Hallo Nicolas,
das Thema Drehzahl ist bei einer Turbomaschine deswegen so kritisch, weil bei den aberwitzigen Drehzahlen die Rotordynamik gaaanz schnell in die Katastrophe führen kann. Alle Schaufeln können in mehreren Eigenformen schwingen (Biegemoden, Torsionsmoden und alle absurden Kombinationen davon). Wenn jetzt die Welle für eine Maximaldrehzahl ausgelegt ist, dann haben die Konstrukteure mit List und Tücke vermieden, daß im zugelassenen Drehzahlbereich irgendeine Resonanz so eine Eigenform anregt, bzw. die Anregung ausreichend gedämpft ist. Und dann kommt eben irgendwo diese "red line". Und dahinter wohnen die Dämonen der high cycle fatigue.
Wenn dann irgendwo das entscheidende Prozent zuviel Drehzahl dazukommt, fängt irgendwas sensationell an zu schwingen und z.B. die Schäufelchen, die sonst noch bis zu den 3500FH gehalten hätten, ermüden innerhalb von Sekunden.
Wenn man nun nicht lange genug in der Resonanz stehen bleibt und der Motor dann einfach platzt, weiß man hinterher eben nicht wirklich wie weit die fatige nun fortgeschritten ist. Damit ist das dann kein Motor mehr sondern eine Zeitbombe.
Wenn auch nur der leiseste Zweifel besteht, müssen alle die edlen Teile getauscht werden und das ergibt dann das häßliche Preisschild. Die Überwachung des Drehzahlwerts des Gasgenerators ist also nicht bloß eine Masche zum Geldeintreiben für P&W, sondern eine echte Lebensversicherung.
Und ich muß es nochmal schreiben: das Thema Rotordynamik bei 38.000 rpm ist eine völlig andere Liga als Autoreifen auswuchten. Das ist so wie Hochfrequenztechnik zu einer 12V Batterie.
Gruß, Stephan