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28. August 2004: Von Klaus Reuter an Jan Brill Bewertung: +1.00 [1]
Hallo, Herr Brill,
habe mit Schmunzeln von Ihren Erfahrungen in Saarlouis und in der Pfalz gelesen. Nun, meine Leidensstätte lag/liegt ein paar Kilometer nordwestlich davon, am Flugplaztz Trier-Föhren, wo ich als 18 Jahre junger Fallschirmsprunglehrer einst für Flugbetrieb und damit für wenig Freude bei der örtlichen Luft"aufsicht", angeführt von Herrn Hauptflugleiter Schorsch R., gerne auch sinnigerweise "Gott Vater" genannt, sorgte. Alles lief mit eingezogenem Kopf herum und versuchte, irgendwie an Herrn R. und seinen Genossen ungeschoren vorbei zu kommen. Während das dem ab und zu fliegenden Piloten meist glücklich gelang, hatte ich als Hauptverursacher ständiger Absetzflüge an ca. 40 Wochenenden im Jahr da natürlich keine Chance: Es bürgerte sich ein, mich mit einem barschen "Reuter zum Turm!!!" über den Platzlautsprecher nach oben ins Allerheiligste zu bitten, jedesmal begleitet vom erstaunten Gemurmel auf der nebenan liegenden Restaurantterrasse. Auf Grund der allgemeinen Unterwürfigkeit auch gestandener Honoratioren gegenüber der Luftaufsicht wäre es mir nie in den Sinn gekommen, daß deren Vorgehensweise nicht nur sittlich zutiefst verwerflich, sondern ebenso vollständig gesetzwidrig war. Mit dieser Wissenlücke befand ich mich jedoch in schönem Einklang mit der zuständigen, völlig ahnungslosen unteren Luftfahrtbehörde, die mir in einer der zahlreichen über die Jahre vom Turm gegen meine Person gerichteten Anzeigen (wovon aber allesamt nach "Anhörung des Betroffenen" wieder eingestellt wurden/werden mußten)eines Tages mal wieder eine "Anhörung eines Betroffenen vor Erstattung einer Ordnungswidrigkeitsanzeige" zustellte, in der mir (sapperlot!)vorgeworfen wurde, "den Anweisungen der örtlichen Luftaufsicht, auf den Turm zu kommen, nicht bzw. nicht unverzüglich nachgekommen" zu sein.
Auf dem Turm bei Herrn R. angekommen, mußte ich mir in jedem zweiten Satz anhören: "Sie wissen ja, daß ich Polizeigewalt habe!" Die Sätze dazwischen drehten sich meist um irgendwelche fallschirmsprungtechnischen oder absetztechnischen Dinge, die Herrn R. oder seinen Kollegen gerade über die Leber gelaufen waren und -selbstredend- keinerlei Polizeigewalt bedurften. "Ich brauche Ihnen darüber keine Auskunft zu geben" oder "Die Fragen stelle ich" waren ebensfalls immer wieder gern genommene Redewendungen bei solchen Gelegenheiten. (Um Mißverständnisse zu vermeiden: Trier liegt nicht östlich des einstigen "eisernen Vorhangs", sondern im äußersten Südwesten an der unmittelbaren Grenze zu Frankreich und Luxemburg!).
Das Meisterstück lieferte Herr R. im Sommer 85, als er zwei soeben bei einem Absetzflug als Beobachter mitgeflogenen Personen "verfolgte" und sie -außerhalb des Flugplatzgeländes!- "stellte" und die Herausgabe ihres personalausweises forderte. Als diese zögerten, zückte Herr R. seinen Hilfspolizisten-Ausweis des Zolls (Trier war Zollplatz), hielt sie den beiden unter die Nase und forderte sie nochmals barsch auf: "Die Ausweise bitte!!", entriss diese den beiden und verschwand damit für ca. 30 Min. auf dem Turm. Aus Gründen der "Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" sei dies notwendig gewesen, gab er bei der Rückgabe der Ausweise zum Besten.
Eigentlich hätte sich die Staatsanwaltschaft für dieses eklatant strafrechtliche Fehlverhalten interessieren sollen, doch der Vereinsvorstand bekam Fracksausen: man müsse doch irgendwie mit den "Leuten vom Turm kooperieren, sonst bekomme man nur Schwierigkeiten" und ließ die Strafanzeige fallen.
Einem erfahrenen Piloten, der startete, obwohl Herr R. das aus Wettergründen unterbinden wollte, schleuderte er entgegen: "Das machst Du dann aber auf Deine Verantwortung!" Na suppi, der Herr Hauptflugleiter!

Ende der 80er entschloss ich mich zur ATPL-Ausbildung, in deren Verlauf es mir hinsichtlich unserer lieben Trierer Flugleitung wie Schuppen von den Augen fiel. Umgekehrt proportional zu meinem ATC-Wissenstand entwickelte sich das aggressive Verhalten der Luftaufsicht mir gegenüber merkwürdig stark zurück, man wurde plötzlich richtig freundlich, weil man wohl Lunte roch, denn ich hätte mir selbstverständlich nichts, aber rein gar nichts mehr gefallen lassen.
Und so wuchs bei mir die Erkenntnis,die ich heute auf Grund meiner gemachten Erfahrungen nur jedem ans Herz legen kann (vor allen Dingen meine Flugschüler erziehe ich von Beginn an dahingehend): Laßt Euch nichts gefallen! Gleich zurückschießen, wenn notwendig mit einem Anwalt!
Diese Leute sind Dienstleister, sind für uns da bzw. leben von uns und nicht umgekehrt. Und sie verursachen -zusammen mit in diesen Verhältnissen groß gewordenen Fluglehrern- das jämmerliche und gefährliche Bild an unseren unkontrollierten Flugplätzen, das der Bericht sehr treffend beschrieb.

Diejenigen unter den Luftaufsichtenden, die so wie oben beschrieben aus der Rolle fallen, können/konnten nur deswegen ihr "Unwesen" so lange treiben, weil sie die Unwissenheit vieler Piloten hinsichtlich ihrer Rechte ud Pflichten ausnutzen und genau wissen, daß viele Piloten nach dem Motto handeln (siehe seinerzeit auch unser Fallschirmsportclub): 1.: Nur kein Ärger!
2.: Für das eine Mal im Jahr, an dem ich hier hin fliege, was solls!


Hals- und Beinbruch
Klaus Reuter

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