Chris BK: Für meinen Teil kann ich nur sagen, daß ich derweil ausschließlich Solo unterwegs bin exakt wegen der Problematik und darauf hoffe, daß wir in 2019 die Auflastung auf 600kg bekommen, um dann endlich auch mal jemanden mitnehmen zu können.
Dafür wirst Du vermutlich ein neues Flugzeug brauchen. Auf der letzten AERO fand sich kein Hersteller, der eine Nachzertifizierung durchführen wollte. Im Gegenteil, Breezer und B&F haben es beispielsweise sehr öffentlich explizit ausgeschlossen.
Generell gilt: Nur offiziellen Zulassungen vertrauen. Ich persönlich kenne kein Flugzeug, welches keine strukturelle Änderung auf seinem Weg vom UL zum LSA nötig gehabt hätte, wenngleich es bessere und weniger gute Modelle gab (mit entsprechend mehr oder weniger Arbeitsaufwand bei der Zulassung). Es ist auch sehr selten der Holm das Problem, daher sind die Belastungen des Holms nur ein Teil der Aussage. Wenn Ruderbeschläge, Sitze, Fahrwerk nicht halten, wenn man sich drauf verlassen muß, ist das nicht viel besser als ein gebrochener Holm.
Tomas Jakobs: Mit jedem Basic-UL wäre ich an diesem Tag am Boden geblieben. Nur mit einem entsprechenden High-Performance UL und der richtigen Avionik, die einen Pilot unterstützt und von der Workload entlastet, sind solche Flüge möglich. Das meinte ich mit Avionik.
Thomas, Du zeigst in Deinem "Schreenshot" gerade mal 19° Vorhaltewinkel, das ist definitiv auch ohne Mäusekino, nur mit Schnapskompass machbar. Und bei der Landung bei Wind helfen Dir auch keine Bildschirme.
Hinzu kommt, daß trotz guter Avionik der Umgang mit ihr gekonnt sein will. Das Fliegen ohne Sicht nach außen ist kein Hexenwerk, aber es ist keine gute Idee diese Kenntnisse abrufen zu wollen, ohne sie vorher erworben zu haben. Als lebensverlängernde Maßnahme sollte man daher mit einem kompetenten Fluglehrer vorher eingewiesen werden sein, zumindest auf dem im PPL(A) gelehrten Niveau.
@Chris BK: Lass' Dir nicht ausreden, auch in einem einfachen Flugzeug ohne Mäusekino und selbststeueranlage um di eWelt zu fliegen, wenn es das ist, was Du möchtest und Di Dich darauf gründlich vorbereiten kannst. Die Lektüre des Buches von Wolff Heckmann wurde Dir ja schon empfohlen. Nordpolflug von Dieter Schmitt ist auch interessant, gerade was Vorbereitungen angeht.
Beachte bei Deiner Flugzeugausrüstung auch, daß in unseren Flugzeugen die Magnetkompasse auf die Inklination in unseren Breiten ausgelegt sind. Wenn Du als zur Südhalbkugel fliegen möchtest, brauchst Du entweder weitere Kompasse, oder einen Kompass, dessen Nadelaufhängung Inklinationsunabhängig ist.
Chris BK: Franzen geht über dem wasser ja nicht.
Terristisch navigieren nicht, aber koppeln funktioniert durchaus. Klar, eine 16km²-Insel auf einem 1000km leg zu finden wird schwierig, aber die Abweichungen sind idR klein genug, um durchaus größere Landmassen zu finden. Auch mit GPS würde ich auf diesen Distanzen mitloggen, alleine um mich zu beschäftigen.
Tomas Jakobs: Do the Math
Tomas Jakobs: Wenn schon 2/3 der avisierten Zeit auf die reine Flugzeit (unter Idealbedingungen!) drauf geht, brauchen wir uns nicht weiter zu unterhalten.
25000 km @150 km/h (passt wohl eher beim Basic-UL als gemittelte 190 km/h) sind 166,6h. 166,6h bei 40 Tagen sind 4,1h/Tag. Andersrum: 40 Tage haben bei 10h nutzbarer Zeit 400 Stunden verfügbar. Die zugrundegelegten 166,6h sind damit 41% der verfügbaren Zeit, nicht 66%. Noch andersrum: Die gemittelten 4,1h/Tag sind 82% der verfügbaren Tagesleistung bei 5h Tankendurance. Oder auch: Man kann sich erlauben 150-4,1*150/5 = 27 km/h gemittelten Gegenwind in Kauf zu nehmen, um bei 5h Tagesleistung anzukommen. (Entspricht also 123 km/h Groundspeed).
Do the Math ...
Ich denke, das ist ambitioniert, aber nicht unmöglich. Und Zeit für 'ne 50h-Kontrolle wird man auch finden.
Tomas Jakobs: Es ist mitunter sehr hilfreich bei 2/3 oder 3/4 der zurückgelegten Strecke immer noch umdrehen zu können wenn z.B. nach 3h Flug ersichtlich wird, daß die Destination nicht binnen 1h erreichbar ist. Stichwort: Selbstbeschränkung.
Das ist ja quark. Du fliegst doch nach 3 Stunden Flugzeit nicht 3 Stunden zurück, nur um eine weitere Stunde Flugzeit zum Ziel nicht antreten zu müssen. Also zumindest solange nicht, wie das Wetter den weiteren Flug erlaubt.
Tomas Jakobs: Ein S... würde ich bei so einem Trip auf deutsche Zulassungsvorschriften geben und auf jeden Fall eine "aktive Trimmhilfe" nutzen.
Du gibst ja auch einen S... auf Airmenship.
Chris B.K. Aber egal ob Training oder nicht, bei langen Strecken übers Wasser funktioniert das natürlich nicht, weil zu ungenau. Wie haben die das bloß damals in der Marine-Fliegerei gemacht, als es darum ging nach zieg Stunden Flug den Flugzeugträger wiederzufinden bei Funkstille?
Weil es halt oft doch funktioniert. Bei einem Leg von 600 km liegst Du bei 1 Grad abweichung vom Kurs 10 km daneben. Bei vollkommenem Seitenwind und 150 km/h brauchst Du grob 2km/h Seitenwindkomponente für diese Abdrift. Wenn Du als Marineflieger mit 300 km/h unterwegs warst (long range cruise Corsair) sind es schon 5 km/h Seitenwindkomponente. (Also das sind die nötigen Fehler in der Windangabe, wenn er genau von der Seite käme.) Bei guter Sicht lässt sich da durchaus ein Flugzeugträger ausmachen, oder halt eine Landmasse wie Neufundland oder Island erreichen. Auch die Azoren sollte man damit bei guter Sicht erkennen können. Aber Du hast recht: sich alleine darauf zu verlassen birgt ein hohes Risiko. Wesentlich größer auf jeden Fall als die Warscheinlichkeit des GPS-Jamming in Manila.
Chris BK: Was die PPL(A) angeht, würde ich die wohl noch irgendwie gemacht bekommen. Nur wie soll ich die erhalten? Die UL-Flugstunden werden ja nicht für den Erhalt der PPL angerechnet, nichtmal im Verhältnis 5:1, also 60 UL-Flugstunden ersetzen 12 Stunden Echo-Klasse, oder so.
Es bleibt eines der großen Rätsel der Menschheit, warum die Verbände beim letzten Update der Basic Regulation derart gegen die Interessen der Luftsportler agiert haben, anstatt die motorisierten Luftsportler zu einen. Klar, beim DULV stecken wirtschaftliche Interessen auf dem Spiel und mit dem Hintergrund der rückläufigen UL-Zahlen seit Einführung des LAPL ist das Verhalten von Jo Konrad wohl verständlich, aber den Luftsport gefördert haben sie damit nicht. Eher im Gegenteil.
Ich kenne Deine Motivation zum UL-Flug nicht, aber ich würde es anders sehen: Mit dem PPL(A) lässt sich auch der UL-Schein erhalten. Man fliegt dann mit Freunden an die Nordsee in der gecharterten Cessna und abends die Runde um den Kirchturm im UL.
Albert King: Vorteil: viel Platz, Robustheit ... und eine 172 kann man überall auf der Welt reparieren.
Das gilt gleichsam für eine Zlin Savage, Tomark Viper, Robin HR100 (mit ihren 400+ Litern Sprit eigentlich eine bessere Wahl, wenn's D-E sein soll).
Chris BK: Außerdem bin ich es gewohnt im Landeanflug zu slippen, ca. 80% meiner Landungen sind geslipt. Laut Handbuch mag das die c172 ja nicht so gerne.
Die Cessna 172 slippt gut, das Handbuch verbietet nur das Slippen mit 40° Klappen.
Chris BK: So eine SuperCub wäre schon eine Alternative, zumal sie dank der Auflastung auf 600kg ab nächstem Jahr wohl unter die UL-Kategorie fällt. Da paßt sie von den technischen Daten dann jedenfalls genau rein. Allerdings würde ich dann, sollte ich die Karte "alte leichte Echo-Maschine, die jetzt UL ist" ziehen, eher an eine Aeronca ac7 Champion denken. Vorteil der Aeronca ist, daß sie im Solo-Betrieb von vorne geflogen wird, während die SuperCub vom hinteren Sitz aus geflogen werden muß.
Nein, fällt sie nicht. Fallen alle diese Flugzeuge nicht, weil sie bereits zugelassen sind. Dankenswerter Weise wird nicht alles, was unter 600 kg MTOM hat, sofort zu einem UL. Das bedeutete schließlich einen unmittelbaren Wertverlust, insbesondere bei der PA18. (die SuperCub fliegt man im übrigen von Vorne.) Um aus einer PA-18-95 ein UL zu machen benötigte man zunächstmal ein Rettungsgerät (mit Ausschußversuchen) und müsste die gesamten nationalen Zulassungen erarbeiten. Dann wäre der Vogel hernach immer in dem Regime gefangen, was den Wiederverkaufswert drastisch senkt. Abgesehen davon ist das Blasphemie.
Die Einstufung als amerikanisches LSA hat etwas mit deren Pilotenlizenzen zu tun, das ist hier unsinnig.
Wenn Du eine SuperCub als UL fliegen möchtest, schau' Dir die Zlin Savage an. Das ergibt (finanziell und regulatorisch) wesentlich mehr Sinn. Gerade die Bobber ist ein tolles Spaßflugzeug. Aber damit würde ich nicht um die halbe Welt fliegen wollen.
Chris BK: Derzeit warte ich halt ab, was die Auflastung im UL-Bereich auf 600kg uns wirklich bringt. Da ist gerade gewaltig was im Rutschen. Entsprechend flieg ich jetzt noch nicht mit der Mühle, mit der ich da nach Down Under dübeln würde. Mit 170kg Zuladung (aktuell) geht es sich jedenfalls nicht aus. Mit 250+ kg Zuladung kann man dann doch schon mehr Sprit mitnehmen und kann auch eher das Gewicht eines VOR-Empfängers verschmerzen.
600 kg UL wirst Du aller Warscheinlichkeit nach neu kaufen müssen. Die Differenz in einen LAPL oder PPL(A) investiert und ein gutes, bequemes Reiseflugzeug mit entsprechender Zuladung, dürfte da finanziell sinniger sein. aus den Robins kann man idR sehr gut sehen, und die HR100 wäre auch nicht teuer in der Anschaffung. Oder als Mogasflugzeug eine alte Bonanza, wie Jan Brill sie im Magazin vorstellte.