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Leserreise 2022: AirVenture Oshkosh  
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Funkaufzeichnung / Textnachricht aus dem Cockpit
Einträge im Logbuch: 17
Reykjavik - Das Vorfeld füllt sich
 
9. Juli 2022 Jan Brill

Leserreise: Tag 1


Auftakt mit Gegenwind – die Leserreise 2022 ist unterwegs!

Der erste Tag der Leserreise 2022 war dominiert von extremen Windbedingungen über der Nordsee und dem Nordatlantik. Am Freitagabend traf sich ein Großteil der Gruppe in Bergen/ENBR für den gemeinsamen Flug nach Reykjavik/BIRK am Samstag. Bergen wurde seinem Ruf als Stadt mit dem miesesten Wetter in Norwegen mehr als gerecht. Der guten Stimmung am Abend hat das nicht geschadet. Auch nicht die Windvorhersage für den nächsten Tag, mit bis zu 80 Knoten Gegenwind auf dem Weg nach Island.


Gruselige Windverhältnisse, selbst in FL240
Die Abfertigung in Berge klappte problemlos,. Gebühren konnten online bezahlt werden, nur das tanken mit der etwas eigenwilligen Tankstelle war eine Herausforderung. Auf dem weitläufigen Flugplatz war die Gruppe verteilt abgestellt, ohne Sicherheitskontrolle oder sonstiges Gedöns kamen wir zu unseren Flugzeugen und auch wieder weg. So einfach und kostengünstig (60 Euro Gebühren) kann die Nutzung eines Verkehrsflughafens sein ...

Die Windvorhersagen, die beim ersten Treffen der Crews am Freitagabend die Runde machten sahen für den Weg nach Reykjavik indes gruselig aus. Ein kräftiger Jetstream lag vor der norwegischen Küste und wehte exakt gegen unsere Flugrichtung. Für die typischen Turboprop-Höhen bedeutete das in FL280 Gegenwind von 80 Knoten und mehr. Aber auch tiefer, unterhalb 10.000 ft hatte wir noch mindestens 30 bis 40 Knoten Gegenwind zu erwarten.

Der direkte Weg nach BIRK ist rund 800 NM lang. Allerdings hatten wir in Egilsstadir/BIEG noch einen Tankstopp arrangiert, der die Länge des ersten Teilstücks auf 612 NM verkürzte. Davon mussten aufgrund des Windes auch zahlreiche Crews Gebrauch machen.

Für die Kolbenflieger war die Taktik klar: Wegducken vor dem Wind so tief wir möglich. Gerade hoch genug, dass man nicht im Eis fliegt, aber tief genug nicht im Jetstream stecken zu bleiben. Das funktionierte für die Kolbenflieger auch recht gut.

Für die Turbinen und den CirrusJet bot sich diese Option nicht. Diese Flugzeuge müssen über ca. FL200 fliegen, sonst kommen sie nirgendwo hin. Es wurden also Long-Rang-Cruise-Tabellen zu Rate gezogen und Berechnungsformeln für die Optimierung ausgetauscht. Ohne die Option in Egilsstadir zu landen hätte wohl niemand den Flug angetreten.

Die Optimierung musste als zwischen einer noch größeren Flughöhe und noch mehr Gegenwind und einer tieferen Flughöhe und mehr Verbrauch getroffen werden. Keine ganz einfache Aufgabe die eine gute Kenntnis der Flugzeugperformance erforderlich macht.


Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass sich der vertikale Gradient des Windes im Laufe der Strecke etwas ändert. Das kann man nutzen!
Einmal in der Luft zeigte sich, dass die Vorhersage (leider) haargenau stimmte. Allerdings zeigte sich beim genauerem Studium der Vertical Cross Section, dass eine kleine Besonderheit gab, die uns in der Cheyenne zumindest zugute kam. Etwa bis zur Hälfte der Strecke (ca. Faröer), also so lange man noch unter dem Jetstream flog, hatte der Wind bis FL300 einen ausgeprägten Gradienten mit er Höhe. Auch über FL200 nahm die Windgeschwindigkeit mit der Höhe noch stetig zu. Von ca. 60 Knoten in FL200 auf über 80 Knoten in FL280.

Das änderte sich allerdings wenn man den Jetstream einmal hinter sich gelassen hatte. Ab ca. den Faröern, hatte man “nur” noch konstant ca. 60 Knoten auf der Nase. In FL200 ebenso wie in FL280.

Diese Vorhersage wurde durch vorausfliegende Maschinen der Gruppe auch bestätigt, sodass wir uns entschlossen mit der Cheyenne die erste Hälfte der Strecke in FL200 mit Max-Cruise zu fliegen um dann ab den Faröern auf FL280 zu steigen und Economy zu fliegen. Und genau das klappte auch, wodurch wir unsere Flugzeit und den Spritverbrauch zumindest etwas optimieren konnten. Somit konnten wir mit guten 400 lbs (eine Stunde) Sprit im Tank in BIRK anfliegen ohne nennenswert die Leistung reduzieren zu müssen.

Ermöglicht wurde diese flexible Flugtaktik auch durch die dank ADS-B inzwischen lückenlose Radar-Coverage zwischen Norwegen und Island.

Das Beispiel zeigt was es bringen kann in der Gruppe zu fliegen. Ohne die Bestätigung der Vorhersage durch Vorausfliegende Maschinen der Gruppe hätten wir uns sicher nicht getraut auf der ersten Hälfte des Fluges so großzügig mit dem Sprit umzugehen.


Ein vertrautes Bild zum Auftakt eines Nordatlantik-Flugs. Anflug auf die Piste 19 in BIRK, bei typischen isländischen Sommerwetter.
Bei regnerischem und kühlen Wetter erreichten die Flugzeuge dann allesamt Reykjavik, wo wir wegen der hohen Anzahl der Teilnehmer auf zwei Hotels aufgeteilt sind. Den Sonntag werden wir in Reykjavik verbringen, einige Maschinen werden noch zur Gruppe stoßen.

Am Montag geht es dann rund 700 NM nach Ilulissat/BGJN auf Grönland!



Bewertung: +10.00 [10]  
 
 




10. Juli 2022: Von Friedhelm Stille an Jan Brill
Angenehme Reise! Freue mich auf die Berichte.
10. Juli 2022: Von Wolfgang Lamminger an Jan Brill

wow! - das bremst die Groundspeed gewaltig aus :-o und dann auch noch durch (vorhergesagtes) Eis im Climb auf 280 ...

Wünsche Euch ab sofort nur noch Rückenwind und CAVOK ;-) - Viel Spaß!!


3 Beiträge Seite 1 von 1

 

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