wahrscheinlich war das Abhören illegal - aber die Veröffentlichung ist es ganz sicher nicht
Ich könnte mir vorstellen, dass beides illegal ist. Diese Frage ist übrigens unabhängig davon, ob es "den Richtigen" getroffen hat. War der Ibiza-Termin ein privater? Konnte sich der Betroffene unter dem gesetzlichen Schutz der "Unverletzlichkeit der Wohnung" und seiner Privatsphäre wähnen?
Ich bin da ehrlich gesagt etwas hin- und hergerissen:
Wir leben in einer Welt, in der Whistleblower für die Offenlegung von Kriegsverbrechen in den Knast kommen. Und in der mittels Urheberrecht auch mal staatlich finanzierte Gutachten vom Netz genommen werden. Es kommt also drauf an, wen es trifft. Mal sieht die Justiz der "freien Welt" eine Veröffentlichung sehr eng, mal ist sie vollkommen cool.
Wenn es "den Richtigen" trifft, wie in diesem Fall, dann kann schon mal ein Qualitätsmedium ein Video (!!) - nicht nur ein Transkript - einer Szene veröffentlichen, in der die Beteiligten sich eigentlich in einer privaten Umgebung gewähnt haben. Denn die Presse ist ja frei...
Ich halte dieses zweierlei Maß für problematisch. Im Zweifelsfall bin ich ja FÜR Öffentlichkeit, AUSSER in einem eng umgrenzten Bereich der Privatsphäre, der m.E. wirklich geschützt sein muss.
Auch wenn ich Strache weder kenne noch mag, (noch bin ich Österreicher), wenn er da in einem von ihm empfundenen privaten Kreis rumgebalzt hat und den hübschen Lockvogel angebaggert, und das auch noch angetrunken, dann ist das per se zwar interessant aber auch eine zumindest teilweise private Situation, wo das Filmen und Abhören eben nicht ok ist.
Andererseits, er ist eine Person des öffentlichen Lebens. Er hat die politische Bühne freiwillig betreten. Dann muss er auch damit leben und rechnen, dass er beobachtet wird, und sich entsprechend verhalten. Ein Transkript der einschlägigen Sätze wäre m.E. in diesem Fall ok, weil man da für ein überwiegendes öffentliches Interesse argumentieren kann.
Schlussendlich: es kommt mir bei Politikern weniger darauf an, wie sie sich privat verhalten oder welche privaten Affären sie vielleicht haben oder gerne hätten, sondern darauf, was sie in ihrem Amt TUN.