie koordinieren. Ganz zu schweigen von all den Paketdrohnen, die uns angekündigt wurden
  • Ops: Wurde ja auch schon angesprochen. Beispiel Messeverkehr. Ein Flugzeug aus Chicago landet in Frankfurt, Viele der Paxe wollen zur Messe. Davon möchten einige sich das Flugtaxi gönnen. Dann braucht's erstens also wie bei den Taxen so etwa 10 Warteflächen für die Dinger, die dann die Paxe samt Gepäck(!) erreichen und dort boarden müssen. Der ganze Weg dorthin ist "Luftseite", unterliegt also entsprechenden Sicherheitsvorschriften (oder man muss erneute Sicherheitskontrollen einrichten). Dabei muss dann sichergestellt sein, dass Paxe am Gerät auch nichts manipulieren können, jemand muss also das Boarding beaufsichtigen (auch, wenn keine Crew anwesend ist).
    Gleiches am Messegelände. Dort müssen die Maschinen dann nach dem Aussteigen der Paxe kurz geprüft/gereinigt werden, und insbesondere der Ladestand der Akkus muss gecheckt werden.
    Der Platzbedarf pro Lufttaxi entspricht ungefähr auch dem eines ganz "normalen" Helipads, und es braucht Flughelfer, Operatoren, ... für die Beaufsichtigung der Maschinen, Wartebereiche für die Paxe, Gepäckabfertigung, etc.
  • Kosten/Energieaufwand: Auch das klang schon an. Der Luftweg ist immer energieaufwändiger, als der Landweg - für die gleiche "Fracht" , aber nicht immer auch schneller (Umsteigen, Warten, Sicherheitskontrollen, ...). Das muss man sich energie-/umweltpolitisch auch bewusst leisten können/wollen

Ein Gerät in die Luft zu bringen. Ein Gerät remote zu steuern. Ein Gerät autonom zwischen A und B fliegen lassen. Das alles sind lösbare Aufgaben.
Daraus aber ein wirtschaftlich betreibbares Gesamtkonzept jenseits der Hobbyfliegerei zu machen, bedarf noch einigen Einsatzes an Hirnschmalz.

Ich finde es gut, dass sich Menschen damit befassen. Mich privat interessiert insbesnodere der Volocopter. So ein Ding würde ich gerne auch mal selbst steuern. Ich halte aber die zeitlichen Vorstellungen für sehr optimistisch.

Olaf

15. Februar 2019: Von Mich.ael Brün.ing an Olaf Musch Bewertung: +6.00 [6]

Die Akku-Technik entwickelt sich weiter.

Ich bin immer wieder erstaunt, woher die Annahme kommt, es würde hier eine enorme Entwicklung geben. Batterien und Akkus gibt es seit ca. 200 Jahren, den Bleiakku seit ca. 150 Jahren, die Lithium-Ionen-Akkus seit fast 50 Jahren, kommerziell verfügbar seit 30 Jahren. In der Energiedichte haben wir zum Bleiakku in 150 Jahren einen Sprung grob um Faktor 5 gemacht. Seit Einführung von LiIon- und LiPo-Akkus gab es Fortschritte hauptsächlich im Bereich der Produktionskosten und dem Overheadgewicht, aber kaum noch in der Energiedichte, wir stehen jetzt bei ca. 120 bis 150 Wh/kg für große Akku-Konstruktionen, z.B. Tesla 85kWh Akku mit 700kg. Extrapoliert man den Fortschritt der letzten 20 Jahre auf die nächsten 20 Jahre, werden es vielleicht 170 Wh/kg durch Optimierung der Bauweise, nicht der Physik.

Okay, der Preis ist von 350€/Wh in Größenordnungen nahe 100€/Wh gefallen. Das ist wirklich signifikant! Und auch die Schnelladefähigkeit von großen Akkus wurde durch bessere Wärmeableittechnik deutlich verbessert. Die Wahrscheinlichkeit bei großen Akkus unter 10 Minuten zu kommen, ist aber eher gering. Irgendwo muss die Wärme ja hin und es braucht entweder viel Platz oder zusätzliche Technik und damit zusätzliches Gewicht. Für einen dauerhaften Einsatz eines Flugtaxis ist das hinderlich. Es muss quasi ähnlich lang geladen werden, wie es fliegt. Also entweder Akku-Tausch oder geringere Verfügbarkeit.

Immer wieder hört man Nachrichten, dass ein Wunderakku auf dem Weg von Forschung in Marktreife sei, Schwefel-Luft, Aluminium-Zink, etc. Leider ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese - neben der Energiedichte - auch die Kriterien niedrige Produktionskosten, geringe Selbstentladung, gute Schnelladefähigkeit und vernünftige Lebensdauer (Ladezyklen) erreichen, eher gering.

Aber ich will ja nicht unken. Eigentlich bin ich selbst ein Verfechter der technologischen Entwicklung. Ich glaube, wir können sehr viele technische und auch geselleschaftliche Probleme lösen, wenn wir nur wollen. Im Hinblick auf Akkus wäre einen Katalysator gut, der es ermöglicht Materie zu 100% in Energie umzuwandeln. Wer sich mal mit Physik beschäftigt hat, der könnte wissen, dass Materie an sich einen relativ hohen Energiegehalt besitzt. Ein Gramm würde für die Lebensdauer eines Volokopters locker ausreichen. Wir könnten auch einfach ein halbes Gramm normale und ein halbes Gramm Antimaterie verwenden. Geht auch. Wahrscheinlich reicht sogar weniger. Im Prinzip also einfach, vielleicht sogar technisch machbar. Irgendwann. Manchmal holt die Realität die theoretische Physik aber doch ein. Schade!

Meine Sicht zusammengefasst:

  • Es spricht gar nichts gegen die technische Machbarkeit eines Lufttaxis auf Basis von Konstruktionen wie zB ein Volocopter! Ich freue mich auf solche Fluggeräte.
  • Hohe Energiedichte (Reichweite!) und ständige Einsatzbereitschaft (Ladezeit nahe Null) sind konkurrierende Ziele. Lösung nicht in Sicht. Ein Betriebsmodell muss dem Rechnung tragen und Zusatzkosten berücksichtigen.
  • Der hohe Energieeinsatz, viele Basiskosten und Grundvoraussetzungen für eine kommerzielle Personenbeförderung durch die Luft bleiben bestehen. Eine deutliche Kostenreduzierung im Vergleich zu Hubschraubern ist damit schwierig, selbst wenn ein Volocopter nur ein Viertel der Herstellungskosten eines R22 hätte.
  • Das wirtschaftliche Hauptproblem der Luftfahrt: "Auslastung" ist in diesem Umfeld noch extremer. Wenn man einen Service bieten will, der eine Zeitersparnis im Minutenbereich garantiert, dann muss man eine große Flotte bereitstellen. Diese wird aber nur in Stoßzeiten ausgelastet sein, die meiste Zeit steht sie "auf Abruf" und verdient kein Geld.
  • Und - noch gar nicht in die Diskussion eingebracht - der Bedarf für Zeitersparnis bei Geschäftsreisen wird sich deutlich verringern. In den letzten Jahren nehmen Geschäftsreisen ohnehin schon stetig ab. Die Bedeutung eines persönlichen Treffens wird geringer. Die Facebook und Whatsapp-Generation lebt heute schon wie selbstverständlich rein virtuelle Kontakte. Videokonferenzen sind etabliert, mit VR-Brillen und 3D-Modellierung der eigenen Person wird sich der Trend zu virtuellen Meetings noch weiter verstärken.

Mein größter Kritikpunkt an der Studie ist nicht die visionäre Grundhaltung. Es ist die wirtschaftlich unsinnige Erwartungshaltung. Und das für ein Beratungsunternehmen, das sich "Nachhaltigkeit" auf die Fahnen geschrieben hat. Flugtaxis sind weder umwelttechnisch nachhaltig noch verkehrspolitisch.

15. Februar 2019: Von Olaf Musch an Mich.ael Brün.ing

Die Akku-Technik entwickelt sich weiter.

Ich bin immer wieder erstaunt, woher die Annahme kommt, es würde hier eine enorme Entwicklung geben.

Keine Sorge, ich bin nicht so blauäugig, innerhalb von 5 Jahren mit dem "Super-Akku" zu rechnen. Ich habe auch bewusst Formulierungen wie "rasant" oder "dramatisch" weggelassen, die bei Politikern, Beratern und anderen Menschen immer wieder zu lesen sind.

Du hast vollkommen Recht: Wenn die Lufttaxis genauso lange laden müssen, wie sie fliegen können, dann stehen sie mindestens die Hälfte der Zeit rum und kosten Geld, anstatt welches zu verdienen.
Und Wechselakkus brauchen erstens jemanden, der wechselt und zweitens noch etwas mehr Mechanik (Rahmen/Hülle, Führung, Kontakte, ...), was auch wieder auf's Gewicht schlägt, damit den Energiebedarf und den Platzbedarf für die gleiche Flugleistung wieder erhöht, usw.

Auch das ist neben Infrastruktur und Wartung ein Thema, das den wirtschaftlich langfristig erfolgreichen kommerziellen Betrieb eines solchen Konzepts in Frage stellt.

Olaf

15. Februar 2019: Von  an Olaf Musch

Plus siehe oben: Man wird keine Flüge in die Innenstand für 20 EUR anbieten können, wenn alleine die Akku-Abnutzung 10-15 EUR für so einen Flug kostet.

15. Februar 2019: Von  an 

Meine Firma ist für die Daimler AG Wörth tätig. Und ab 2021 ist auch geplant die Trucks die zumindest nur Autobahn fahren komplett auf E mobility umzustellen. Da ca. 400 Lkw täglich im Werk Wörth vom Band laufen und ca. 200Stück für E mobility geplant sind. Frag ich mich wo die ganzen Resourcen herkommen.... Wenn ein kleiner e Stapler schon 1.2tonnen Batterien an Bord hat.......

16. Februar 2019: Von ingo.fuhrmeister@freenet.de fuhrmeister an 

hallo herr weinstein,

warscheinlich 1 tonne blei, 0,2 tonnen batterien? oder versteh ich da was nicht richtig?

mfg

ingo fuhrmeister

16. Februar 2019: Von  an ingo.fuhrmeister@freenet.de fuhrmeister

Schau mal auf das Datenblatt.

Woher wir das für alle bewegliche Technik herbekommen wollen ist mir noch nicht so plausibel.....

16. Februar 2019: Von  an 
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