Mir wäre sehr daran gelegen, dass Kind nicht mit dem Bade auszuschütten und in einigen Punkten Sachlichkeit herzustellen. Datenkraken wir FR24 etc. haben in meinen Augen tatsächlich keinen Mehrwert für die allgemeine Luftfahrt.
Klar zu trennen ist das System von PilotAware, welches von einigen Autoren zu Unrecht in einem Atemzug mit den öffentlich abrufbaren Datensammlern genannt wurde. PilotAware veröffentlicht mit Ausnahme der Weiterleitung an OGN selbst keine Flugbewegungen und unterhält demnach auch keine Website mit solchen Informationen. Eine Zusammenarbeit mit FR24, FlightAware etc. ist explizit nicht erwünscht. OGN unterliegt bereits der OPT-IN Regel. Wer gesehen werden möchte, muss sich zuerst aktiv auf der OGN Database registrieren.
PilotAware bringt das US-amerikanische System von Bodenstationen nach Europa, wobei die Sende- und Empfangsfrequenz statt 978 MHz ins öffentlich zugängliche 878 MHz-Band verlegt wurde. Da es außerhalb der USA keine "stakeholder" gibt, welche bereit wären ein solches Netz an Bodenstationen zu errichten, muss es als Verdienst von PilotAware gelten, ein solches System zugänglich zu machen. Das System ist in England gut etabliert und wird von ca. 20% der Luftfahrt, insbesondere von Leichtflugzeugen genutzt. Mit einem enstprechenden Bordgerät (Rosetta oder Stratux-EU) wird eine aktive Kollisionsvermeidung ermöglicht. Die englische CAA fördert den Einbau eines solchen Gerätes mit 250 Pfund. FLARM erlaubt PilotAware die Funktion des Rebroadcast und kann mit bordeigenem FLARM kombiniert werden. Ausschließlich mit PilotAware-ausgerüstete Luftfahrzeuge können sich gegenseitig erkennen, empfangen FLARM-Ziele (über Bodenstation mit Rosetta oder aktiv mit Stratux-EU) sowie ADS-B out. Mode-S-Ziele sind nur ohne Peilung darstellbar, weshalb Mode-S only-Flugzeuge in England oftmals Rosetta einsetzen. Für ca. 300 € hält sich die Investition zumal in Grenzen. Es wäre aus meiner Sicht also sehr wünschenswert, ein Netzwerk von PilotAware-Bodenstaionen auch in Deutschland / Kontinentaleuropa zu etablieren und die Betreiber solcher Stationen nicht zu kriminalisieren. Jede OGN-Bodenstation kann einfach zu einer PilotAware-Station aufgerüstet werden und sollte explizit NICHT an FR24 etc. angebunden werden!
Ich durfte Rosetta live in Südengland erleben und kann aus der Praxis sagen, dass sich dieses System sehr gut zur Orientierung außerhalb, aber auch in der Platzrunde eignet. Natürlich ersetzt es nicht die Ausschau!
Nun zu den Plätzen welche die Systeme von "jetvision" einsetzen: Abgesehen davon, dass es sich hierbei um eine maßlos überteuerte Insellösung ohne Einbindung in ein großes Ganzes wie PilotAware (98% günstiger) handelt, möchte ich die (auch von mir als Institution) oft gescholtenen Flugleiter / BfL in Schutz nehmen. Mir ist es noch nicht untergekommen, dass diese sich von wenigen Ausnahmen abgesehen und von mir noch nicht erlebt, als Lotsen aufspielen.
Ich kenne das verwendete System und analog zu PilotAware zeigt es ausschließlich und NICHT-öffentlich dem Platzbetreiber ungefilterte Verkehrsinformationen (Mode-S nur bedingt). Es erhöht die situational awareness des Türmers und vereinfacht die Führung des Hauptflugbuches (sofern alle Flugzeuge mit FLARM, ADS-B out oder PilotAware ausgestattet = vollautomatisiertes Hauptflugbuch).
In Erprobung (nicht von jetvision, sondern in Kooperation mit PilotAware) ist eine Piloten-App, welche anschaulich Traffic, aktive Piste, Windpfeil (bei Berühren wird Wind angesagt) anzeigt und als Ergänzung zum iPad-EFB (Skydemon etc.) auf dem Smartphone läuft. Hier sollen auch die duruch Bodenstationen gesendeten METARs, TAFs, NOTAMs etc. analog zum FAA-System angezeigt werden können. Weiterhin kann die Startmeldung (wer, wo, wohin..., aber auch PPR und FoF-Landemeldung) übermittelt werden, welche dann automatisch ins Hauptflugbuch kommt. Der Pilot bekommt seine Start- und Landezeiten, sowie die Anzahl der Landungen geloggt. Ebenso kann die (auch für den Flugplatz) kostenlose Begleichung der Landegebühren vorgenommen werden.
Ich bitte daher darum, sich näher mit der Thematik private Bodenstationen in ihrer jeweiligen Verwendung vertraut zu machen. Wir könnten selbst ein System wie das der FAA errichten. Datenfeeder an FR24 etc. können wir als allgemeine Luftfahrt hingegen kaum gebrauchen.