Hinflug:
Diesmal ging es nach LFMD (Cannes). Noch nie hatte ich vor einem Flug so viel Bedenken was das Wetter angeht. Die Vorhersage zeigte viele TCU´s auf der gesamten Strecke, über den Alpen und am Zielort. Dazu noch eine Bewölkung bis FL300 was IMC und TCU´s in Kombination bedeuten würde, au weia. So mußte schon die Routenauswahl überdacht werden. Ein Flugplan mit FL160 wäre direkt über die Alpen gegangen (677 NM). Aber auch mitten ins Wetter, dazu die reduzierten „Möglichkeiten“ über den Bergen (sinken geht dann nicht so gut). Das Alternativrouting ging übers Rhonetal in FL130. Hier hätte man immer die Möglichkeit zu sinken und auch dem Wetter nach Westen auszuweichen. Nachteil eine längere Strecke (703 NM), aber das war akzeptabel.
Zusätzlich habe ich noch Colmar als zweiten „Alternate“ ausgewählt. Wenn es im Süden zu dick und hoch hinausgeht mit dem Wetter wird dort übernachtet und erst am nächsten Tag weiter geflogen. Dem Hinweis bei angesagten TCU´s so früh wie möglich zu starten wurde aufgegriffen und so ging es schon um 08:30 Uhr in der Luft. Bei CAVOK und Sonnenschein, gleich auf FL130. Das Angebot an den PAX auch Sauerstoff zu sich zu nehmen wurde dankend abgelehnt. Allerdings bei der Überprüfung seiner Fingerkuppen (sehr kalt) und des Sauerstoffgehaltes (71%) wurde von mir dann Sauerstoff verordnet. Die Nasenschaukel wurde dankend angelegt und die Augen für die nächsten drei Stunden geschlossen J.
Weiterhin mußten gleich shortcuts angefragt werden um nicht dieses irre Routing abzufliegen, sondern die Flugzeit auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. Tatsächlich ging das auch gleich gut los und wir konnten ziemlich direkt Richtung Süd-Süd-Westrichtung fliegen.
Die TCU´s ließen nicht lange auf sich warten, schon nach kurzer Zeit hatten sie die Vorhersagehöhe von FL100 deutlich überschritten. Ein weiterer Steigflug auf FL140 und FL150 sollte uns vorläufig über die tops bringen, aber Erwartungsgemäß half das nur für kurze Zeit. Nun gab es wieder das alte Bild links und rechts um die TCU Türme zu kreisen.
Um so näher wir an die Alpen kamen um so deutlicher wurde die Bewölkung die uns dort erwarten sollte. Es sah von weitem wir Cirrus aus (das ganze bei -15Grad) und es gab keine Niederschläge (Radar) oder TCU´s die aus den Wolken guckten. Dann flogen wird in IMC ein und ich war auf Turbulenzen und Eis vorbereitet. Aber nix, die Bewölkung war fast durchsichtig/milchig und ruhig. So flogen wir 20-30 Minuten in der Suppe, um dann bei schöner Cumuli Bewölkung wieder aufzutauchen.
Nun noch ein Stück Richtung Süden und dank vieler erfragter Abkürzungen ging es auch weiterhin gut vorran. Blöd ist nur das die Berge da bis an Mittelmeer reichen und man erst spät mit dem sinken anfangen kann. So erreichten wir das Mittelmeer in X.XXX Tausend Fuß und mußten dann noch X.XXX Fuß abbauen um den LOC Approach (bei perfektem VMC) zu erreichen. Nur wenige Kilometer entfernt in Nizza tobte ein Gewitter und Depature hatte jede menge zu tun die HDG request zu erfüllen. Man kann auch mal Glück haben mit dem Wetter.
Naja so perfekt war es dann auch nicht. Zwar sagte die ATIS was von Guest 25 Knots und der Wind dreht bis zu 90 Grad. Die Düseneffekte und Böen entlang der Bahn waren da aber sicher nicht mit abgedeckt. Es wird zwar vor dem Mistral Winden aus NW gewarnt, aber die SW/W Wind war auch schon scheiße (sorry das Wort passt am besten). Der Wind fällt dann über die Berge im Westen und es gibt ungemütliche Turbulenzen, Böen und Fallwinde. Eine Böe die uns auf dem LOC erwischt hat führte zum Kopfstoß, meines Pax (obwohl er angeschnallt war) und zu Rückenschmerzen. Der Anflug selbst war sehr unruhig und ich entschied mich entgegen meiner Angewohnheit mit 10er Flaps zu laden. Dann folgte ein Kampf über der Piste mit einem „Glücklicherweise“ warum auch immer sanften aufsetzten mit dem Hauptfahrwerk. Da war ich wirklich froh wieder am Boden zu sein, ich sah mich schon im Gras, vom Winde verweht. Aber immerhin die erste IFR Landung meiner Fliegerkarriere.
Nun noch Treibstoff bunkern (do you have a total card) nein habe ich leider nicht L. Die Kreditkarten SB Zapfsäule war dann auch nicht mein Freund L der Tankwart musste helfen. Lustigerweise passten genau 200 Liter in die Tanks, wie beim ersten mal in LFMD so ein Zufall J jetzt durften wir uns auf das Gras südlich der 04/22 stellen (wir waren die zweite Maschine auf der für 100 Maschinen vorbereiteten Fläche). Auf meine Frage ob wir dann über die Piste laufen sollen (Scherzhaft) oder ob wir abgeholt werden, wurde uns ein Transfer zugesichert. Nach dem aussteigen wurde einem erst klar wie stark der Wind war und wie böig. Es tat regelrecht weh im Wind zu stehen und er blies zwischen quer zur Bahn bis zu direkt auf die Bahn in allen Varianten. Selten einen Windsack (und andere Flugzeuge) so tanzen gesehen.
Nach den Versuch mit Bordaxt und Gummihammer die Heringe in den Boden zu bekommen, half die Feuerwehr (die fummelten da gerade was an einer Kette rum) mit einem Vorschlaghammer aus. Nun war der Flieger fest verzurrt aber kein Transfer weit und breit. Geduldig warteten wir nun auf den Bus. Als nach 30 Minuten keiner auftauchte (da war die Südeuropa Bonuszeit abgelaufen) noch mal im Funk nachgefragt und Minuten später kam der Bus. Man hatte uns vergessen und wir hätten ruhig schon eher nachfragen können es täte ihnen leid J auch mal schön eine Entschuldigung zu hören.
Zusammengefasst ein entspannter Flug, viel weniger schlimmes Wetter als erwartet (bis auf den Wind in Cannes). Sicher auch VFR gut möglich gewesen. Die Taktik so früh wie möglich los und gleich hoch ran, war sicher richtig. Die Frequenzwechsel klappten diesmal Fehlerlos und außer viele erfragte und genehmigte Abkürzungen gab es mit ATC keine außerplanmäßige Kommunikation. Für die Landung in LFMD hätte man vielleicht auch die 22 wählen können, naja vielleicht beim nächsten mal.
Viel Spaß beim lesen und schauen.
Landung LFMD mit ATC