
Schwere Umpack-Aktion: Wir brauchen Platz für Dieter! |
Der Abflug in Ayers Rock war bei störungsfreiem Wetter problemlos, wir kamen nach einigen Diskussionen auch ohne ASIC-Ausweis zum Flugzeug. Leider muss man wirklich sagen, dass Australien für ausländische Piloten ohne diesen Ausweis ein echter Spießrutenlauf geworden ist. Wie wir aus dem Leserkreis erfahren haben ist der Ausweis theoretisch auch für Ausländer verfügbar, die Logistik drum herum aber bei einer reinen Durchreise von ein paar Tagen komplett unverhältnismäßig.
Ein kräftiger Rückenwind von 30 bis 40 Knoten half die 1.225 NM lange Strecke quer über das riesige Land in 4:54 Stunden Flugzeit zu bewältigen. Mit mehr als 400 lbs an Bord landeten wir auf dem Gold Coast Airport/YBCG an der schicken australischen Ostküste unterhalb von Brisbane. Wir haben den Pazifik erreicht!
Sabine schreibt in ihrem Polarsteps-Reisetagebuch:
The Rock schmeisst sich für uns ein letztes Mal in Pose. Zuvor hatten wir auf dem Vorfeld unsere Proviantkisten umgepackt (von 5 auf 3 reduziert). Die 3 verbliebenen wurden in die IMME umgeladen. Stefan hat Verlustangst und Sorge, dass er in den nächsten 4 Stunden verhungert. Er trennt sich höchst ungern von den 2 Zentnern Süssigkeiten. Ich glaube, auch damit hat er sich einen Kindheitstraum erfüllt. Jan führt das heute besonders gute Steigen der INFO auf die Umladung der Süsswarenabteilung eines gut sortierten Supermarktes zurück. Die Kisten müssen Platz machen für den Turtle Tank, den wir nun in Gold Coast abholen.

Abendessen mit Laszlo Torok (2.v.r.), von Turtle-Pac. Die Firma ist hier in Coolangatta beheimatet. |
In Empfang genommen wurden wir von Laszlo Torok, dem Chef von Turtle-Pac. Er hatte einen 250 USG Turtle auf die speziellen Ports des Piper-Systems angepasst. Wir beabsichtigen den Tank allerdings nur mit 50-60% seiner Kapazität zu nutzen. Zum Glück hat er nicht nur den Tank für uns sondern auch einen roten ASIC-Ausweis mit dem er uns “bewachen” darf, sodass wir endlich mal eine Weile ungestört am Flugzeug arbeiten können.
Der Anschluss an das original von Piper zur Erstauslieferung nach Namibia installierte Range-Extender System dauerte eine knappe Stunde. Wir wollen das System auf dem nächsten Leg nach Sydney ausprobieren, damit wir eventuelle Probleme noch in Australien oder Neuseeland lösen können.
Der Tank ist unser dritter TurtlePac. Die schweren schwarzen Blasen heißen bei uns seit der ersten Südamerika-Leserreise 2007 traditionell “Dieter”. Die Dinger verhalten sich ein bisschen wie ein leicht unverschämter Hausgast: Hat man ihnen einen Platz zugewiesen machen sie sich ziemlich schnell ziemlich breit. Und beginnen zu müffeln. Aber man braucht sie. Mit Spanngurten kriegt man sie dann so gerade im Zaum gehalten. Zum Glück presst der Kabinendruck die Blase nach der Benutzung wieder klitzeklein zusammen, sodass sie leicht in einem Gepäckfach verschwinden kann.

Taxifahren ist an der Gold Coast nicht ganz einfach... |
Für den nur rund zwei Stunden langen Flug nach Sydney füllen wir nur eine geringe Menge in den Turtle ein, es geht eigentlich nur darum das seit 43 Jahren vermutlich nicht mehr benutzte Leitungssystem in der Praxis auf seine Funktion zu überprüfen.
Am Abend gibt es aber erstmal ein gemütliches Abendessen in einer echten Gold-Coast Kneipe in Coolangatta mit Laszlo, der uns interessante Details über die Herstellung und Zertifizierung der TurtlePacs erzählt.
Zuvor müssen wir allerdings das Taxi-System hier knacken. Der Airport und unser Hotel liegen genau auf der Grenze zwischen Queensland und New South Wales. Und die Bestimmungen welches Taxi einen wohin fahren darf stellen selbst die zwei Top-Juristen in der Crew vor eine kaum lösbares Rätsel. Überwacht wird das ganze übrigens auch zu später Stunde von zahlreichen “Transport Compliance Officern”.
Wir bekommen mehr und mehr den Eindruck, dass die eine Hälfte der Australier weitgehend ausgelastet ist mit der Aufgabe die andere Hälfte zu überwachen. Trotzdem ist alles sehr entspannt und locker. Die unüberschaubare Vielzahl von Regeln wird nach unserem Eindruck von den Australiern akzeptiert, wenn nicht sogar begrüßt. Okay…
Um die Verwirrung komplett zu machen verläuft die Grenze zweier Zeitzonen dann auch noch exakt über den Flughafen!
Am nächsten morgen machen Stefan und Jan auch erst noch einen Ausflug zum Baumarkt (!!) um etwas Kosmetik für die Cheyenne zu besorgen, denn die beiden etwa Fünfmarkstück-großen Lackschäden die der Blitzeinschlag am 17. Oktober hinterlassen hat wollen wir wieder ordentlich versiegeln für den weiteren Weg um die Welt.

Dieter, der neue Hausgast, macht sich in der Kabine breit. |
Der Test mit dem TurtlePac verläuft dann erfolgreich (große Erleichterung!) und in Sydney/YBSK angekommen können wir das System vorerst wieder verstauen und Sabine von dem etwas übergriffigen Hausgast in der Kabine erlösen.
Sydney selber begrüßt uns am Samstagabend erstmal mit einem traumhaften Sonnenuntergang über dem Darling Harbor, den wir von der Rooftop-Bar unseres Hotels (Hyatt) aus bewundern dürfen.
Dann mischen wir uns zum Abendessen unter die Leute. Rund um den Hafen ist die Hölle los. In der Stadt ist heute Oktoberfest und es kommen uns zahlreiche Dirndl- und Lederhosen-bewehrte Australier entgegen. Okay, nachdem wir im Jahr 2017 das Oktoberfest in Ulan-Bator in der Mongolei erlebt haben schockt uns da nichts mehr.
Zwei volle Tage werden wir in der wirklich einmaligen Stadt verbringen...