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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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Für Flying Hope einmal quer durch Deutschland  
25. Mai 2016: Von Joachim P.  Single < 2 to. P28R Bewertung: +19.00 [19]

Allgau Memmingen EDJA | Wilhelmshaven Mariensiel EDWI

Angetriggert durch den "Fliegen und Helfen Thread" hier mal ein paar Zeilen (und Bilder) dazu wie so ein Flying Hope Flug abläuft. Da sich auch einige IFR-Interessenten im Forum tummeln, auch ein paar Worte zur Planung und Entscheidungsfindung mit einem kleinen Flieger ohne Enteisung.

Dienstag 10.05.
Ich liege nach einer Kiefer-OP mit einem Eisbeutel an der Backe auf dem Sofa. Flying Hope ruft an und fragt ob ich kommenden Samstag für einen ausgefallenen Piloten einspringen kann. Ein Kind (9 Jahre) soll mit Mama von Memmingen nach Wilhelmshafen ins Kinderhospiz geflogen werden, für einen Entlastungsaufenthalt. Normalerweise kommen die Anfragen mit mehr Vorlauf, das hier war doch aufgrund der Situation recht kurzfristig. Ich sage vorläufig zu und prüfe mal die Lage. Beladung diesmal kein Problem, die Turbo Arrow hat 300kg Payload bei Full Fuel. Es gibt auch Missionen bei denen man genauer rechnen muss.

Diesmal sind die Flughäfen schon definiert, manchmal bekommen wir Piloten nur Orte der Familien und des Hospizes und suchen dann geeignete Flughäfen. Mein letzter Einsatz z.B. war von Traunstein nach Wiesbaden. In Flugplätzen gesprochen war das dann Salzburg-Mainz.

Der erste Wettercheck mit Gramet zeigt: am Samstag sinkt in der Nordhälfte von Deutschland die 0-Grad-Grenze auf FL40. Je nach Bewölkung wird das dann tricky mit Eis. Freitag sieht es besser aus, 0-Grad-Grenze in FL90. Also frage ich bei Flying Hope an, ob sie mit der Familie eine Anreise am Freitag prüfen können. Die Passagiere werden von FH infromiert, dass es mit den GA-Flugzeugen keine 100% Planungssicherheit gibt. Im Zweifel frage ich nach Alternativ-Terminen die vom Wetter her sicherer sind. Eine kurzfristige Anbsage ist für alle drei (Pilot, FH, Familie) immer doof.

Mittwoch 11.05.
Abends kommt die Info, dass eine Anreise Freitags möglich ist. Inzwischen bringt die Vorhersage für Freitag nachmittag Gewitter. Ich lege den Hinflug auf Freitag 10 Uhr fest, das sollte vor den Gewittern auf jeden Fall klappen, beim Rückweg bin ich dann alleine und flexibler.

Donnerstag 12.05.
Meine Backe sieht wieder halbwegs normal aus. Neben dem Wetter-Check mache ich noch kurz den notwendigen Papierkram mit Flying Hope. Die Flugplanung mit autorouter.eu ist in wenigen Minuten gemacht, bei den NOTAMS ist nichts besonderes. Ich bekomme die Kontaktdaten der Familie, rufe kurz an, und bereite sie darauf vor, dass wir am Freitag bei Regen einsteigen werden und dass im Norden die Sonne scheint. Laut Gramet und DWD sind wir nach 50 Meilen aus den Nordstau der Alpen raus und im schönen Wetter. Prima.

Freitag der 13.
Nachmittags sind deutliche Gewitter vorhergesagt. Ich verschiebe einen privaten Termin abends und bespreche mit meiner Familie, dass ich ggf. nicht mehr heimkomme und irgendwo unterwegs übernachte. Das nimmt den Druck aus dem Rückflug. Das ist meines Erachtes wichtig um dann nicht wegen dem Stalldrang falsche Entscheidungen zu treffen.
Ich fahre nach Memmingen, es regnet in Strömen. Der junge Passagier und seine Mama werden im RTW direkt an den Shelter gefahren, weil ihm das Sitzen schwer fällt. 2,5h Flug sollten sitzend machbar sein, auch für den Transport in Wilhelmshafen ist ein RTW organisiert. Wir boarden im Shelter im Trockenen, und starten kurz vor 10 Uhr. Das Wetter in Memmingen: BKN005, OVC014, Regen. In Friedrichshafen ist die Ceiling 1000ft, meine zweite Option falls wir umdrehen müssen.
Steigflug auf FL90, kommt bei FL85 die 0-Grad-Grenze, ich gehe wieder zurück auf FL80, da ich immer noch IMC bin. Das soll im Gegensatz zur Vorhersage auch noch für die halbe Strecke so bleiben. Ab und zu hole ich mir ein Radar-Bild aufs ADL, die schwarzen Löcher auf dem Radarbild passen genau zu den Wolkenlöchern im Flug.
Ab der halben Strecke sind wir dann endlich VMC, da doch noch Wolken vor uns sind, bleibe ich auf FL80.
Nach einem sehr frühen DCT Destination folgt ein RNAV-Anflug auf Wilhelmshafen. Der RTW wartet schon und mein junger Passagier freut sich, dass er sich wieder ausstrecken kann.
Ich verabschiede mich von Sohn und Mama, tanke mit der BP-Karte. Die Landegebühren werden vom Flughafen für die FH Mission erlassen. So bin ich nach wenigen Minuten wieder startklar. Ich suche aber erst mal was zu essen, finde einen Platz an der Sonne und einen Brathering. Meinen FPL für den Rückflug verschiebe ich mit Telegram um 15 Minuten damit kein Stress aufkommt. Ist ja schließlich meine Freizeit ;) trotzdem will ich wegen den Gewittern bald wieder los.
Ein wunderschöner Abflug an der Sonne und dann Kurs nach Süden. Schon bald lade ich das erste Radarbild über auf mein Tablet und sehe, dass weiter südlich das Wetter ganz schön aktiv ist. Bei Bremen Radar noch alles ruhig. Auf der Frequenz von Langen dann ein Avoidance-Request nach dem anderen. Da die Route des autorouters (lauter DCT) wohl durch einen Shooting Range führt (vgl. Ausführungen von Achim im anderen Thread), fragt der Lotse ob ich östlich oder westlich dran vorbei will. Inzwischen lade ich im 15-Minuten-Takt immer das aktuelle Radarbild und sehe, dass im Osten weniger los ist. Außerdem führt ein östlicher Kurs ins Luv und bringt mich daher besser von den derzeit bekannten Zellen weg. Ich bekomme einen Waypoint, der ist laut ADL noch nicht östlich genug. So fliege ich ca. 20 Minuten auf einem Avoidance-Heading. Nur zweimal bin ich kurz IMC bei minimaler Turbulenz. Auf dem Screenshot des ADL sieht das spektakulärer aus als es war ;) Bald bin ich an den aktiven Zellen vorbei und schreibe über Iridium ein SMS an meine Tochter, dass es mit dem Heimflug klappt.
Über das ADL bekomme ich auch das METAR von Memmingen: dort keine Gewitter, das Wetter ist (IFR-)gut geworden, die Basis inzwischen bei 800ft, leichter Regen. Zwischen zwei Layern werde ich aufs ILS gevectored und komme bei 1000ft AGL unten raus, ohne Regen. Alles ganz entspannt.
Auch der Flughafen Memmingen erlässt für die FH-Mission die Landegbühren.
Noch schnell tanken, aufräumen und ein SMS an die Flying-Hope Koordinatorin, dass die Mission erfüllt ist. Um 18 Uhr bin ich wieder zu Hause im Regen. Meine Passagiere beginnen dafür ihren Urlaub / Entlastungsaufenthalt an der Sonne. Ich freue mich für sie.


Fazit: In 5 Flugstunden mit der Arrow bei interessantem Wetter quer durch Deutschland und zurück, dank Wetter-Awareness und Plan B (Übernachtung unterwegs) alles mit minimalem Stress.





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1imcnachtakeoff.JPG

Lange IMC Fliegerei nach dem Start


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17. Juni 2016: Von Jens-Albert Schenk an Joachim P.

Danke für den informativen Bericht und klasse, dass Du Dich auf diese Weise engagierst! Ich würde gerne mehr über Deine Flüge lesen!

Schönes Wochenende!

Gruß

Jens

17. Juni 2016: Von Gerd Wengler an Joachim P.

Habe schon weit mehr als 100 solcher Flüge für Hope Air in Kanada durchgeführt.

Gerd

17. Juni 2016: Von Joachim P. an Gerd Wengler

Servus Gerd,

vielen Dank, ja in Nordamerika ist das "gängiger" als in Europe. Habe gerade auf die Homepage geschaut, Hopeair: 11.000 Flüge pro Jahr, Flying Hope: 50 Flüge pro Jahr. Das bei Dir ist eine andere Welt ;)

Leider habe ich keine Infos gefunden, wie viele der 11.000 Flüge gespendete Flüge sind (Volunteer Pilot Program).

Respekt für Deinen Einsatz, >100 Flüge sind schon eine mächtige Spende. In Deutschland ist das mit den Piloten schon ein wenig der Engpass. Wie viele haben in D ein IR und ein geeignetes Flugzeug (Halter / Charter)? Und vor allem wie viele davon können sich vorstellen entsprechend Zeit und Geld für so ein Projekt zu setzen? Die Schnittmenge ist schon recht überschaubar. ;)

17. Juni 2016: Von Wolff E. an Joachim P.

Kann eigentlich Flying Hope Spendenquittungen ausstellen? Würde manchen ggf. helfen, da mitzumachen.

17. Juni 2016: Von Joachim P. an Wolff E.

ja, klar. Bei Haltern für Sprit und Gebühren gem. Beleg. Bei Charter weiss ich gerade nicht so genau...

17. Juni 2016: Von Gerd Wengler an Joachim P. Bewertung: +1.00 [1]

Hallo auch Joachim,

wir fliegen so 200-300 Flüge pro Jahr. Ist wirklich eine Klasse Organisation. Ich habe da auch über die Jahre viel fliegerisch gelernt. Wenn das Wetter 50/50 ist, fliegt man ohne Grund eher nicht, mit Grund aber schon. So habe ich mich in fast 20 Jahren langsam in das Wetter hereingetastet. Ohne Hope Air wäre ich definitiv nicht so IFR current (wenn überhaupt), wie ich jetzt bin. Außerdem ist da noch das „warm fuzzy“ feeling, wenn man die Patienten, vor allem Kinder abgibt, und den Dank in ihren Augen sieht.

Bei uns kann man übrigens neben Sprit und Gebühren auch die Operating Costs steuerlich absetzen.

Gerd

20. Juni 2016: Von Guido Frey an Joachim P.

Ich kenne mich steuertechnisch in dem Bereich nicht wirklich gut aus, aber wäre es vielleicht möglich, einfach eine Bescheinigung über eine Sachzuwendung für den Flug auszustellen? Dann könnte der Spender mit seinem örtlichen Finanzamt aushandeln, was alles für den Flug angerechnet werden kann. Ich weiß nicht, ob sowas steuerrechtlich möglich ist?


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