(wenn ich den Bogen ganz kurz nur wieder zur IT spinnen darf)
Man sollte in einer Kalkulation aber auch den Wegfall von TV-, Radio und Telefonen mitsamt Miet-Kopfhörer, Fernbedienungen und Infrastruktur für Verkabelung in den Wänden in jedem Krankenzimmer miteinbeziehen. Hinzu kommt der Wegfall des aufwändigen Billings. Allein wieviel Medienbrüche, manuelles Neu-/Nacherfassen oder sprichwörtliche Zettelwirtschaft wird da immer noch betrieben? In "unserem Stadtkrankenhaus" werkelt noch Uralt-Siemens Technik, wo ich kaum nach Sicherheit, Datenschutz und Operations-Kosten zu fragen wage.
Man kann sich natürlich in Details verzetteln und sich mit Fragen wie "was passiert wenn ein solches Gerät ins WC plumst" fragen. Aber fragt das jemand bei den Fernbedienungen der Fernseh-und Telefongeräte in jedem Krankenzimmer? Hygienisch betrachtet finde ich das berührungslose und vielleicht auch noch automatische Öffnen von Türen sobald man in der Nähe steht deutlich besser, wie das Antatschen von Hand- und Türgriffen. Zumal moderne Touch-Geräte meist spritzwassergeschützt und deutlich leichter zu reinigen sind als alles, was noch Tasten hat.
Ich hab letztens für ein Bauunternehmen ein Webcam-System auf einer Großbaustelle eingerichtet. Dort war alles voller Dreck und Staub. Dort lief gefühlt jeder Arbeiter mit einem Smartphone in der Hand herum, hat ge-wahtsappt und ge-facebooked, Bilder gemacht und telefoniert. Und das soll in einer klinischen sauberen Umgebung nicht funktionieren?
Wenn unsere Politiker 1Mbit schon als Breitband deklarieren wird die Bandbreite in der Tat zum Problem gerade im Ländlichen Bereich. Wir sind halt digitales Entwicklungsland das lieber über Maut und Flüchtlinge diskutiert als die wirklichen Zukunftsfragen anzupacken.
Wie stellt man fest, ob zwei Patienten ihre iPads nicht einfach untereinander tauschen und damit Verwechslung in der Therapie provozieren?
Gegenfrage: Wie stellt man fest, wenn zwei Patienten mutwillig und absichtlich Ihre Bändchen tauschen? Würdest Du das machen? Ich nicht...
Ein Tablet kostet ein paar hundert Euro. Die Infrastruktur und das Personal, um dieses iPad in einem Unternehmen (und nichts anderes ist ein Krankenhaus auch) rechtssicher und stabil zu betreiben, sehr schnell ein mehrfaches davon pro Jahr! Und das zahlen die ohnehin klammen Krankenkassen natürlich gerne, und die überlastete und unterbesetzte IT nimmt sich dieser Mehrarbeit natürlich auch gerne an?
Jepp, lass uns die Digitalisierung einstampfen. Unsere Souveränität in den Bereichen Datenschutz, Gesundheit und Fürsorge an irgendein Unternehmen aus dem Silicon Valley abgeben. Sagt Dir der Name Raymond Kurzweil etwas? Seines Zeichens hochranginger Google-Manager und umstrittener Futurist mit besorgniserregenden Vorstellungen. Stichwort "Singularity" wenn Dir das was sagt.
Digitalisierung als disruptives Instrument zu begreifen und sich und sein Unternehmen neu zu erfinden - da tun sich viele mit schwer. Oder hängen an Vertrautem oder Bewährtem, bis eines Tages der Letzte das Licht ausmacht. Branche für Branche...