Ich habe schon - nicht bei Amtsgerichten, ab und an bei Landgerichten und eindeutig bei Oberlandesgerichten beeindruckende Abstraktionsfähigkeiten der Vorsitzenden erlebt. Das war bei Anwälten eher seltener.
Du Glücklicher! Ich habe das alles noch nicht erlebt. Dafür hatte ich
* im Landgericht mal einen Richter, der in einem Streit, bei dem es eigentlich um eine Rechtsfrage ging ("ist der Bauvertrag geändert worden oder nicht?"), sich von der Gegenseite so sehr Sand in die Augen streuen ließ, dass er schließlich einen Sachverständigen bemühte rauszufinden, ob ein weder beauftragtes noch ausgeführtes Baudetail technisch korrekt gewesen wäre.
* am Oberlandesgericht einen, der die beiden Parteien dauernd verwechselte, und der darüber fabulierte, ob ein "oder" in einem Vertrag vielleicht in Wirklichkeit ein "und" bedeuten könnte,
* wieder am Landgericht einen anderen, der meiner Gegenpartei, die bei einem vereinbarten Festpreis eine ordentliche Nachberechnung einklagen wollte, nach dem Vergleich unaufgefordert erklärte, wie sie das beim nächsten Mal hinkriegen - mit juristischen Details, die der Laie nicht kennt, weil auch der Richter freimütig zugab, sie vor dem Verfahren nicht gekannt zu haben...
* und wieder am Oberlandesgericht einen anderen, der über ein Jahr lang meinen und auch keinen anderen Fall bearbeitete, bis endlich die Kollegen dort drauf kamen, dass der ja nichts mehr tut, und ihm ein Disziplinarverfahren anhängten und mir einen anderen Richter gaben.
Und das sind nur die Highlights, die mir so spontan einfallen.