5. Oktober 2013 schlageo1
Leserreise: Tag 36
Great Barrier Reef
Die Crews der Leserreise befinden sich seit zwei Tagen mit der Coral Princess II auf Kreuzfahrt im Great Barrier Reef. Cheyenne-Pilot Georg Schlatter beschreibt die Erlebnisse auf See: Nachts um 3 Uhr erwachte ich wegen eines Geräusches bezw. wegen eines fehlenden Geräusches: der Motor des Schiffes war abgestellt worden. Kurz darauf rasselte die Ankerkette und dann wusste ich: die Genesung der Seekranken konnte beginnen.
Den ersten Expresso genoss ich auf Deck, lange bevor das Schiff erwachte, umgeben von Mangroven, mit Blick auf die wolkenverhangenen Berge von Hinchincrook Island. Der Trip Director erzählte dazu eine Geschichte, die in die Zeit des 2. Weltkrieges zurückgeht: ein fabrikneuer B25 - Bomber, der den Sold für eine grössere Armee-Einheit geladen hatte, stürzte bei schlechtem Wetter im Regenwald ab. Jahre später fiel auf, dass die lokale Bevölkerung Luxusgüter kaufte und mit US Dollars bezahlte. Die Suche nach dem Wrack und deren Kohle war diesmal erfolgreich: man fand aber nur noch angekohlte Scheine sowie die sterblichen Überreste der Besatzung - und eine Identifikationsmarke eines Piloten, der schon ein Jahr zuvor auf einer andern Pazifikinsel ums Leben gekommen war, ausserdem einen einzelnen roten Stöckelschuh!
Die ersten 24 Stunden Schiffahrt hatten den Eindruck vermittelt, das Great Barrier Reef sei völlig frei von Zivilsationsspuren. Dieses Bild mussten wir korrigieren, als wir nach dem Morgenessen an einer Zuckerraffinerie vorbeifuhren, welche über das längste Jetty der südlichen Hemisphäre verfügt: über eine Distanz von 5.7 km wird der Zucker über Förderbänder, welche die Erdkrümmung berücksichtigen müssen, zur Verladestation transportiert. Das Jetty hat Stürme mit Windgeschwindigkeiten von 260 km/h und Wellen von 12 m unbeschadet überstanden.
Um 10 Uhr wurden wir in Pelorus-Island, wo die Reederei von der Regierung Nutzungsrechte über Landparzelle für die Dauer von 99 Jahren erworben hatte, an Land gebracht. Auch heute konnte man sich durch den Biologen, welcher fast zu jeder Pflanze etwas zu berichten wusste, durch den Regenwald führen lassen, schnorcheln, einen Schnuppertauchgang mit Pressluft unternehmen oder einfach am Strand die Sonne geniessen.
Die Schnorcheltour war überraschend ergiebig: sogar ein Adlerrochen und eine Schildkröte liessen sich blicken !
Nach einem Strand BBQ lichtete das Schiff den Anker und wir fuhren weiter auf Captain Cooks Spuren (1770) nach Orpheus Island, wo erneut das Glasbodenboot zu Wasser gelassen wurde, mit welchem die Unermüdlichen wiederum zum Schnorcheln ausgesetzt wurden. Für die kleine Crew ist dieses Ausschiffen mit grossem Aufwand verbunden, welcher den Einsatz aller Kräfte ausser vielleicht des Kochs verlangt: die Chef-Purserin bediente mit derselben Selbstverständlichkeit den Kran, mit welcher einige Stunden zuvor der Tauchlehrer die Fenster der Bar geputzt hatte. Dabei war alleine schon ein Erlebnis, zu beobachten wie diese jungen Abenteurer sich gegenseitig in die Hand arbeiteten und dies in auffällig fröhlicher Stimmung.
Bewertung: +1.00 [1]