"nunmal nichts sind, was man sanktionieren könnte" Richtig. Das wurde doch auch nicht sanktioniert, oder? Ich stimme Eriks Posting zu 100% zu: "Der Typ hat halt alles getan, all den Menschen, die hinter den Funktionen sitzen, möglichst grossartig vor die Tür zu k***en. Das ist nicht durch vorauseilenden Verdruss über der OWi Kultur zu entschuldigen. So sehr ich das PuF als Magazin schätze, so frage ich mich doch oft, ob es eine Art "knee jerk reflex" gibt, der Jan dazu bringt, immer, wenn es ums LBA und andere angelagerte Behörden geht, möglichst kräftig mit dem Hammer draufzuhauen. Egal, welchen Bericht man liest, das LBA ist der grosse böse doofe Hulk, und die DFS und das BAF gleich mit." Eine differenzierte Aufarbeitung, wie es Ingo-Julian Rösch in seinem Posting gemacht hat, wäre mir lieber als dieses Bashing.
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Ja. Ich las (vielleicht falsch) aus deiner Nachricht raus, dass du den Piloten gerne für diese Dinge sanktioniert hättest. | ||||||
"Ja. Ich las (vielleicht falsch) aus deiner Nachricht raus, dass du den Piloten gerne für diese Dinge sanktioniert hättest." Es kommt mir so vor, als möchtest Du mich in eine Schublade "Blockwart" stecken.
Meine Ansicht ist, baue ich selbst Mist bin ich dafür verantwortlich. Wenn ich auf Straferlass hoffen möchte, muss ich freundlich und einsichtig sein. Strafen sind leider keine Schulungen - auch wenn dies sicherlich im Einzelfall hilfreich wäre.
Aber was hat das eigentlich noch mit dem Fall oder Jans journalistischer Leistung zu tun? | ||||||
Nein. Nichts. Ich finde Jans Artikel übrigens nicht verkehrt. Auch nicht, nachdem ich Chris Timelers Beiträge gelesen habe (und alles darin glaube). | ||||||
Gut. Dann glaubst Du also auch, dass der Pilot ab Passau bis Gunzenhausen (110 nm, also etwa eine Lisa-Flugstunde lang) zunächst, mal zugespitzt, Radar zugelabert hat mit der Frage, wo es das billige Mogas noch gibt, und dann FIS, wo man ihn hinkomplementiert hat mit seinen "Spritsorten-Fragen". Fast eine Stunde lange also Lotsen als Check24, dann plötzlich die nicht erklärte Notlage wegen zuckender Tank- oder Manifold-Anzeige (weiß man nicht so genau), die alles entschuldigen soll. Es gibt den Unterschied zwischen sauberem Urteil und "Rechtsempfinden erfüllt". Für die Lotsen und viele Teilnehmer hier ist das Rechtsempfinden mit dem Urteil erfüllt. Für die andere Fraktion wird hier nur wegen vergessenem "Cancel IFR" angeblich jeder Pilot mit 2.000 Euro bedroht. Mir erscheint es aber eher so, dass bei Jan Brill und dem Piloten Verärgerung darüber herrscht, mit dem "Wir kriegen Dich da rausgeboxt" nicht durchgekommen zu sein, als dass ernsthaft die Sicherheitskultur in Deutschland in Frage stünde. Deswegen finde ich den Artikel unangemessen, jetzt müssen auch noch Bäume dafür sterben und Abonnenten Druckerschwärze zahlen. | ||||||
Georg, niemand - auch nicht Jan, auch nicht der Pilot selbst - sagt, er habe sich optimal oder auch nur korrekt verhalten. Konstruiere nicht einen Widerspruch, wo keiner ist. Gerichte haben im übrigen nicht die Rolle, irgendwelches "Rechtsempfinden" (fast hätte ich geschrieben "gesundes Volksempfinden") zu befriedigen. Das ist ein leider verbreiteter Denkfehler. Die Wahrheit ist doch schlicht und einfach, das BAF macht einen grottigen Job, und AG Langen hilft auch nicht. | ||||||
Wer Wahrheiten schlicht und einfach findet, ist dem gesunden Volksempfinden oft nahe. | ||||||
Weiß den jemand der werten Diskuttanten, wie die Polizei dem Piloten gegenüber aufgetreten ist, so das dieser nach der - ich vermute mal - auch für Ihn nicht normalen Landung auf einem geschlossenen Platz nervlich nicht völlig relaxt reagiert hat ? Ich kann sagen, das ich mich manchmal nach einem Fehler so über mich selber ärgere, das mit mir - Verbal - dann fürn paar Minuten nicht gut Kirschen essen ist, auch wenn ich versuche, Andere meine Ignoranz nicht spüren zu lassen.... Wäre ich der jenige Welcher gewesen und hätte mich dann ein Polizist recht quer angeredet, wäre ich vermutlich ebenfalls nicht sehr nett gewesen am Telefon. Das soll nichts entschuldigen. Nur evtl. erklären. Und ich bleibe dabei, die Phraseologie zu bestrafen ist einfach nur.... bescheuert. Das selbst Vollprofis unter Druck nicht immer richtig kommunizieren und handlen, dafür gibt es zahlreiche Beispiele, man denke an die Avianca 707 in NY, die United DC-8 im NW der USA, 3 Mann Crews und der Sprit geht aus...und ATC bekommt nie wirklich was mitgeteilt.
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Wer Wahrheiten schlicht und einfach findet, ist dem gesunden Volksempfinden oft nahe. Das ist ja das Problem. Es gibt keine einfachen Warheiten auf komplexe Probleme. Das "gesunde Volksempfinden" darf nicht wieder Grundlage einer Rechtsprechung werden, wenn wir nicht wieder unsere Freiheit verlieren wollen. | ||||||
Mir erscheint es aber eher so, dass bei Jan Brill und dem Piloten Verärgerung darüber herrscht, mit dem "Wir kriegen Dich da rausgeboxt" nicht durchgekommen zu sein, als dass ernsthaft die Sicherheitskultur in Deutschland in Frage stünde.
Mich würde auch mal interessieren wie die Mitforisten hier darauf kommen der Pilot sei uneinsichtig oder sogar unverschämt gewesen. Aufgrund eines anonymen Postings im Forum? Echt? Einige hier sind aber ganz schön schnell bei der Hand einen Kollegen zu verurteilen. Vorschlag: Wir bleiben bei den Fakten. Fakt ist: Ein Pilot sieht sich mit einer unklaren Spritsituation konfrontiert, bricht den IFR-Flug ab und landet auf einem bestens geeigneten Flugplatz auf dem der Flugleiter aber schon Feierabend hatte. Er stellt sich dabei allerdings ungeschickt und/oder unerfahren an und weicht von der IFR-Clearance im Luftraum E in VMC ab bevor er IFR formal richtig gecancelt hatte. Für letzteres wird er mit 500 Euro Bußgeld bedacht für die Landung mit nochmal 500. So. Das sind die verfahrensgegenständlichen Fakten. Können wir uns auf diesen Sachstand einigen? Das Gericht sieht den Hergang jedenfalls auch so, das geht auch aus der Urteilsbegründung eindeutig hervor. Dass einer solchen Sicherheitslandung i.d.R. kein optimales Fuel-Management vorausgeht ist klar. Niemand, auch nicht der Pilot, behaupten er hätte alles prima gemacht. Das hat er in der Verhandlung auch klar geäußert. Fuel-Management war aber nicht Gegenstand des Verfahrens. Was ich im Artikel kritisiere ist ja nicht dass Richter oder BAF sich der Rechtsbeugung schuldig gemacht hätten. Was ich kritisiere, ist 1) Dass das BAF im Rahmen des amtlichen Ermessens einen solchen Sachverhalt ahndet 2) Ein Amtsgerichtsdirektor augenscheinlich sehr eng mit der Behörde zusammenarbeitet
Zu 1) The value of just culture has been widely acknowledged by regulatory authorities. The FAA last June issued a new “compliance philosophy” (FAA Order 8000.373, June 26, 2015) that places new emphasis on non-punitive means of rectifying deviations from regulatory requirements when disclosed. Noting that some deviations arise from factors like flawed procedures, simple mistakes, lack of understanding, or diminished skills, the FAA believes that such deficiencies “can most effectively be corrected through root cause analysis and training, education or other appropriate improvements to procedures or training programs for regulated entities....” Es liegt unstrittig im Ermessen des BAF solche Vorgänge nicht zu ahnden. Wenn das BAF es doch tut – was rechtens ist – muss es sich die Kritik gefallen lassen sein Handeln nicht an den akzeptierten Erkenntnissen zur Flugsicherheit auszurichten, sondern an anderen Kriterien. Das hat nichts mit "Knee-jerk" oder einem "großen grünen Hulk" zu tun, das ist einfach nur logisch. Okay – wo gehen unsere Meinungen also auseinander?
Also: Die Frage wie wir das Vorgehen des BAF beurteilen hängt wohl daran was wir vom BAF erwarten. Ich erwarte vom BAF die Förderung der Flugsicherheit. An dieser Erwartung gemessen ist die Ahndung solcher Vorgänge m.E. kritikwürdig.
Bei ausnahmslos jedem Flug passieren mir mehrere Fehler. Etwa einmal pro Woche passiert etwas, das, gemessen an den Standards die Richter Horn zugrunde gelegt hat ("Ich komme an der Formalie nicht vorbei"), ahndungsfähig wäre. Beispiele: - Falsche oder ungenaue Sprechgruppe Aufgrund von etablierten Mechanismen der Qualitätssicherung im Cockpit und aufmerksamer Kollegen gelingt es i.d.R. diese Fehler zu finden bevor sie BAF-sichtbar werden. Diese Mechanismen habe ich in 6.000 Stunden erlernt. Viele durch Abschauen bei erfahreneren Piloten. Ein paar sind angelesen und 1-2 brauchbare Einfälle hatte ich auch selber. Dass ich bei der Erkennung und Beseitigung meiner Fehler auf solche Mechanismen zurückgreifen kann verdanke ich dem Umstand dass anderen Piloten solche Fehler ebenfalls passieren und diese in unterschiedlichsten Formen offen thematisiert werden. Also z.B. als Erfahrung die der Fluglehrer weitergibt, als Vortrag, als Fachartikel, als SOP oder als Ergebnis einer Forschungsarbeit. Ich weiss nicht wie Ihr lernt, arbeitet und fliegt. Deshalb teile ich den Tenor der Human-Factors-Forschung und deshalb halte ich die Prioritäten des BAF für schädlich. Und deshalb, Herr Z., bin ich tatsächlich der Ansicht dass "ernsthaft die Sicherheitskultur in Deutschland in Frage [steht]" Oder etwas kürzer ausgedrückt: Ich hätte mich mit dem Lisa-Kunden viel lieber über Fuel-Management unterhalten als über die Frage ob "I like to go visual" nun ggf. gleichbedeutend mit "Cancel IFR" ist. viele Grüße | ||||||
"Allgemeines Rechtsempfinden" passt hier besser, weil es den völlig unnötigen Bezug zum Nationalsozialismus nicht hat. | ||||||
Danke Michael, genau die Geschichte mit der Avianca 52 kam mir auch in den Sinn, mir war nur die Fluggesellschaft entfallen. | ||||||
" "Ich finde es eigentlich niemals schlecht, sich und andere an den Nationalsozialismus zu erinnern (oder an das, was man in der Schule darüber gelernt hat). Nur so verhindert man doch, dass sich die Geschichte wiederholt. Schon jetzt finden viele Richter ihr Urteil nach Kriterien wie Arbeitsminimierung oder der "Drecksacktheorie", und betreiben statt Rechtsfindung nur Begründungsfindung. (Ich spreche aus Erfahrung, zum Glück nur im Zivilrecht). Das sollte man nicht noch erleichtern, indem man die Begründungsfindung noch abkürzt und mit "Rechtsempfinden" argumentiert. Wobei ich das niemandem hier so direkt unterstelle! - ich möchte da nur aus Prinzip einen Sicherheitsabstand wahren. | ||||||
Word! | ||||||
Lieber Jan, Du weisst selber - wahrscheinlich besser als Alle hier - dass neutrale Berichterstattung nicht möglich ist. Alleine an Hand der Frage, welche Tatsachen man berichtet und welche man nicht berichtet transportiert man immer eine Wertung die deutlich über die Tatsachen hinaus geht. Wenn Du schreibst: Ein Pilot sieht sich mit einer unklaren Spritsituation konfrontiert, bricht den IFR-Flug ab und landet auf einem bestens geeigneten Flugplatz auf dem der Flugleiter aber schon Feierabend hatte. Er stellt sich dabei allerdings ungeschickt und/oder unerfahren an und weicht von der IFR-Clearance im Luftraum E in VMC ab bevor er IFR formal richtig gecancelt hatte. Für letzteres wird er mit 500 Euro Bußgeld bedacht für die Landung mit nochmal 500. Dann ist das natürlich auf den ersten Blick eine Darstellung von Fakten. Manche davon sind sehr relevant, andere (z.B. Dass der Flugleiter Feierabend hatte) haben mit dem Fall überhaupt nix zu tun, aber sind zumindest nicht offensichtlich falsch (wenn man genau wäre, könnte man einwenden, dass wir nicht wissen, ober der Flugleiter Feierabend hatte oder den Rasen gemäht hat). Eine genauso richtige und objektive Beschreibung des exakt gleichen Sachverhaltes wäre aber z.B. auch: Ein Pilot sieht sich auf einem IFR-Flug mit einer unklaren Spritsituation konfrontiert, nachdem er im Flug erheblich von der vorigen Planung abgewichen ist und Möglichkeiten zum rechtzeitigen Nachtanken nicht genutzt hat. Er landet auf einem Flugplatz der aus einem ihm unbekannten Grund geschlossen war, obwohl ihm der Lotse mehrere Optionen aufgezeigt hat, auf geöffneten Plätzen legal zu landen - diese lehnte er aber unter anderem aus finanziellen Überlegungen ab. Bei dieser Landung wich er erheblich von der erteilten Freigabe ab, obwohl er sich in einem Luftraum befand, in dem der Lotse für die Staffelung von IFR zu IFR Verkehr verantwortlich ist. Sowohl für diese Abweichung als auch für die Landung auf einem geschlossenen Flugplatz wurde er bestraft. Sicher nicht „falscher“ als Deine Darstellung - nur anders. Und plötzlich erscheint die Entscheidung des Gerichts gar nicht mehr so weit her geholt... | ||||||
Hallo Jan / Herr Brill, wissen Sie, in Ihrer Antwort legen wieder genau nur Sie fest, was denn die Fakten sind, anhand derer sich der Leser ein Bild machen soll, und Ihrem „J’accuse“ folgen möge. Und bei denen sollen wir dann schön bleiben, und alles andere sind obskure anonyme Quellen aus dem Internet vermeintlicher Lotsen mit vager Erinnerung.
„… weshalb wir über die Einzelheiten recht gut informiert sind. Wir wollen uns in diesem Bericht aber auf die in der Verhandlung gerichtlich festgestellten Fakten beschränken."
Sie wissen deutlich mehr, wie Sie selber im Artikel schreiben, aber wir Leser sollen den von Ihnen abdeckten Bereich der Fakten ganz ausklammern, anonymen Beiträgen kein Gewicht geben, auch wenn sie ein wunderbar plausbiles Bild ergeben.
Nun ist aber das, was gerichtlich festgestellter Fakt wird, durchaus auch Umstand von dem, was der Beklagte zu seiner Entlastung vorbringt:
Sprich: Aus den vor Gericht weggelassenen Fakten darf man berechtigt erahnen, dass die von Ihnen zugedeckten Fakten nicht positiv sind und mit der Lotsendarstellung eine Menge Ähnlichkeiten haben würden. Ganz konkret also die Treibstoffnotlage langfristig absehbar war.
Richtig, der Pilot ist rein wegen fehlendem Cancel IFR verurteilt worden (und Al Capone wegen Steuerhinterziehung).
Und nun kommt Ihre Schlussfolgerung:
Jeder Pilot, der nicht Cancel IFR sagt, droht von der DFS angezeigt, der BAF verfolgt und vom AG Langen verurteilt werden. Empört Euch!
Und dieser Schluss ist eben falsch. Weil der Rest der Story von Ihnen zugehalten wird. Weil das Urteil eben nicht nur auf dem Vorwurf basiert, sondern auch auf dem, was der Pilot zur Verteidigung vorbringen konnte, nämlich so ziemlich nichts von Substanz. Nehmen wir doch den Fall, wie er jetzt gerade im neuen Thread entstanden ist, den Sie mit Ihrer Verunsicherung ausgelöst haben!
Dieser Pilot hätte einen gerichtsfesten Fakt als Verteidigung: „Der Lotse hat mir doch zu verstehen gegeben, dass er jetzt meinen alten „Cancel IFR“-Wunsch aufleben lässt“. Und es ist mitnichten gesagt, dass das AG Langen diesen Fall genauso urteilen würde, weil es eine andere Zusammenstellung von Fakten ist, die eine plausible Verteidigung beinhaltet.
Nehmen wir einen weiteren fiktiven Fall: Ich habe auch nicht „Cancel IFR“ gesagt, und habe keine guten Gründe, sondern schlichtweg gepennt. Rein objektiv müsste mich das AG Langen jetzt genauso verurteilen. Eigentlich. Vielleicht auch nicht, wenn ich nicht vorher die Lotsen geärgert habe und ein paar andere Umstände am Rande aufgetreten sind, über die sich BAF und Gericht austauschen. Vielleicht meldet die DFS auch gar nicht jeden Piloten, der nicht „Cancel IFR“ sagt, an die BFA.
Und nun noch eine kleine Differenz zwischen den „gerichtsfesten Fakten“ und Ihrem Artikel:
Der Pilot dürfte vor Gericht aus gutem Grund gesagt haben: „Die Umstände, warum ich plötzlich Landen wollte, und ihre Vorgeschichte, mögen nach meinem Wunsch nicht Gegenstand der Betrachtung des Gerichtes sein“. Und das Gericht nickte weise „Wir wissen, was Sie meinen“. Und verknackt wegen der fehlenden Phrase bei Entschuldigung.
Uns hingegen verkaufen Sie die Story, dass der Pilot einen Fehler in einer Notlage gemacht habe, die entschuldbar wäre und jedem von uns passieren könnte, aber das Gericht ihn gnadenlos verknackt habe.
Merken Sie den Unterschied?
Grundsätzlich ist das selektive Auswählen von gerichtsgegenständlichen Fakten das gute Recht eines Angeklagten.
Für Journalismus hingegen ist das selektive Auswählen von Fakten Manipulation des Lesers.
Viele Grüße,
Georg v. Zezschwitz
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wissen Sie, in Ihrer Antwort legen wieder genau nur Sie fest, was denn die Fakten sind, anhand derer sich der Leser ein Bild machen soll, Nee, eben nicht. Ich verlange vom Leser ja gerade nicht meiner Auswahl der Fakten zu folgen, sondern stelle den Artikel auf die Basis des gerichtlich ermittelten Sachverhalts. Das ermöglicht es bei überschaubarem Umfang des Texts von einem hoffentlich allgemein akzeptierten Erkenntnisstand auszugehen. Offenbar ist es mir in meinem Beitrag nicht gelungen ist das klar zu machen, daher habe ich es nochmals präzisiert.
So ein Käse! In den Artikel schafft es das was nach halbwegs anerkennter journalistischer Methodik nachprüfbar ist. Der Pilot dürfte vor Gericht aus gutem Grund gesagt haben: „Die Umstände, warum ich plötzlich Landen wollte, und ihre Vorgeschichte, mögen nach meinem Wunsch nicht Gegenstand der Betrachtung des Gerichtes sein“. Sorry, komme nicht mehr mit. Ich weiss nur was der Pilot vor Gericht gesagt hat. Warum legen Sie ihm Äußerungen in den Mund??? Grundsätzlich ist das selektive Auswählen von gerichtsgegenständlichen Fakten das gute Recht eines Angeklagten. Für Journalismus hingegen ist das selektive Auswählen von Fakten Manipulation des Lesers. Der Vorwurf ist schon sehr hässlich. Haben Sie sich die Mühe gemacht das Urteil zu lesen bevor Sie mir so etwas unterstellen? | ||||||
Hi Florian, danke für Deinen Beitrag, das ist eine nette Text-Übung. Hatten wir in der 9. Klasse gemacht in Deutsch sowas. War ich recht gut drin ;-) und es war lehrreich. Ich stimme Dir zu, beide Darstellungen sind richtig und wir könnten Wochen diskutieren und würden zu keinem Ergebnis kommen was zutreffender ist. Was ist im Sinne der Flugsicherheit? Sanktion oder Sicherheitskultur? Ich schließe mich da der Ansicht der FAA an. | ||||||
Ich bin nicht der Ansicht, dass Florians Zusammenfassung treffend ist. Es war nicht illegal, auf dem geschlossenen Flugplatz zu landen. Und da irrt auch das Gericht. Ganz gleich, ob der Pilot an Alternativen vorbei geflogen ist. Die Situation, in der er sich zur Landung entschloss, rechtfertigte eine Sicherheitslandung. Eines Notfalls bedarf es dazu nicht. Klar, er hat die Situation, die eine Sicherheitslandung erforderte, selbst herbeigeführt. Das kann man ahnden. Aber die Landung? Absurd. | ||||||
... ok, da hast Du Recht. Ich meinte Florians Version fasst das Urteil ebenfalls richtig zusammen. | ||||||
Grundsätzlich ist das selektive Auswählen von gerichtsgegenständlichen Fakten das gute Recht eines Angeklagten. Für Journalismus hingegen ist das selektive Auswählen von Fakten Manipulation des Lesers. Der Vorwurf ist schon sehr hässlich. Haben Sie sich die Mühe gemacht das Urteil zu lesen bevor Sie mir so etwas unterstellen? Ja, das ist er, und ich möchte zunächst einmal etwas Dampf rausnehmen:
Wie viele andere Leser bin ich der Meinung (auf Basis der von Ihnen geschilderten Fakten), dass die „Besprechung am Rande“ bezüglich des deutschen Piloten in England nicht korrekt ist.
Ihr Punkt
2) Ein Amtsgerichtsdirektor augenscheinlich sehr eng mit der Behörde zusammenarbeitet
ist daher sogar recht zurückhaltend formuliert.
Daneben machen Sie eine gute Zeitschrift (die einzige, die ich im Abo habe), und herzlichen Dank für den Betrieb des Forums, und den bisher souveränen Umgang mit Kritik im eigenen Forum (sogar mit Kritik, die man hässlich und „Käse“ findet).
Nun gibt es ein erstes journalistisches Problem: Die klassische Zeitung kennt zwei Bereiche: Die Berichterstattung, die eigentlich der Neutralität folgen soll, und den Kommentar.
Liest der geneigte Leser den Kommentar, findet er die subjektive Einordnung einer (typischerweise umfassend berichteten) Sachlage. Der Kommentator kann dem Leser unterstellen, neutrale Berichte zum Vorgang im Nachrichtenteil gelesen zu haben, ggf. über andere Medien wie z.B. den Rundfunk zu verfügen, der über die gleichen Vorgänge berichtet. Das ist Zeitung classic.
Ihre Artikel sind häufiger durch folgende Abfolge geprägt:
- Schilderung eines Sachverhaltes
- Kommentar und Schlussfolgerungen
Da wir nicht von Politik, sondern einem „Special Interest“ reden, ist das bedauerlich, aber wohl unvermeidlich. (Wobei man natürlich auch auf das Kommentieren verzichten könnte). Sorry, mal als positives Feedback: Ich bin von jedem Philipp Tiemann-Artikel begeistert, aber nicht jedem und der Vielzahl der Kommentare.
Damit sind wir bei einem Teil meines Vorwurfs, dem "berichterstattendem Kommentar“ als Ihrem Stil.
Nun gibt es eine Gelegenheit, dass wir ein Missverständnis aufklären:
Meine Erwartungshaltung ist, dass, wenn ich den Berichtteil Ihres Artikels gelesen habe, genügend Fallwissen plus meiner Erfahrung habe, um dem Kommentarteil zuzustimmen, ohne zu sagen: „Da haben Sie aber versucht, mich zu manipulieren. Sie haben wesentliche Punkte weggelassen“.
Sie können natürlich sagen: Mein Kommentarteil setzt voraus, dass Sie nicht nur meine Faktendarlegung kennen, sondern sich auch das Urteil besorgt haben, Hintergründe kennen, u.s.w. Sie müssen doch wirklich mehr als mein Magazin kennen, um meine Kommentare zu reflektieren! So klingt das in "Haben Sie überhaupt das Urteil gelesen?" an.
Mal angenommen, das elegante Missverständnis hilft noch nicht, und Sie sagen: Nein, grundsätzlich habe ich den Anspruch, im Berichtteil die notwendigen Fakten darzulegen, bevor ich darüber kommentiere.
Dann sollten wir jetzt rückwärts von den Aussagen ausgehen, die Sie im unteren Teil treffen:
„Wir Piloten trauen Euch Lotsen schon lange nicht mehr“ (weil Ihr uns anzeigt) lassen wir mal weg. Ob ich jemandem traue oder nicht, ist so stark meine persönliche Einschätzung, da kann man mich nur schwer manipulieren.
Vor allem aber:
"Denn wenn Sie auch bei ansonsten eindeutig vorgetragenen Absichten („Ich lande jetzt in Gunzenhausen“) im Stress auch nur eine Sprechgruppe vergessen oder ungenau wiedergeben („I like to go visual“), wird dies unweigerlich
Das findet sich abgeschwächt wieder im heute formulierten:
1) Dass das BAF im Rahmen des amtlichen Ermessens einen solchen Sachverhalt ahndet. (Das ist Punkt 2 der Triologie oben)
Und nun kommt eben der Vorwurf der Manipulation an Sie:
Und *zugleich* postulieren Sie:
Das entschuldigen Sie mit: „Ich will mich als Journalist nur auf die gerichtlich festgestellten Fakten berufen“.
Das Wissen der DFS über den Vorgang ist aber viel umfassender als die gerichtlich festgestellten Fakten, da sind wir uns wohl einig.
Und mutmaßlich ist die BFA auch nicht nur auf Basis der letztlich vom Gericht festgestellten Fakten zum Entschluss der Anzeige gekommen.
D.h., beide Institutionen bezogen sich auf Fakten, die nicht Gerichtsgegenstand waren, und die Sie etwas hübsch darstellen, sich beim Lotsenbericht aber haarsträubend darstellen.
Sie sagen: „Die melden alles weiter, das BFA zeigt alles an“, die beiden Foresti sagen netter formuliert „Nein, dass war ein Vollidiot aus dem Bilderbuch - und da ist dann mal gut - einen Teufel zeigen wir jeden Fehler an“. Aber das sind anonyme Internetkommentare.
Also, wir können uns auf zwei Varianten einigen:
Oder noch einfacher: Können wir uns darauf einigen, dass die DFS nicht jedes Fehlverhalten anzeigt, und auch die BAF möglicherweise nicht alles zum Bußgeldbescheid bringt, was juristisch wasserfest ist?
Oder noch viel einfacher: Einfach mal auf einen Kommentar verzichten und nur berichten?
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Sorry, aber das ist schon ein echt anstrengendes Geschwafel. Weißt Du eigentlich manchmal, was Du eigentlich sagen willst? Dampf: Vielleicht weniger heiße Luft erzeugen, dann musst Du nachher nicht so viel Dampf raus nehmen! | ||||||
Alexis, ich weiß, dass es Deine intellektuellen Kapazitäten übersteigt, mehr als 3 Sätze zu lesen oder gar zu schreiben. P.S. Sind aber grundsätzliche Überlegungen zum (PuF-)Journalismus, also eigentlich genau Dein Thema. | ||||||
Was ist im Sinne der Flugsicherheit? Sanktion oder Sicherheitskultur? Ich schließe mich da der Ansicht der FAA an. Lieber Jan, ich glaube, auf dieser Basis liegen wir gar nicht weit auseinander: Ich würde es nicht nur im Sinne der Flugsicherheit auch für besser halten, wenn ein solcher Pilot nicht zu einer Geldbusse verurteilt werden würde, sondern das BAF oder LBA wie die FAA die Möglichkeit hätte, z.B. 5 Stunden Nachschulung in einem „veryfied and documented“ Schulungsprogramm anzuordnen. Nur wenn der betroffene Pilot so eine Nachschulung ablehnt, dann sollte wie in den USA ein Bussgeld fällig werden. | ||||||
Ich bin nicht der Ansicht, dass Florians Zusammenfassung treffend ist. Es war nicht illegal, auf dem geschlossenen Flugplatz zu landen. Und da irrt auch das Gericht. Ganz gleich, ob der Pilot an Alternativen vorbei geflogen ist. Die Situation, in der er sich zur Landung entschloss, rechtfertigte eine Sicherheitslandung. Eines Notfalls bedarf es dazu nicht. Wenn hier wieder eine sachliche Diskussion möglich ist, dann ist es ja durchaus spannend, diesen Punkt zu diskutieren. Ich bin hier nämlich wirklich rechtlich anderer Meinung: Eine Sicherheitslandung zeichnet sich im Unterschied zu einer Notlandung dadurch aus, dass sie zwar angeraten, aber nicht unbedingt notwendig ist - der Pilot also eine Wahl hat. Dennoch ist sie natürlich grundsätzlich auch auf geschlossenen Flugplätzen zulässig - genau so wie auf jedem anderen geeigneten Flurstück. Allerdings ist es durchaus zumutbar, dass der Pilot seine Wahl in so weit ausnutzt, als dass er Alternativen bevorzugt, bei denen ein Rechtsverstoss nicht notwendig ist. Bei dieser Entscheidung dürfen dabei weder wirtschaftliche Argumente, noch Bequemlichkeit (also z.B. Verfügbarkeit von Treibstoff) eine Rolle spielen. Wenn der geschlossene Flugplatz das einzig geeignete Landefeld im 50 km Umkreis ist, dann wird kein Mensch was sagen. In diesem Fall ist der Pilot bewusst über geeignete legale Landefelder hinweg bzw. vorbei geflogen und zwar aus Gründen, die mit Flugsicherheit nichts zu tun haben. Daher war die Landung auf diesem (geschlossenen) Landefeld eben gerade nicht aus Gründen der Flugsicherheit erforderlich und somit nicht von der Erlaubnis des §25 LuftVG gedeckt. Wichtig bei dieser Beurteilung ist, dass der Pilot wusste, dass dieses Landefeld geschlossen ist während andere aus Sicht der Flugsicherheit gleich gut geeignete Flugplätze geöffnet waren. | ||||||
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