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Engagierter Journalismus aus Sicht des eigenen Cockpits
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Explorationsflug Leserreise 2011  
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Funkaufzeichnung / Textnachricht aus dem Cockpit
14:42:45 Nachricht: Kartoum; nicht nur einer der schnellsten Fuelstopps der Reise, sondern auch der bislang guenstigste
11:58:14 Nachricht: Endlich airborne. Die Chancen, dass Addis zu unserem Lieblingsflugplatz wird sind eher gering.
Fotostrecke: Zanzibar
Einträge im Logbuch: 13
Rückkehr über den Flughafen am Ende des Universums
 
20. November 2010 Jan Brill

Leserreise: Tag 12 und 13


Northbound: Kenia, Addis Abeda, Khartoum und Luxor

Der Flughafen von Addis Abeda in Kombination mit schwerer Durchfallerkrankung kann einem schon etwas den Tag vermiesen. Andere als problematisch bekannte Flugplätze erweisen sich hingegen als problemlos. Kurz nach dem Abflug in Zanzibar wird der Autor trotz Vorsicht bei der Auswahl der Speisen doch noch von der lokalen Bakterienvielfalt der Region eingeholt. Die Details wollen wir dem Leser selbstverständlich nicht zumuten, es sei lediglich gesagt, dass sich der resultierende Rhythmus ganz und gar nicht mit den Erfordernissen eines Flugs quer durch Nordost-Afrika verträgt. Nachdem wir auf dem Hinweg schnell und in bis zu 1.000 NM langen Legs via Jeddah und Dschibuti direkt zum Kilimanjaro geeilt waren, wollen wir auf dem Rückweg nach Europa weitere Stopps auskundschaften um der Leserreise die einfachste und angenehmste Anreise in die Serengeti zu ermöglichen. Wir fliegen also zunächst von Zanzibar nach Eldoret in Kenia.


Abstellplatz in Addis Abeda. Nicht das allerbeste Omen, aber Teile wären bestimmt zu bekommen.
Eldoret (HKEL) ist ein brandneuer Flugplatz mit einer Piste und einem gigantischen Tower, der das auf 7.000 ft gelegene Hochland überragt. Der riesige Tower, würde gut an einen Platz wie Frankfurt passen und steht ein wenig im Gegensatz zu den sechs bis acht Flugbewegungen hier pro Tag. Kenia hatte ja in der Vergangenheit durchaus seine Probleme mit Korruption im öffentlichen Sektor und so sind wir gespannt was uns erwartet. Tanken klappt reibungslos, die Landegebühr ist mit 18 Dollar sehr moderat.

Bei Flugplanaufgabe und der Bezahlung der Navigation-Charges hakt es jedoch. Das AIS-Büro ist top modern extrem sauber und gut ausgerüstet, besser als so mancher Briefing-Raum an deutschen Flugplätzen. Eine gut gekleidete Dame nimmt Flugpläne entgegen und kassiert die ATC-Gebühren. Überall - wirklich überall - hängen Plakate die die Professionalität der kenianischen Zivilluftfahrtbehörde verkünden. Groß und für alle gut lesbar hängt die Preisliste am schwarzen Brett: Für 2,5 bis 5,0 Tonnen werden 68 US-Dollar ATC-Gebühren fällig. Direkt daneben ein großes allgemeines Plakat zur Korruptionsbekämpfung in Englisch und in der Landessprache: "Zahlen Sie nur was in der Gebührentabelle steht! Zahlen Sie nicht für Ihr Recht!". Dazu eine Karikatur die einen gierigen Beamten und eine entsetzte Kenianerin zeigt sowie eine Telefonnummer zur Meldung von Schmiergeldforderungen. Kenia nimmt die Korruptionsbekämpfung offenbar ernst.

Als ich dann 68 Dollar abzähle und zahlen möchte die Überraschung: Nein in Dollar könne man nicht zahlen, nur in der Landeswährung Schilling. Ich weise höflich drauf hin, dass die Preisliste - immerhin offizieller Ausdruck aus der AIP - in Doller ausgewiesen sei und ich außerdem keine kenianische Schilling bei mir hätte. Dann müsste ich umtauschen. Im Flughafen gäbe es eine Bank die umtauschen könne. Der Dollarbetrag würde pauschal mit 1:80,8 umgerechnet. Ich vergleiche den Kurs an der Wechselstube. Dieser ist deutlich schlechter. Aus den 68 Dollar sind so schon knapp 80 geworden. Es kommt aber noch besser: Die Bank tauscht nur in ganzen Tausendern. Der Schilling-Betrag kommt auf 5.400, die restlichen Schilling darf ich dann mitnehmen. Da die kenianische Währung aber nicht unbedingt als die stabilste Geldanlage Afrikas bekannt ist, kann ich diesen Rest dann getrost abschreiben. Schon sind wir bei 90 Dollar.


Auch der Bus hat's hinter sich. Addis wird kaum zu unserem Lieblingsflughafen werden, dies liegt vor allem an der für die GA maximal ungeeignete Infrastruktur dort und den etwas müden Handling-Agenten.
Ich erkläre gemäß dem großen Plakat nur zu zahlen was auf der Gebührentabelle ("Fee Table") steht: 68 Dollar - ich möchte schliesslich nicht die kenianischen Bemühungen zur Korruptionsbekämpfung unterwandern. Es folgen endlose Telefonate bis zum Chef des kenianischen AIS. Dieser ist zunächst sehr unwirsch und droht uns nicht starten zu lassen. Als ich drohe ihn bei meiner "Company" zu melden wird er geschmeidiger: Es erklärt, in Schilling könne ja nur bezahlt werden, solange die Bank offen habe. Nun sei die Bank aber geschlossen, daher könne ich ausnahmsweise in Dollar bezahlen. Gesagt - getan, ich zahle 68 Dollar und verlasse das Terminal vorbei an der geöffneten und mit Kunden gefüllten Bank. Welcome to Kenia!

Von Eldoret (HKEL) fliegen wir nach Addis Abeda (HAAB). Dort kommen wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit an und werden auf dem "Maintenance-Apron", einer Art Flugzeug-Hospiz für schwerkranke und sterbende Maschinen abgestellt. Überall Verfall. Das Vorfeld ist kaum zum Rollen geeignet. Öldosen und Bremsklötze liegen heraum. Wir warten zwei Stunden auf Treibstoff. Kein Erfolg. Es kommt auch niemand um uns eventuell zum Terminal zu bringen. Selbst als wir die Handling-Company kontaktieren tut sich: Nichts.

Die Sache wird dadurch verschärft, dass sich bei mir die offenbar in Zanzibar erlebte Bakterienvielfalt der Region im Verdauungssystem nun überdeutlich bemerkbar macht. Dies führt zu Bedürfnissen, die sogar noch wesentlich dringender sind als Sprit oder Ground-Handling. Wir werden auf dem weit abgelegenen Vorfeld jedoch einfach ignoriert.
Irgendwann, wir haben die Hoffnung auf Sprit heute Abend schon lange aufgegeben, erbarmt sich ein Follow-Me uns wenigstens zum Terminal zu bringen. Dank Pilotenuniformen und Crew-Ausweisen bleibt uns die gefürchtete Einreise-Bürokratie erspart. Inzwischen hat sich bei mir Fieber breitgemacht und die physische Leistungsfähigkeit ist im Keller. Die ewig langen Wege durch den Flughafen nerven also richtig. Das Warten auf das Hotel-Shuttle auch: Noch mal gut eineinhalb Stunden.

Nach einer unschönen und fiebrigen Nacht ist am späten Vormittag die körperliche Verfassung soweit gefestigt, dass an einen Flug wenigstens zu denken ist. Wir bewegen uns zum Flughafen, laufen kreuz und quer durch das Terminal und suchen nach unserem Handling-Agenten. Keine Spur. Irgendwann befinden wir uns auf dem Vorfeld: Immer noch keine Spur vom Handling-Agenten. Wir schlagen uns zum AIS-Büro durch und gerade als ich mit der Flugplanaufgabe und der Überprüfung der Permission-Nummern fertig bin kreuzt der Handling-Agent auf. Immerhin, er schafft es einen Tankwagenfahrer zu überzeugen uns Treibstoff zu verkaufen.

Alles dauert hier ewig. Die Bewegung auf dem Flugplatz wird auch dadurch erschwert, dass die unzähligen Crew-Kleinbusse nur fahren dürfen, wenn ein Security-Beamter an Bord ist. Security-Beamte scheinen aber Mangelware zu sein, und so kommt es, dass die Busse samt Fahrer oft nutzlos irgendwo herumstehen. Zudem erleben wir viele Menschen hier nicht unbedingt als hilfsbereit, offen oder auskunftsfreudig. Wir erkundigen uns noch nach Avgas und erörtern die Verfügbarkeit für die Gruppe im März. Dann muss irgendeine "Security-Clearance" eingeholt werden und irgendwann bekommen wir endlich den ersehnten Startup. Die Chancen, dass Addis zu unserem Lieblingsflughafen wird, sind eher gering.


Anflug auf Khartoum. Hier klappt alles wie am Schnürchen.
Ganz anders präsentiert sich Sudan. Schon ATC hebt sich von Addis mit gut verständlichem Englisch ab. In Khartoum wartet dann die Handling-Firma ASAR bereits mit dem Flugplanformular und Tankwagen an der Parkposition. Der Sprit ist mit umgerechnet 0,33 Euro pro Liter sensationell günstig, die Gebühren mit 190 Dollar plus 300 Dollar Handling erträglich, vor allem engsichts des Sprit-Preises. Der Handling-Agent gibt für uns den Flugplan auf, fährt mich zum Terminal für den Pittstopp und versorgt die zahlreichen Security-Offiziellen, die neugierig nach unserem Flugzeug schauen. Auch Gespräche kann man hier führen. Wir besprechen mit dem Tankwart eine mögliche Avgas-Versorgung für die Gruppe: "No Problem", wir sollten aber nicht vergessen sein Land auch zu besuchen, er lädt uns ein gleich ein paar Tage im Sudan zu verbringen, was wir aber wohl eher nicht tun werden. Selbst mit den Security-Leuten kann man sich in passablem Englisch freundlich unterhalten. Der Unterschied zu Addis könnte kaum größer sein.

Nach weniger als einer Stunde sind wir wieder "Ready-for-Startup". Es folgen noch mal drei Stunden Flug den Nil hinab nach Luxor. Dort dann wieder ein Dämpfer: Das vierköpfige Tank-Team vergisst zunächst komplett das Flugzeug zu erden. Dann klemmen die ägyptischen Tank-Helden die grobe Masseklemme an den filigranen Kabelbaum des vorderen Fahrwerks-Squad-Switch der Cheyenne und reissen dabei zwei Kabel ab. Simon fährt fast aus der Haut, ich bin entsetzt. Es folgt ein wortreicher Buhai zwischen Handling-Agent, Tankwart und so ziemlich jedem anderen Warnwesten-Träger am Flughafen.
Irgendwann stehen fünf Fahrzeuge und bestimmt dreimal soviele Leute um die Cheyenne herum und schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Ich bin beeindruckt von der agyptischen Methode der Problem-Erörterung: Man ruft einfach alle Beteiligten und Unbeteiligten um Umkreis zusammen und brüllt sich solange an bis einer die Lust verliert!

Wir beschliessen den Schaden morgen bei Helligkeit zu begutachten und fahren zunächst ins Hotel.


  
 
 





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