Vor vier Stunden bin ich von einer einwöchigen Urlaubsreise mit dem Flieger wieder zuhause gelandet. Das entspricht vielleicht dem, was Du Dir vorstellst und gibt Dir einen Eindruck, wie so etwas ablaufen kann. Nur die erste Etappe war geplant und es bestand die grobe Absicht, nach Rom zu Fliegen. Alle Unterkünte haben wir erst nach der Landung besorgt. Der Flieger ist ein Zweisitzer, fliegt mit mir 250-260km/h, zu zweit mit viel Gepäck und Geraffel, vollgetankt, wegen der großen Hitze Gas raus 200-220km/h. 1. Tag Ganderkesee bei Bremen - Jesenwang bei München. Eine Minute vor dem Landanflug auf Jesenwang umgedreht und in Augsburg gelandet. Das Wetter war noch so schlecht, daß ich dachte, "wenn ich jetzt weiterfliege, stehe ich morgen in der Zeitung". Zwei Stunden später wäre gut landbar gewesen, diee Wettertendenz war klar, der Zeitpunkt der Besserung aber noch nicht. Aus familiären Gründen ging es aber zeitlich nicht anders. Zwei Abholerparteien in Jesenwang sind etwas enttäuscht wieder abgezogen, waren aber doch erleichtert, daß ich da nicht gelandet war. Am Flugplatz Augsburg Mietwagen genommen und ruck-zuck nach München gefahren. 2. Tag Augsburg - Bodensee - Schweizer Alpen Chur, Disentis (schön, etwas spannend wegen Wolkenfetzen am Pass) Lago Maggiore, Po-Ebene, Cremona (drinnen sehr sehr warm, dem Motor auch). Nach der Landung Haube auf, draußen mit 30 Grad deutlich kühler. Die Italiener meinten bedauernd, ja, der Sommer sei jetzt vorbei. Es stellt sich heraus, daß wir keinen Sprit und keinen Lift in die Stadt bekommen. Nach fünf Minuten freundlichem small talk mit Händen und Füßen werden wir von Fliegerkameraden zu ausgezeichnetem Prosecco und sehr guter Salami eingeladen, bekommen Sprit über Beziehungen und werden in die Stadt gefahren. Nur meine Mitfliegerin guckt etwas irritiert, als die Flieger wie aus einem Mund "nein!" zu meinem Plan sagen, heute über den Appenin nach Rom zu fliegen. Also gut... Nettes günstiges Hotel mitten in der Altstadt. 3. Tag Po-Abene - Fano an der Adriaküste. Netter Flug, Flugplatzchef organisiert günstiges Hotel und Taxi, überraschend vielseitiger Tag in Fano (den Direktverkauf der Fischkooperative nutzen incl. Wein all you can drink...) 4. Tag Fano-Rom über den Appenin. Tiefe Wolken, Motor sehr warm, stressig. Toller Anflug auf Rom. Unten 36 Grad und ich muß mich um das Gasgestänge kümmern, gottseidank kann ich das in der Halle des Aero-Clubs machen. Sehr preiswertes Hotel direkt an der Vatikanischen Bibliothek. Zwei erlebnisreiche Tage. 6. Tag Rom - Appenin - Adria - Venedig - Portoroz/Slowenien. Luft etwas kühler, Pilot entspannt, wunderbarer FLug. In Portoroz überteuertes Zimmer in Pirnan, das vorletzte verfügbare im ganzen Ort. Tolles altes Städtchen, sehr gut und preiswert gegessen. 7. Tag Portoroz - Vilshofen. Den Tip hatte ich von einem Tischnachbarn in Portoroz. Die Alpen werden am Vormittag fliegbar, das Wetter im Südosten um Ljubiliana ist anstrengend, die Lücke zwischen Untergrenze der Wolken und Paß von gut 300m sieht wirklich nicht groß aus ... großer Umweg bis fast nach Wien nötig. In Vilshofen günstiges sehr bescheidenes Zimmer, bischen Donau gucken. 8. Tag Vilshofen - Ganderkesee. Autopilot, 2 1/2 Stunden Entspannung. Was ich sagen möchte: ein kleines Zweisitzer-Flugzeug ist kein Verkehrsmittel, sondern Selbstzweck. Du kannst definitiv nicht planen, irgendwann irgendwo zu sein. Das Spontane, die Überraschungen und neuen Eindrücke müssen die Abhängigkeit von Wetter und Manufaktur-Technik bei weitem wettmachen. Wenn es dann wie bei uns traumhafte Flüge werden, umso besser. Aber erholsam ist was anderes. Ich hätte jetzt gerne noch ein paar Tage Entspannungsurlaub...
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