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16. Mai 2017: Von Karl Lang an Dirk Schmidt-Enzmann Bewertung: +1.00 [1]

Von meiner homebase Buochs geht es meistens IFR nach Süden über die Alpen, also FL140 - 180; auch über Flachland gern >120; Leg-Zeiten 1.5 bis max. 6 Stunden. Equipment ist MountainHigh, semi-stationär installiert (grosse Flasche im hinteren Gepäckraum verzurrt, mit fest verlegten Schlauchleitungen zu zwei O2D2 regulators und ab da losen Schläuchen + Kanülen. Flasche nehme ich zum Nachfüllen raus).
Schon vor dem Start lege ich die Kanüle an, mit setting D100 so, dass ich im Steigflug das headset nicht mehr abnehmen brauche und beim Durchsteigen von 10`000 ft pressure altitude der O2-flow automatisch beginnt.

Ich habe für mich gelernt, dass:
A) O2-Sättigung <90% massive Müdigkeit auslöst und Konzemtrationsstörungen noch Stunden nach der Landung. Dieser Effekt nimmt mit Alter zu (vermutlich von Person zu Person verschieden)
B) O2-Bedarf stark abhängig vom jeweiligen Fitness-Zustand - also, gut ausgeschlafen, vorher Stress, usw.
Deshalb immer wieder F100 setting für höheren O2-flow.

Wetterbedingt hin und wieder > FL180; ist mit Maske kein Problem, aber lästig zu tragen!

Eine Füllung reicht etwa 25 Std.

Messung mit Puls-Oximeter in 30 Min Intervallen halte ich für unverzichtbar. Da ich fast immer allein unterwegs bin, löse ich im cruise zur Selbstkontrolle Kreuworträtsel oder Mathematik-Aufgaben. Da wird sofort deutlich, ob/wenn die Konzenrationsfähigkeit nachlässt.

16. Mai 2017: Von Name steht im Profil an Karl Lang Bewertung: +1.00 [1]

....Da ich fast immer allein unterwegs bin, löse ich im cruise zur Selbstkontrolle Kreuworträtsel oder Mathematik-Aufgaben. Da wird sofort deutlich, ob/wenn die Konzenrationsfähigkeit nachlässt.....

Das ist ein guter Test. Ich mache das auch immer, aber im Short Final....

Spaß bei Seite. O2 Mangel ist schon verzwickt, weil er so "langsam und unbemerkt" kommt. Messungen sind tatsächlich unabdingbar. Ich habe vor kurzem FL180 zum ersten mal geknackt und hatte mit Nasenkanüle immer noch 93% auf dem Tacho. Bewusstes Atmen (Langsam, tief und durch die Nase natürlich) bringt auch viel.

16. Mai 2017: Von Ulrich Dr. Werner an Name steht im Profil Bewertung: +5.00 [5]

Guten Tag zusammen

Die Diskussion bekommt gerade einen touch, den der Flugmediziner nicht unkommentiert lassen darf. Zum Einen, ein Selbsttest ohne Beobachter über beginnende Handlungsunfähigkeit wegen Sauerstoffmangel ist extrem fragwürdig, da ja die Entscheidungsunfähigkeit bei Sauerstoffmangel gerade Teil des Problems ist. Zum Anderen, spätestens ab 18000 Fuß kommt ein weiteres physiologisches Problem zum Tragen, die mögliche Taucherkrankheit!!. Anbei ein Link zu einem ausführlichen Artikel dazu (sorry für die Länge), und ein Link zu einem "eyeopener" in einer Extremsituation (FL450).

https://www.luftfahrtamt.bundeswehr.de/portal/a/lufabw/start/aktuelles/archiv/2016/!ut/p/z1/hY_NDoIwEITfiC2tIh6LhGhSkAj-0ItpoEEMtqSpxIMPb4nRm3EPk-zM7rdZ4HACrsTYtcJ2Wone9RUPzlHISoaXGJd-jBFdE5awLSYon8EBjv9GuIvRj6IIikZC5RiL3wwCBXDgjfRqraSd1EplO6etEVYbb9DG9lNyN8YlXtdAhfw4QgH5nPKfNEpX-xQHJN5Euwl4FaN4fHdFPT0N1UWoppe5runbGG5JmGXz9gXyOFcU/dz/d5/L2dBISEvZ0FBIS9nQSEh/#Z7_B8LTL2922T1D20AH3LFLO230P3

https://www.youtube.com/watch?v=6Efvl6AwILo

Mit Fliegergruß

Ulrich Werner

16. Mai 2017: Von Carmine B. an Ulrich Dr. Werner Bewertung: +1.00 [1]

Lieber Ulrich,

vielen Dank für Deinen Kommentar, hatte so etwas ähnliches schon vermutet (mangelnde Fähigkeit der Selbstbeurteilung unter beginnender Hypoxie).

Der erste Link führt nur zur Übersichtsseite Archiv 2016, hier, Dein Einverständnis vorausgesetzt, der direkte Link zum Artikel:

Artikel Höhenflüge, Luftsport Juni/Juli 2016 (PDF, 873 kB, 2 Seiten)

Hatte vor knapp 30 Jahren mal im Segelflugzeug in der Welle in Frankreich (Doppelsitzer) einen Selbstversuch in ca. 18000 ft. mit kurzeitiger Unterbrechung der Sauerstoffversorgung und Flush durch Copiloten nach kurzer Zeit gemacht. Kann mich noch an euphorische Stimmung ohne jegliche Wahrnehmung einer Gefahr erinnern. Der Flush war dann wie ein Wecker!

Gruß,

Carmine

17. Mai 2017: Von Name steht im Profil an Ulrich Dr. Werner

".....Die Diskussion bekommt gerade einen touch, den der Flugmediziner nicht unkommentiert lassen darf...................Zum Anderen, spätestens ab 18000 Fuß kommt ein weiteres physiologisches Problem zum Tragen, die mögliche Taucherkrankheit!!......"

Hallo,

zunächst danke für den fachkundigen Beitrag. Ja, absolut. Alleine mit einer Nasenkanüle in FL180 und mehr würde ich auch nicht über einen längeren Zeitraum fliegen wollen. Wie ich schon schrieb, tricky und gefährlich. Die geposteten YouTube Links zeigen eindrucksvoll was alles passieren kann.

Ich habe aber nochmal eine Frage zur oben erwähnten Taucherkrankheit. Bis jetzt ging es ja ausschließlich um Sauerstoffmangel im Körper. Die Tauerkrankheit ist ja was komplett anderes. Dabei geht es um im Köprer (mehr als normal) angreicherten Stickstoff und CO2 auf Grund des hohen Druckes beim Tauchen in z.B. 2oder 3 Bar Überdruck. Beim Auftauchen ( = Druck fällt wieder von z.B. 3,5 Bar auf 1 Bar) muss das Gewebe die angereicherten Gase wieder "loswerden" und benötigt dafür Zeit = man muss entsprechend langsam auftauchen. Die genannte Pause ist eine reine Sicherheitspause. Der eigentliche Punkt ist die Aufstiegsgeschwindigkeit. Sollte man zu schnell auftauchen kann es zur Blasenbildung im Blut/Gewebe und zu Ablagerungen an den Nerven kommen. Ergebnis kann vielfältig ausfallen (auch hier je nach körperlichem Zustand) von im schlimmsten Fall Tod über permanente Lähmungen in den Gliedmaßen, temporäre Lähmungen, Hirnschäden etc etc etc bis hin zu nur noch unangenehmen Symptomen.

Wie ist das auf das Fliegen zu übertragen? Beim Tauchen reden wir von einem Druckabfall von 2,3 oder mehr Bar innerhalb von wenigen Minuten. Bei der Fliegerei reden wir beim Aufstieg von z.B. 500mbar in 15 minuten oder länger. Und dann noch ohne, dass vorher unnatürlich viel CO2 oder Stickstoff angereichert wurde. Ist hier trotzdem mit gefährlichem Abbau von CO2 oder N zu rechnen?

Vielen Dank vorab und Fliegergrüße

Thomas

17. Mai 2017: Von Erwin Pitzer an Ulrich Dr. Werner Bewertung: -1.00 [1]

moin herr doctor,

darf ich aus der bildungsferne mal eine frage stellen

was ist der unterschied zw. Ulrich Dr. Werner und Dr. Ulrich Werner ?

17. Mai 2017: Von Name steht im Profil an Erwin Pitzer

"....was ist der unterschied zw. Ulrich Dr. Werner und Dr. Ulrich Werner ?...."

Einmal steht der Titel "Dr." hinter und einmal vor dem Vornamen. Bildungsferne ist ja nicht schlimm. Kann alles nachgeholt werden.

VG

Thomas

17. Mai 2017: Von Erik N. an Ulrich Dr. Werner

Mal eine Frage an Sie: Wenn man als Kind im Hochgebirge aufgewachsen ist, mehrere Monate im Jahr im Engadin, gewöhnt sich der Körper dann an die Höhe ? Wenn ja, wie lange hält das an ?

Wenn man jedes Jahr im Hochgebirge Skifahren geht, und z.B. den ganzen Tag Corvatsch (3.300m) ohne Kopfweh oder Ermüdung wegsteckt, kann man das auf Flüge übertragen ?

Oder ist das ein Ammenmärchen ?

17. Mai 2017: Von Ulrich Dr. Werner an Name steht im Profil Bewertung: +3.00 [3]

Guten Tag

… der eigentliche Punkt ist die Aufstiegsgeschwindigkeit …“

Leider ist das nur ein Teilaspekt. Der Hauptfaktor ist die relative Druckdifferenz, hier konkret Druckabnahme (Physik: Gasgesetz nach Henry). Ohne Druckabnahme gäbe es das Problem überhaupt nicht. Der Aufstieg von MSL auf 18000 ft entspricht einer relativen Druckhalbierung des Umgebungsdrucks. Die gleiche relative Druckabnahme gäbe es beim Tauchen bei Aufstieg von 10 m auf Wasserspiegel (2bar bis 1 bar 1013 hPa). Die Aufstiegsgeschwindigkeit hat Einfluss auf die Kompensationsmechanismen im Körper, diese haben „mehr Zeit“ wenn es langsam geht. Aber die Druckdifferenz ist das Maß der Dinge. Bleibt die Differenz bei Halbierung, gibt es beim gesunden Menschen keine zu erwartenden Probleme (im Tauchsport: Grundzeit bei 10m = ). Ist die Druckdifferenz größer, beginnen die möglichen Probleme. Während der Taucher sich zuerst aktiv in den Gefahrbereich begeben muss, ist der Pilot der Gefahr systembedingt vom Start an ausgesetzt.

Ausdrücklich: Der Pilot unterliegt bei gleichem relativen Druckabfall (Halbierung 18000ft /Drittelung 27000 ft /Viertelung 34000 ft) dem gleichen Risiko wie ein Taucher bei gleichem relativen Druckabfall (z.B. Drittelung = Aufstieg von 20 m = 3bar auf Wasserspiegel = 1 bar)

Gruß

Ulrich Werner

17. Mai 2017: Von Wolff E. an Ulrich Dr. Werner

Mit welcher Steigrate sollte man dann nicht von 0 auf 18000ft steigen bzw. was ist eine sichere Steigrate?

17. Mai 2017: Von Ulrich Dr. Werner an Erik N. Bewertung: +6.00 [6]

Guten Tag

Die Fragen erfordern mehrere Antworten und es wird etwas medizinisch, ich hoffe das langweilt nicht zu viele:

  1. Ja, der Körper gewöhnt sich an die Höhe, aber nur bezüglich der Sauerstofftransportkapazität. Bei Höhenaufenthalt wird durch vermehrte natürliche Erythropoetinbildung eine vermehrte Hämoglobinbildung angeregt (mehr rote Blutkörperchen). Dieser Effekt tritt nach ca. 2 Wochen ein und erreicht sein Maximum nach ca. 4 Wochen. Der Effekt verpufft aber ca 4 Wochen nach Verlassen der Höhe, da sich dann das alte Gleichgewicht wieder einstellt. Das Ergebnis ist aber quasi nur eine relative Verbesserung der Kondition, insbesondere wenn der Vorteil „nach unten“ mitgenommen wird (legales Doping). Es hilft nicht, einen physikalischen Sauerstoffmangel oder einen Druckabfall zu kompensieren! Eine gegebene Sauerstoffsättigung bleibt gleich.
  2. Kopfweh oder Ermüdung sind individuelle Symptome, die der eine eher/häufiger bekommt als der andere. Die Aussage ist daher lediglich, wer beim Skifahren in 3000 m keine Beschwerden hat, hat auch beim Fliegen in 3000 m wahrscheinlich keine Beschwerden. Er hat aber die gleichen physikalischen Einschränkungen wie jemand mit Beschwerden, er ist sich dessen nur länger unbewusst und daher eher mehr gefährdet.
  3. Zum Ammenmärchen oder schlimmer, zur Gefahr wird es, wenn längere Beschwerdefreiheit oder Höhenanpassung mit einer erhöhten Widerstandskraft gegen die physikalischen Gegebenheiten gleichgesetzt wird. Das gibt es nicht.

Gruß

Ulrich Werner

17. Mai 2017: Von Ulrich Dr. Werner an Wolff E. Bewertung: +3.00 [3]

Hallo

Bis 18000 ft ist die Steigrate egal, da beim Gesunden bis zu dieser Höhe keine Druckfallkrankheit zu erwarten ist. In der Unterdruckkammer steigen wir typischerweise mit 8000 ft/min, das schafft in der GA-Flotte wohl eh kein LFZ.

Geht es darüber hinaus, muss die Antwort anders aufgezogen werden. Zur Risikoverringerung der Entwicklung von Druckfallkrankheit wird zunächst 30 Min bei MSL 100% Sauerstoff vorgeatmet, um den Stickstoffanteil im Blut zu verringern. Danach geht es wieder mit 8000 ft/min hoch, ich war persönlich mehrfach bis FL 350 und höher.

Das Flugzeug mit der „höchsten“ Druckkabine der westlichen Welt war nach meiner Kenntnis die U2 mit 25000 ft. Nach krankheitsbedingten Beinaheabstürzen (aber: Aufenthaltszeiten im Cockpit von sehr vielen Stunden) wurde die Druckkabine auf 15000 ft umkonstruiert.

Daher gibt es aus meiner medizinischen Sicht keine sichere Steigrate, aber ein sicheres Gesamtverhalten bei Exposition über 18000 ft Druckhöhe.

Und wie zuvor gesagt, zusätzlich muss natürlich die Sauerstoffversorgung zur Kompensation des Sauerstoffmangels bei Druckminderung bedacht werden.

Gruß
Ulrich Werner

18. Mai 2017: Von Nicolas Nickisch an Ulrich Dr. Werner Bewertung: +2.00 [2]

Ich beziehe mich auft einen etwas älteren beitrag von vorgestern (der mit dem Link zum Druckkammer-Video).

Das Video hat mich doch sehr beeindruckt und auch überrascht. Es ist noch krasser als ich es erlebt habe.

Derzeit mache ich gerade die Fragen zur theorie-prüfung CB-IR durch und da gibt es auch reihenweise Fragen zum Thema Zeit bis zur Handlungsunfähigkeit. Die richtigeb Antworten sind immer die mit der geringsten Zeit, d.h. in grosser Höhe bleiben nur sehr wenig Zeit die Maske anzulegen. Die wollen auf so 15-45sek. raus

Das Video zeigt sogar, dass man u.U. noch nicht einmal mehr in der Lage ist selbst die maske anzulegen. Schon nach wenigen Sekunden fängt der Proband an zu krampfen und ist danach bewußtlos. Und schon vor dem Krampfanfall dürfte Handlungsunfähigkeit gegeben sein.

Vor vielen jahren bot ein Mainzer Physiologe für uns Studenten einen Kursus der Flugmedizin an mit krönendem Abschluss des kursus durch Besuch bei der Air Force in ETOU.

Dort durfte ich dann neben anderen Gemeinheiten (u.a. Simulation des "Pilots vertigo") auch einen Druckkammerflug "geniessen". Die Erfahrungen waren sehr lehrreich. Jeder sollte sowas mal mitmachen wenn sich die Gelegenheit bietet.

  • Der Ausfall oder Leistungsabfall verläuft sehr individuell, d.h. einige der "Mitflieger" litten bereits bei 12-13000ft unter erheblichen Leistungsminderungen während andere bei 18000ft und mehr noch gut dabei waren.
  • das ganze iszt auch noch (tages-)formabhängig
  • bekanntlich merkt man herzlich wenig davon wie stark das Leistungs- und vor allem Urteilsvermögen bereits eingeschränkt ist und das ist kein Lehrbuchwissen!

Krönender Abschluss war eine "rapid decompression" wie im Video zu sehen - allerdings alle mit Maske auf.

  1. Durch den sofort entstehenden Nebel in der Kabine sieht man die Hand vor Augen nicht. Im Zweifelsfall wird man wahrscheinlich Schwierigkeiten haben die Maske zu finden, selbst wenn sie mehr oder weniger vor der Nase hängt. Nach meiner Erinnerung war das auch wesentlich massiver als man das in den einschlägigen Videos sieht. Man stelle sich das mal in einer Airlinerkabine vor - egal ob Dkeompression oder Rauch in der Kabine.
  2. Der gasförmige Inhalt des Darmes nimmt überraschend schnell die densitiy Altitude der Kabine an :-) Es zerreisst einen schier. Und dann das Massenfurzen in der Kabine :-) Aber was tut man nicht alles für die Wissenschaft.
  3. Kaum auszudenken wie der Effekt ist wenn man keine rapid decmppression, sondern einen schleichenden Druckverlust erleidet.
  4. Die dort üblichen Masken liefern einen constant flow mit relativ hohem Druck. Einatmen geht praktisch automatisch, aber Ausatmen ist unendlich schwer. Nach 2 Minuten hat man das gefühl aufgepumpt zu sein wie ein Luftballon. Und so noch 3h über den Pazifik fliegen ! Super Vorstellung

Neulich in nur FL110:

  • subjektiv deutlich schwereres Atmen, unangenehmer als wenn ich in ähnlicher Höhe auf der Skipiste stehe.
  • SaO2 immer noch 91% (überraschend hoch)

Und dann wäre da noch die Erzählung eines Foristi, der mir während des Prüfungsfluges erzählte wie sich eine O2-Dusche auf die Nachtsichtfähigkeit auswirkt: Es stimmt. Wenige Atemzüge aus einer O2-Buddel und die Welt ist gleich viel heller. Viel mehr Sterne am Himmel. Und das während iner nächtlichen Autofahrt - nicht etwa in FL100!

Herzlichen Dank für diese Anregung !

18. Mai 2017: Von Achim H. an Nicolas Nickisch

Du stellst das jetzt aber alles sehr negativ dar, Nicolas! Diese Gefahren sind sehr gut bekannt und es gibt genau festgelegte und erprobte Verfahren, wie denen begegnet wird.

in grosser Höhe bleiben nur sehr wenig Zeit die Maske anzulegen. Die wollen auf so 15-45sek. raus

Wer von uns fliegt als GA-Pilot in solchen Höhen? Das ist ohne Druckkabine nur militärisch und mit Druckkabine ein Jet. In Kolben- und Turboprophöhen haben wir durchaus Zeit.

Durch den sofort entstehenden Nebel in der Kabine sieht man die Hand vor Augen nicht. Im Zweifelsfall wird man wahrscheinlich Schwierigkeiten haben die Maske zu finden, selbst wenn sie mehr oder weniger vor der Nase hängt.

Es nennt sich nicht ohne Grund "quick don mask" und es gehört zum Typerating, das Aufsetzen selbiger ohne Sicht und unter schwierigsten Bedingungen zu beherrschen. Bei einer TBM o.ä. hängt das Ding neben Deinem Ohr und der Drill ist trainiert.

Nach 2 Minuten hat man das gefühl aufgepumpt zu sein wie ein Luftballon. Und so noch 3h über den Pazifik fliegen ! Super Vorstellung

Es gibt bei den ETOPS-Berechnungen genaue Vorgaben, wie im Falle eines Druckverlustes zu fliegen ist. Das ist mitnichten auf normaler Reiseflughöhe, sondern auf einer auskömmlichen Höhe, wodurch der Spritverbrauch auch steigt und somit die Alternates entsprechend gesucht werden müssen.

Ich fliege praktisch immer mit Sauerstoff und ich habe mir da eine gewisse Routine erarbeitet. Ab FL100 geht das System an (nachts ab 5000ft aber nachts fliege ich SEP nur im absoluten Ausnahmefall) und regelmäßig wird die O2-Sättigung geprüft. Das ist einfach, komfortabel und sicher. 1h mit Kanüle auf FL100 und 1h ohne sind ein himmelweiter Unterschied. Selbst mein Bergsteiger-Vater hat kürzlich die Kanüle nach einer gewissen Zeit freiwillig angelegt :-)

18. Mai 2017: Von  an Achim H.

>>> Bei einer TBM o.ä. hängt das Ding neben Deinem Ohr und der Drill ist trainiert.

Hast Du den Unfall der TBM vor etwa einem Jahr mitgekriegt? Offenbar hatte der Pilot nicht mal mehr Zeit, die Maske aufzusetzen, und es gibt noch ein paar ähnliche Fälle!

18. Mai 2017: Von Nicolas Nickisch an Achim H.

Vielen Dank für Deine Hinweise.

Ich werde wahrscheinlich nie in die Verlegenheit kommen tatsächlich in solchen Höhen zu fliegen ausser als consumer.

Und - natürlich wird sowas trainiert. Ändert aber nichts an der Brisanz der Situation. INsofern bleibe ich bei meiner Empfehlung: Wenn möglich sollte man diese Erfahrung unter kontrollierten Bedingungen mal machen.

Fragen der EASA-Dtaenbank sind das eine, Youtube-Videos zu diesem Thema erstmals von mir angeschaut) etwas anderes und in jedem Falle sehr einprägsam und die eigene körperliche Erfahrung nochmal was ganz anderes.

Die Headline sollte einfach sein:

  • es kommt schleichend
  • es tritt auch schon in wesentlich geringeren Höhen auf. Geringer als das aus lehrbüchern so hervorgeht.
  • Die Entscheidung frühzeitig oder gar generell O2 zu atmen ist sicherlich sehr weise.
  • Alleine den Effekt auf die Nachtsichtfähigkeit in normalen Höhen finde ich enorm.

Zur praktischen Umsetzbarkeit mit O2-Anlagen kann ich leider gar nichts beitragen.

BTW: Die verschiedenen Verfahren arbeiten wohl alle mit einer O2-Buddel - mal als Dauerströmer oder auch getriggert über eine Art Maske (dann wahrscheinlich Unterdruck beim Einatmen). Das scheint den verbrauch ja beeindruckend zu senken.

in Airliner wird meines Wissens der O2 zumindest für die lebende Fracht nicht über eine Gasflasche sondern über irgend eine chemische reaktion bereitgestellt. Gibt es solche (EInmal?)-Systeme auch für die GA ?

Hört sich doch ganz praktisch an: du nimmst eine O2-Anlage in der grösse einer Streichkäsedose mit und läst bei Bedarf die reaktion aus. Sicher keine Dauerlösung.

18. Mai 2017: Von Erik N. an Ulrich Dr. Werner

Ausdrücklich: Der Pilot unterliegt bei gleichem relativen Druckabfall (Halbierung 18000ft /Drittelung 27000 ft /Viertelung 34000 ft) dem gleichen Risiko wie ein Taucher bei gleichem relativen Druckabfall (z.B. Drittelung = Aufstieg von 20 m = 3bar auf Wasserspiegel = 1 bar)

Deshalb ist es Bestandteil der Tauchausbildung und geboten, nach Tauchgängen 24h vergehen zu lassen, bevor man ins Flugzeug steigt.

Leider gibt es die Gefahr wohl auch umgekehrt ? Ein Kollege von mir ist tödlich verunglückt, als er - gestreßter Manager bei der Bank - in die Karibik geflogen ist und sofort nach der Landung und Check In im Hotel zum Tauchen ging. Ihm wurde schlecht, und der Tauchlehrer hat den Fehler begangen, ihn nur bis zum decompression stop zu begleiten.

18. Mai 2017: Von Erwin Pitzer an Name steht im Profil Bewertung: +1.00 [1]

Einmal steht der Titel "Dr." hinter und einmal vor dem Vornamen. Bildungsferne ist ja nicht schlimm. Kann alles

lesen kann ich auch schon, mich interessierte nur das "Warum"

22. Mai 2017: Von TH0MAS N02N an Erik N.

"Ein Kollege von mir ist tödlich verunglückt, als er - gestreßter Manager bei der Bank - in die Karibik geflogen ist und sofort nach der Landung und Check In im Hotel zum Tauchen ging. Ihm wurde schlecht, und der Tauchlehrer hat den Fehler begangen, ihn nur bis zum decompression stop zu begleiten."

Äh, verstehe ich jetzt nicht ganz: Caisson tritt doch nur auf von hohem pN2 zum tiefen. Wenn der aus der Flugzeugkabine kam sollte das doch kein Problem sein. Evtl. andere gesundheitliche Probleme?

9. November 2021: Von Horst Metzig an Ulrich Dr. Werner

Aus diesen Grund sollte man vor dem Flugzeugstart bereits am Boden etwa eine Stunde reinen Sauerstoff atmen, weil dann der ganze Stickstoff aus dem Körpergewebe ausgespült ist. Körperfett bindet Stickstoff besser = grössere Wahrscheinlichkeit eines Dekompressionsunfall.

Hier währe das Sauerstoffkreislaufatemgerät vorteilhaft. Aber die Natriumhydroxydfüllung muss ausreichend sein, um CO² zu binden. Flugzeitberechnung.

9. November 2021: Von Patrick Lienhart an Horst Metzig Bewertung: +1.00 [1]
Dekompressionsunfall beim Fliegen? Wenn man Notwassert und untergeht, die O2 Flasche leeratmet und wieder auftaucht, oder wie?
9. November 2021: Von Ulrich Dr. Werner an Patrick Lienhart Bewertung: +11.00 [11]

Guten Tag zusammen

Leider ist der Dekompressionsunfall beim Fliegen eine mögliche Realität.

Die Druckänderung beim Aufstieg von MSL auf FL 180 entspricht einer Druckhalbierung, gleich dem Auftauchen von 10m bis zur Wasseroberfläche. Es zählt die relative Änderung, nicht der absolute Druck. Aus der Tauchmedizin: bis hierhin ist die Grundzeit unendlich, das Risiko gering.

Die nächste Halbierung ist der weitere Aufstieg auf FL 340. Das wäre Äquivalent zum Aufstieg von 30m Wassertiefe bis zur Wasseroberfläche.

Und schon ist das Potential (in Abhängigkeit von der Vertikalgeschwindigkeit) zur unschönen Taucherkrankheit erreicht.

Deswegen wird in der Flugmedizin bei Höhenexposition Sauerstoff vorgeatmet, um Stickstoff im Blut zu reduzieren!

Also, keine Spiele mit dem Management bei Höhenflügen. Nasenkanülen nur bis FL 180, dann mindestens Maske mit Beutelreservoir bis FL 250, und darüber geschlossene Masken mit „diluter demand“ Technik, dabei wird der relative Sauerstoffanteil mit zunehmender Höhe automatisch gesteigert. Ab FL 400 sogar „pressure demand“ Technik. Weiterhin spätestens ab FL 180 eine Alternativversorgung mit einer zeitlichen Reichweite, in der das LFZ bis FL 100 sinken kann. Die Sauerstoffvoratmung in unbedruckten Kabinen ist zu erwägen, wenn FL 180 deutlich, schnell (Vario) und für längere Zeit überschritten wird.

Perlan 1 hatte zwei militärische Flüssigsauerstoffanlagen im Rumpf, zusätzlich wurden Druckanzüge getragen, Perlan 2 nutzt eine Druckkabine und Sauerstoff-Kreislaufgeräte. Letzteres dient auch zum Schutz der extremen Cockpitvereisung von Innen, da der Wasserdampf in der Atemluft auch im Kreislaufgerät abgefangen wird.

Mit Fliegergruß

Ulrich Werner

9. November 2021: Von Patrick Lienhart an Ulrich Dr. Werner
In welchen unbedruckten Flugzeugen (Kolben Ein/Zweimots) steigt man so schnell auf FL180 oder gar FL340 dass es gefährlich werden kann?

Bezüglich Vario - was wäre als „schnell“ anzusehen?

Gibt es dokumentierte Fälle von Dekompressions-Unfällen in der privaten Kolbenfliegerei?

Danke trotzdem für den interessanten Post!
9. November 2021: Von Ulrich Dr. Werner an Patrick Lienhart Bewertung: +4.00 [4]

Hallo

Beim flugmedizinischen Training in der Unterdruckkammer wird z.B. mit 4000 fpm gestiegen, früher bis über FL 400. Dabei sind Fälle der Taucherkrankheit aufgetreten, trotz Sauerstoff-Voratmung.

Die üblichen Tauchtabellen, z.B. die von Dr. Hahn, geben bei einem Aufstieg aus 30 Metern Dekompressionszeiten von ca 30 Minuten auf den letzten 10 Höhenmetern (zweite Druckhalbierung) vor. Wenn der Aufstieg von FL 180 bis FL 340 (= zweite Druckhalbierung) kürzer dauert als 30 Minuten (Vario > 500 fpm), läge man also im Risikobereich. Das ist aber nicht direkt vergleichbar, da die Grundzeit bei 30 Metern Tiefe in der Tauchtabelle nur mit 42 Minuten bemessen war. Die Grundzeit beim Start eines Fluges war aber unendlich, und das Blut ist maximal (bezogen auf Meereshöhe) mit Stickstoff beladen. Beim Fliegen sind also die Basisbedingungen gegenüber dem Tauchen schlechter!

Ich kenne keine Fälle bei Kolbenschüttlern, das relative Risiko ist aber existent. Eindeutige Verdachtsfälle kenne ich bei Segelfliegern. Dort wird in der Welle durchaus mit über 2000 fpm gestiegen, in Deutschland bis FL 300 auch in Mittelgebirgen. Der extreme Höhenrekord im Segelflug ist mittlerweile FL 760. Ich habe persönlich leider nur 1500 fpm bis FL 100 erlebt:-(

Gruß

Ulrich Werner

10. November 2021: Von Roland Schmidt an Ulrich Dr. Werner

Also, keine Spiele mit dem Management bei Höhenflügen. Nasenkanülen nur bis FL 180, dann mindestens Maske mit Beutelreservoir bis FL 250

Was spricht denn gegen die Verwendung von Kanülen über FL180, wenn man in kurzen Abständen seine Sättigung überwacht (>90%)?


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