Die grundlegende Frage ist doch weshalb ein IFR-Platz (i.d.R. RNAV) überhaupt einen AFISO benötigt. Zu Kernzeiten mit zahlreichen Flugbewegungen bin ich für einen Flugleiter / AFISO durchaus dankbar. Besonders wenn dieser ein gutes Lagebild hat und vernünftig arbeitet (was 95% tun!). Zu Nebenzeiten, egal ob IFR, VFR oder Nacht braucht es aber weder Flugleiter noch AFISO, vollkommen egal ob VFR oder IFR. Deren Kosten verhindern eben gerade erweiterte Öffnungszeiten und bremsen (ungewollt) die Innovationsbereitschaft der Flugplatzbetreiber (da dem Flugleiter alles aufgehalst werden kann und Alternativen deshalb gar nicht geprüft werden). In diesem Lande werden ständig neue Probleme geschaffen, die sich dann gegenseitig aufschaukeln...
Sofern wirklich notwendig, kann ein Platz in der Kernzeit zum kontrollierten Platz mit DFS-Tower werden ("Premium-GA-Platz"). Die derzeitigen AFISOS sollten dann unabhängig ihres Alters zu Lotsen weitergebildet werden. An solchen Plätzen fallen dann eben kostendeckende gestaffelte Anfluggebühren an, wobei Schulung und stationierte Flieger ausgenommen sein müssen. In der Nebenzeit bleibt es ein normaler unkontrollierter Platz ohne Anfluggebühren (für VFR UND IFR). Allzu viele Plätze sollten dies nicht sein. Mit ausreichend über Deutschland verteilten "Premium-GA-Plätzen" inkl. VFR-Anfluggebühr in der Kernzeit könnte ich sogar sehr gut leben, sofern der gebotene Service erstklassig ist (hierunter verstehe ich niedriege IFR-Minima, unbeschränkten Nachtflug, Zoll- und Grenzabfertigung, 24h-Kreditkartentankstelle, Mietwagen oder courtesy car sowie ein FBO mit Übernachtungsmöglichkeit (war schonmal jemand bei Talahassee Million Air?). So ein Platz kann gerne für derzeit nicht vorhandene Flexibilität von den derzeitigen AFISO-Kosten entlastet werden. Im Gegenzug würde das Flugzeug zu einem flächendeckenden 24h-Reisemittel wie es für ein Auto ganz normal ist. Jeder größere Ballungsraum sollte als notwendige Infrastruktur über so einen Platz verfügen (müssen!). Kleinere Plätze mit IFR-Verfahren sollten komplett von der AFISO-Pflicht (und ggfs. wie alle Plätze auch vom Flugleiterzwang) befreit werden, wodurch IFR-Schulung auch ohne Anfluggebühren möglich würde.
Zur Sicherheit:
Unter Einhaltung internationaler Regeln ist auch ein IFR-Flug in VFR-Bedingungen verpflichtet Ausschau zu hatlen. Wenn die Wetterminima IFR sind, kann sich dort (theoretisch) kein VFR-Flieger aufhalten. An einem nichtkontrollierten Platz haben die Luftfahrzeugführer zudem Positionsmeldungen sowie eigene Absichten zu kommunizieren und sich gegebenenfalls untereinander abzusprechen. Sobald der IFR-Flieger sich also bei Radar abmeldet hat er wie VFR zu kommunizieren. Weiterhin sind die IFR-Minima an unkontrollierten Plätzen derart gestaltet, dass es vollkommen ausreichend ist, das aktuelle QNH von der ATIS des nächsten Verkehrsflughafens einzuholen. Gegebenenfalls kann eine AWOS am Platz errichtet werden, aber bitte zu überschaubaren Kosten und ohne Involvierung des DWD und dann auch mit angepassten niedrigeren Minima. So eine Anlage kostet in den USA um die 15.000 USD.
Eine tatsächliche Erhöhung der Sicherheit an unkontrollierten Plätzen brächte die Einrüstpflicht von ADS-B/FLARM/PilotAware für sämtliche Luftfahrzeuge (Stratux-EU ca. 750 € ohne externe Antenneninstallation) zusammen mit einer Rebroadcast-Bodenstation an jedem Flugplatz (ca. 5.000 €). Damit hätte sich auch die Problematik der Nichtsichtbarkeit von Mode-S Fliegern erledigt. Flugleiter (zu Kernzeiten!) hätten ein Lagebild und könnten unaufmerksame Piloten besser informieren. CAA und FAA haben die Einrüstung gesponsert. Hierzulande herrscht dazu Funkstille nachdem aber fragwürdige 8,33 kHz und Transponder auch ohne ADS-B capability vorgeschrieben wurden. Stattdessen sollen VFR-Flieger aber Anfluggebühren ohne Gegenleistung zahlen...